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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Der politische Kampf in „Das Geisterhaus“ von Isabel Allende

Alejandra Morteo | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten
Viel wurde über das Werk gesagt, das vor 43 Jahren den literarischen Werdegang von Isabel Allende (Lima, 1942) begründete und das sich heute unter den bedeutendsten Büchern der lateinamerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts befindet.
Die Geschichte begleitet eine chilenische Familie über drei Generationen hinweg. Nur eine Person dieser zahlreichen Familie erlebt alle Veränderungen im Laufe der Zeit und wird Zeuge dieser Entwicklungen: Esteban Trueba. Eine zentrale Rolle in diesen Veränderungen spielt der politische Kampf, denn obwohl dieser oft über den Einfluss der Charaktere hinausgeht, bestimmt er ihr Leben und sogar ihren Tod.
Von Beginn an ist offensichtlich, dass die Politik tief in der Geschichte verwurzelt ist: Rosa del Valle, die romantische Liebe von Esteban, stirbt durch Gift, das eigentlich ihren Vater, Severo del Valle, treffen sollte, ein Mitglied der liberalen Partei. Nach diesem Ereignis gibt Severo all seine politischen Ambitionen auf.
Esteban wird im Laufe der Zeit ein reicher und grausamer Mann. Aus dem heruntergekommenen Landgut, das er von seinen Eltern geerbt hat, macht er eine prächtige Hacienda und wird Senator der konservativen Partei. Er heiratet die Schwester seiner verstorbenen Verlobten und hat mit ihr drei Kinder: Blanca und die Zwillinge Jaime und Nicolás. Einer seiner Angestellten, ein rebellischer Landarbeiter namens Pedro Tercero, verliebt sich unsterblich in die Tochter seines Arbeitgebers. Gleichzeitig wird Pedro ein beliebter Sänger der Arbeiterklasse, der durch seine Musik die Prinzipien der Kommunistischen Partei verbreitet. Als Vertreter des politischen Wandels betrachtet Esteban ihn von Anfang an als Bedrohung und schwört, ihn zu töten, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt. Trotz allem haben Blanca und Pedro Tercero eine gemeinsame Tochter, Alba.
Fast unerwartet gewinnt der Kandidat der Sozialistischen Partei die Präsidentschaft, was eine Agrarreform zur Folge hat. Estebans Landgut wird enteignet. Aus Angst transferieren die Konservativen ihr Vermögen ins Ausland, was zu einer raschen Abwertung und einer überproportionalen Inflation führt. Als Alba heranwächst und an die Universität geht, verliebt sie sich in Miguel, einen Anhänger der linken Partei, und schließt sich der Bewegung an.
Kurz darauf erfolgt ein Militärputsch, unterstützt von der Konservativen Partei, der nationalen Bourgeoisie und der US-Regierung. Einer von Estebans Söhnen wird hingerichtet. Die Militärs übernehmen die Macht, angeführt von einem ehrgeizigen General, der den Spitznamen „Der Graf“ trägt. Esteban, der zunächst begeistert über den Sturz der Sozialisten ist, erkennt allmählich, dass die Militärs nicht beabsichtigen, die Macht an die Zivilbevölkerung zurückzugeben, und dass die von ihnen ausgeübte Repression außer Kontrolle geraten ist.
Miguel und Pedro Tercero werden verfolgt und leben im Untergrund. Alba gewährt heimlich Verfolgten in ihrem Haus Unterschlupf und hilft ihnen, politisches Asyl in ausländischen Botschaften innerhalb Chiles zu erhalten oder das Land zu verlassen. Blanca versteckt Pedro Tercero in ihrem Haus, gesteht dies ihrem Vater, und dieser sorgt dafür, dass die beiden nach Kanada ins Asyl gehen können. Alba wird von der politischen Polizei verhaftet. Sie wird entführt, wochenlang gefoltert, vergewaltigt und in Einzelhaft gehalten. Durch Kontakte gelingt es Esteban, seine Enkelin aus der Haft zu befreien. Kurz darauf stirbt er.
Jenseits der übernatürlichen Elemente, die so typisch für den magischen Realismus sind, liegt Isabel Allendes wahre Stärke in ihrer Fähigkeit, den Einfluss der politischen Situation auf das Leben des Durchschnittsbürgers authentisch darzustellen. Die Charaktere stehen vor einer unaufhaltsamen Situation, deren Auswirkungen sich ihrer Kontrolle entziehen. Diejenigen, die überleben, tun dies, indem sie sich über schreckliche Verluste hinwegsetzen und/oder aus Chile fliehen. Viele der beschriebenen Situationen sind inspiriert von Ereignissen, die die Autorin oder enge Familienangehörige selbst erlebt haben. Dies erklärt die Echtheit des Gefühls von Ohnmacht, Angst und sogar Entschlossenheit. Es lohnt sich definitiv, das 1982 veröffentlichte Werk erneut zu lesen, mit besonderem Fokus auf den politischen Aspekt als treibende Kraft der Schicksale.
 
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Bildquelle: [1] Quetzal-Redaktion, am
 
 
 

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