Über die Schwierigkeit einer Pinochet-Biografie
Es ist wahrlich nicht leicht, eine Biografie über Pinochet zu verfassen. Augusto Ramón Pinochet Ugarte, der chilenische Putschist und Diktator, ließ tausende Menschen foltern und töten und versuchte mit ungeahnter Härte, alles und jeden zu kontrollieren.
Paul Friedrich Heller macht auch gleich zu Beginn klar, dass es eine „politische Biografie“ sei, da ihm „zu Pinochet als Person“ nichts einfalle (S. 8). So erklärt er sehr eindrucksvoll die innere Dynamik des chilenischen Machtapparats und damit Pinochets Einbindung in und Abhängigkeit von seinem Umfeld. Er vermeidet jedoch „alle psychologischen Deutungen“ (S. 109) und, dass wir uns mit Pinochet identifizieren. Wie kann Heller auch wollen, dass wir uns mit dem Diktator und Mörder identifizieren? So sehr dies nachvollziehbar ist, bewirkt es, dass Pinochet unnahbar bleibt: Was bewegte Pinochet? Seine Machtgier? Oder doch vielleicht sein authentischer Glaube an das, was er tat (mag dieser auch noch so menschenverachtend gewesen sein)?
Hellers Herangehensweise wird vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie verständlicher. Er machte ab 1974 bei Amnesty International Menschenrechtsarbeit für gefangene und gefolterte Chilenen, so dass er die Diktatur aus der Perspektive der Opfer kennenlernte. Eine wertfreie Annäherung ist seiner Meinung nach gar nicht möglich, sondern „würde die Leiden der Opfer ignorieren“ (S. 9/10). Aus der Opferperspektive kann es nur eine „Täterbiografie“ geben. So schreibt Heller über den Diktator, nicht über den Menschen Pinochet. Das veranlasst ihn dazu, nicht Pinochets Leben rein chronologisch zu betrachten, sondern mit einem thematischen Verfahren „möglichst schlüssige Einzelstudien“ über die Diktatur zu schreiben. Damit bringt er „die Chronologie durcheinander“ (S. 8), wie er selbst feststellt. Das verwirrt zuweilen, ist aber bei stetem Betrachten des Gesamtkontextes nicht weiter schlimm.
Heller geht kurz auf Pinochets Leben vor der Diktatur ein, schildert dann detailliert den Putsch und die ersten Jahre der Repression, bevor er den Aufstieg des Generals zum Alleinherrscher darlegt. Danach beschreibt der Autor das Krisenjahr 1978, in dem sich Pinochet als absoluter Diktator zu behaupten wusste. Nach einem Kapitel zu den Jahren der Alleinherrschaft und dem Verlust der Macht folgt ein weiteres zu Pinochets Leben nach dem Abtritt als Diktator und zu seinem Tod. Im Anhang befinden sich zudem das offizielle Communiqué des chilenischen Außenministers zur Entlassung Leighs, einem der vier Junta-Generäle und stärksten Konkurrenten Pinochets, und der „Brief an die Chilenen“, Pinochets politisches Testament. Zum Schluss ist zur besseren Übersicht eine zweiseitige Chronologie des Lebens Pinochets hinzugefügt.
Sein Leben vor dem Putsch
Da für Heller Pinochets Leben vor und nach der Diktatur nur zweitrangig ist, legt er dessen persönlichen Werdegang nur kurz dar. Pinochet stammte aus einer kleinbürgerlichen, katholischen Familie aus der Hafenstadt Valparaíso. Bereits in seiner Jugend wird deutlich, dass Pinochet durch und durch ein Militär war. Für ihn stellten Gehorsam, Disziplin, Härte, Loyalität, Aufopferung und Effizienz die zentralen Werte dar und er dachte auch stets in militärischen Kategorien. Bis zum Ende seines Lebens dienten ihm der französische Kaiser Napoléon Bonaparte und insbesondere der spanische Diktator Francisco Franco als Vorbilder. Pinochet war der sozialistischen Regierung zunächst treu. Allende ernannte ihn sogar im Monat vor dem Putsch aufgrund des in ihn gesetzten Vertrauens zum Oberkommandierenden des Heeres, obwohl er als nicht überdurchschnittlich begabt beschrieben wird. Er war auch nicht die treibende Kraft des Putsches gegen Allende, sondern schloss sich den Putschisten erst in letzter Minute an, als ihm klar wurde, dass die Unidad Popular sich nicht länger halten konnte. Er sagte, „das Schicksal“ (S. 32) habe ihn auserwählt, damit er das Vaterland rette. Er hatte keine umfassende Ideologie, doch bereits in den Vierzigern erwähnte er erste Abneigungen und Argwohn gegenüber den Kommunisten. Zudem freundete sich Pinochet mit dem Nationalsozialisten Walther Rauff an, der durch den Bau von Gaswagen für die Vernichtung von Juden in Deutschland verantwortlich gewesen war.
Der autoritäre Militär in der Junta
Das mit Abstand längste Kapitel widmet sich der Phase des Putsches und der Machterhaltung durch Repression zu Beginn der Diktatur. Es beginnt mit einer ausführlichen Beschreibung des Staatsstreichs. Die traditionell unpolitische Position der Militärs habe den Anschein eines echten Putschs erweckt, jedoch drängte die politische Rechte faktisch die Militärs zum Handeln, ohne selbst handlungsfähig zu sein. Damit tat das Militär so, „als ob es eine Revolution besiegen und einen Bürgerkrieg beenden müsse, und es handelte als politisches Ersatzsubjekt“ (S. 33). Zwar hatten die vier Junta-Mitglieder Pinochet, Merino, Leigh und Mendoza keine konkreten Staatsvorstellungen und gerieten so „unter politischen Definitionszwang“ (S. 35); die Macht an die politische Rechte wollten sie aber auch nicht wieder abgeben. So basierte der Grundkonsens nur auf einem vagen Antikommunismus, der mit aller Härte und Gewalt die Linke und die vermeintlichen Terroristen zu vernichten suchte. Pinochets eigene „Ideologie“ war auf Konservatismus, Nationalismus und Autoritarismus beschränkt, die jedoch als staatsdefinitorisches Moment allein nicht ausreichten. Daher änderte Pinochet – von BeraterInnen und äußeren Umständen beeinflusst – immer wieder seine Meinung zu grundlegenden Fragen.
Nach den Erläuterungen zum Putsch wird die Phase des zunächst recht stümperhaften und später systematischen Staatsterrors beschrieben. Die Maschinerie der Repression, die sich zum Ziel setzte, „den Marxismus in Chile für immer aus[zu]rotten“ (S. 44), verhaftete, folterte und tötete tausende Chilenen. Um seine Macht zu stützen – und zugleich als ausführendes Organ des Staatsterrors –, gründete Pinochet 1974 die „Zentrale des Nationalen Geheimdienstes“ (DINA), die direkt ihm unterstellt war. Ihr Chef, Manuel Contreras, einer der engsten Berater Pinochets, hielt ihn täglich über die Aktivitäten des neu geschaffenen Geheimdienstes auf dem Laufenden. Der Autor zeigt im Buch klar auf, dass Pinochet vor allem durch die Mithilfe der DINA all jene, die er als seine oder Chiles „Feinde“ ansah, vernichten oder zumindest kaltstellen konnte. Der Militär Pinochet kannte keine Opposition, sondern nur Feinde. Er war auch an zahlreichen Folterungen und Ermordungen persönlich beteiligt.
Die detaillierte Beschreibung der DINA auf gut zwanzig Seiten wirft jedoch für die Rezensentin die Frage auf, ob es in dem Buch um Pinochet oder um die Repressionsmaschinerie der Diktatur geht. Mit Blick auf die Veröffentlichungen Hellers verwundert die Ausführlichkeit dieses Themas dann jedoch kaum: Er schrieb bereits Bücher über Rechtsextremismus und die Colonia Dignidad (dt. Kolonie der Würde, heute: „Villa Baviera“, dt. bayrisches Dorf). Letzterer wird im Buch ein Unterkapitel gewidmet, da sie an den Gräueltaten der DINA beteiligt war.
Heller arbeitet klar heraus, dass Pinochet zu diesem Zeitpunkt noch ein absoluter Antipolitiker war. Er verachtete die señores políticos und wollte verhindern, dass sie „in alter Pracht und Herrlichkeit die Regierung wieder übernehmen“ (S. 49). So öffnete er sich nur allmählich für eine zivile Beteiligung am Regime, konnte aber bis zum Ende nicht verstehen, dass die internationalen StaatsvertreterInnen mit seiner Art der Politik und den massenhaften Menschenrechtsverletzungen Probleme hatten. Er dachte, dass der Putsch international gefeiert werden würde. Schließlich etablierte er seiner Meinung nach in Chile wieder die Ordnung und „besiegte“ in Zeiten des Kalten Krieges den chilenischen Kommunismus. Er konnte die Unfähigkeit, auf dem internationalen Parkett diplomatisch feinfühlig zu agieren, nie überwinden. Auf Kritik am Staatsterror reagierte er entweder mit Beschuldigungen oder mit Leugnung.
Der Stratege und Machtbesessene
Nachdem sich die DINA verselbstständigt hatte und aufgrund einiger Skandale aufgelöst worden war, verlagerte Pinochet die Basis seiner Macht. Er setzte stärker auf zivile BeraterInnen und wechselte die jeweils gleich starken Besetzungen im Staats- und Militärapparat regelmäßig aus, um zu verhindern, dass irgendjemand neben ihm selbst zu viel Macht erlangte. Jedes zivile Gremium hatte ein militärisches Kontrollorgan. Alles, was er als Militär nicht wusste, musste er sich mühsam mithilfe von BeraterInnen aneignen. In diesem Kapitel erinnert die Darstellung Pinochets an den machiavellischen Fürsten, der rein erfolgsorientiert – das heißt machterhaltend und -ausbauend –, listig und kalkuliert agiert und auch vor Vernichtung des Feindes nicht zurückschreckt. Er wandte militärische Taktik und Strategie auf die Politik an und verfügte über einen bemerkenswerten Machtinstinkt“ (S. 109/110). Da aber Pinochet von seinen BeraterInnen abhängig war, wirkte er manchmal eher als Getriebener denn als Treibender. Er passte sich an die äußeren Umstände an, wie sein Berater Federico Willoughby feststellte: „Wenn man katholisch sein muss, ist er katholisch, wenn man Freimaurer sein muss, ist er Freimaurer, wenn er vor Politikern stramm stehen muss, steht er vor Politikern stramm, und wenn es Fidél Castro ist, steht er vor Fidél stramm“ (S. 97). Unter den zivilen Beratern ragen Jaime Guzmán, Schreiber vieler Reden und Hauptverfasser der chilenischen Verfassung, sowie Mónica Madariaga, eine Cousine Pinochets, die ihm besonders gegen Ende seiner Herrschaft nahe stand, heraus. Trotz einiger „starker Frauen“, war das Regime von Männern dominiert, was Pinochets konservativem Menschenbild und dem damaligen starken machismo in Chile entspricht.
Der Alleinherrscher
Pinochet wird durchgehend als arrogant, aufbrausend und aggressiv beschrieben. Er verlangte unbedingte Unterwerfung und traf oft willkürliche Entscheidungen. Er hatte sadistische Züge, war misstrauisch und ließ Untergebene nach Belieben fallen. Seine „intellektuelle Mittelmäßigkeit“ (S. 112) glich er damit aus, dass er „fuchsschlau“ (S. 112) war. So konnte er 1978 auch eine Krise überwinden, in der er einen drohenden Krieg mit Argentinien vermied und eine „Befragung“ der Bevölkerung zur Bestätigung der Legitimität des Regimes mit drei Vierteln Zustimmung gewann. Zudem besiegte er durch List seinen größten Konkurrenten Leigh und verschaffte der Diktatur durch die Befragung einen demokratischen Schein.
Nachdem Pinochet die Krise überstanden hatte, begannen für ihn die Jahre der Alleinherrschaft. Diese zeichnen sich besonders durch die Implementierung des weltweit radikalsten neoliberalen Modells aus. Neben den massiven Menschenrechtsverletzungen ist Pinochet wohl vor allem für seine Wirtschaftsreformen bekannt. Jedoch stellt Heller fest, dass die Reformen nicht von Pinochet selbst ausgingen. Er hatte schließlich keine Ahnung von Wirtschaft und vertrat zunächst selbst eine eher moralistische und paternalistische Position, bei der den Unternehmen eine „soziale Verantwortung“ (S. 173) zukam. Daher musste er erst von Junta-General Merino und den Chicago Boys Milton Friedman und Jorge Cauas überzeugt werden, bis er 1975 die ersten neoliberalen Reformen billigte. Pinochet, so der Autor, entschied sich für den Übergang zum Neoliberalismus aus mehrerlei Gründen: Zunächst einmal war die Junta generell anti-kommunistisch, d.h. kapitalistisch orientiert. Zudem konnte die Begrenzung der staatlichen Verantwortung die Parteien, Wirtschaftskartelle und die von Pinochet so verhassten señores políticos zurückdrängen und er selbst die Verantwortung an die Technokraten abgeben. Der Neoliberalismus war auch zur „Entpolitisierung der Gesellschaft“ (S. 174) gedacht und entsprach Pinochets Werten von Effizienz und Zuverlässigkeit. Dennoch habe der Diktator „Zweifel am Neoliberalismus gehabt und sei gewillt gewesen, alles auszuprobieren, was irgendwie funktionierte“ (S. 179). Daher wurden die großen Minen des Landes nie privatisiert und das Gesundheitssystem blieb staatlich.
Diese Argumentation entspricht der Tatsache, dass die postdiktatorischen Regierungen der Concertación (interessanterweise unter Beteiligung der sozialistischen Partei, der Partei Allendes!) den Neoliberalismus noch vertieften und all jene Reformen auf den Weg brachten, die Pinochet nicht durchgesetzt hatte. Heller schließt daraus, dass Chile nicht als Versuchslabor von den Chicago Boys ausgesucht worden sei, sondern, dass Pinochet den Neoliberalismus aufgrund pragmatischer Überlegungen für die beste Lösung gehalten habe. Die relativ kurzen Ausführungen zu diesem Thema erklärt Heller, wie folgt: „Was den Neoliberalismus betrifft, musste ich notgedrungen zum Rasiermesser greifen; ich bin in Ökonomie nicht kompetent genug, und es gibt dazu genügend solide Studien“ (S. 8).
Sein Machtverlust
Die neoliberalen Reformen sollten sich zunächst auszahlen, und Pinochet versäumte es nicht, sich damit zu rühmen. Aber nicht nur die wirtschaftlichen Reformen nutzte Pinochet, um sich die notwendige Legitimität und Unterstützung im Machtapparat und in der Bevölkerung zu sichern, sondern auch das Verfassungsplebiszit. Er wollte schließlich bis Ende des Jahrhunderts an der Macht bleiben. Entsprechend war der auf Anerkennung erpichte Pinochet „so schlau, den Aufbau [eines] Konsenses in der Repressionsphase passiv mitlaufen zu lassen und dann zu einer aktiven Konsensphase (etwa ab 1980, bei mitlaufender Repression) überzugehen“ (S. 183). Dieser Übergang entspricht Pinochets persönlichem Wandel vom Militär zum Politiker, der sogar vor dem Verfassungsplebiszit eine Art Wahlkampf führte.
Sein Machtverlust begann bereits in den 1980ern mit der Krise des neoliberalen Projekts, was regelmäßig Protesttage mit Streiks von Arbeitern, Jugendlichen und Frauen zur Folge hatte. Nachdem die kommunistische bewaffnete Untergrundorganisation „Patriotische Front Manuel Rodríguez“ 1986 ein fast geglücktes Attentat auf Pinochet verübt hatte, sahen sich die Leute im Machtapparat gezwungen, über einen pinochetismo ohne Pinochet nachzudenken. Als Pinochet 1988 das in der Verfassung festgelegte Vertrauensplebiszit – für ihn völlig unerwartet – verlor, war seine Entmachtung besiegelt. Er versuchte noch, das Unvermeidliche aufzuhalten, in dem er erfolglos mit einem „Putsch im Putsch“ (S. 204) drohte und „Truppen gegen die Kommunisten auf die Straße schicken“ (S. 208) wollte.
Wie Heller weiter darlegt, war Pinochet aber lediglich ein „geschlagener Kandidat“ und „kein gestürzter Diktator“ (S. 210), so dass er bis 1998 Oberbefehlshaber der Streikkräfte blieb und dann Senator auf Lebenszeit wurde. So sicherte er sich seine Immunität und die Möglichkeit, noch bedingt Einfluss zu nehmen. Für Pinochet und viele Chilenen überraschend kam es 1998 zur Verhaftung in England, was 2001 zum Abtritt als Senator und zum ersten Prozess gegen ihn in Chile führte. Dennoch wurde er nie verurteilt, da er 2006 wegen Herzproblemen starb. Zwar verlor er durch die nach und nach aufgedeckten Folterungen und Ermordungen sowie die Korruptionsvorwürfe gegen ihn und seine Familie an Ansehen. Dennoch wird sein politisches Erbe weiterhin von Teilen der chilenischen Bevölkerung unterstützt. So appelliert Heller am Ende des Buchs für die vollständige Aufarbeitung der Vergangenheit in Chile, ohne die der Übergang zur Demokratie nicht vollständig sein könne.
Die Biografie als Teil der Aufarbeitung
Im Buch werden hauptsächlich die Fragen beantwortet, wie Pinochet an die Macht kam und wie er diese 17 Jahre lang erhalten konnte. Der zentrale Analysegegenstand ist somit fokussiert auf die innere Dynamik des Machtapparats und Pinochets Fähigkeit, entsprechend zu reagieren. In diesem Kontext spielte zunächst der Staatsterror eine zentrale Rolle und wurde später abgelöst von Pinochets immer wiederkehrender Suche nach Konsens sowie dem stetigen Austausch von BeraterInnen und AmtsinhaberInnen. Dieser Wandel der Strategien spiegelt Pinochets persönlichen Wandel vom Militär und brutalen Diktator hin zum Politiker und (wenngleich immer noch autoritären) Präsidenten wider. Am Ende seines Lebens wurde er schließlich als korrupter, „gewöhnlicher Gauner“ (S. 12) entblößt, dem es um die eigene Bereicherung ging.
Insgesamt zieht sich eine große Kluft zwischen der faktischen Realität und Pinochets Selbstdarstellung durch das gesamte Buch. Es zeigt, dass Pinochet großen Wert legte auf sein äußeres Bild und die Anerkennung durch andere, dass er aber auch an Größenwahn und „Realitätsverlust“ (S. 62) litt. Er war kein großer Ideologe und änderte seine Überzeugungen ständig, je nachdem wie es gerade opportun erschien und ihm sowie seinem Machterhalt diente. Treffend stellt Heller fest: „Die Essenz seiner politischen Doktrin ist letztlich er selbst“ (S. 186).
Als Stärken des Buchs können die gute Recherche wie auch die interessante Schilderung herausgestellt werden, die zuweilen trotz des schwierigen Themas regelrecht Spannung erzeugt. Neben dem thematischen Aufbau, der manchmal die Zusammenhänge unklar werden lässt, bleibt wohl die Unnahbarkeit Pinochets ein Problem der Biografie. Wie eingangs dargelegt, hat Heller hierfür seine Gründe, wie auch für den starken Schwerpunkt auf der Repression und den Menschenrechtsverletzungen, was der Rolle des Neoliberalismus während und nach (!) der Diktatur nicht ganz gerecht wird. Dennoch, dem Anspruch, eine „politische Biographie“ (S. 8) und „Vor-Arbeit für eine umfassendere Analyse“ (S. 9) zu sein, genügt dieses Werk vollends. So bleiben auch nach der Lektüre des Buchs Fragen offen, die im Laufe der kommenden Jahre – vor allem von ChilenInnen – noch zu klären sind, wie Heller betont. Immerhin nutzte die Medien- und Wissenschaftswelt den 40. Jahrestag des Putsches als Gelegenheit, das Thema eindringlich in der Öffentlichkeit und den Forschungseinrichtungen zu behandeln. Dies stellt einen Anfang dar für eine umfassende Aufklärung der grausamen chilenischen Vergangenheit während der Militärdiktatur unter General Augusto Ramón Pinochet Ugarte.
Friedrich Paul Heller,
Pinochet. Eine Täterbiographie in Chile
Schmetterling Verlag
Stuttgart, 2012
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Bildquellen: [1] Buchcover; [2] Quetzal-Redaktion, cs; [3] noaz_
Sehr geehrter Herr Heller,
ich habe Ihr Buch gelesen, und da ich selbst diese Schwerverbrecher persönlich kennengelernt habe, hätte ich gerne mit Ihnen über einiges gesprochen, in welcher Form können wir kommunizieren. Mit freundlichem Gruß.