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Che. Der private Blick: Ein Film von Jana von Rautenberg

Gabi Töpferwein | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten

Rezensionen_che_der-private_Blick_Quetzal-Redaktion,gtIch mag Filme (oder auch Bücher) nicht, in denen von jemandem gesagt wird, er behaupte etwas, ohne dass belegt wird, warum er nur behauptet und nicht etwas sagt oder erklärt. Meine Erfahrung ist, dass es sich in diesen Fällen ihrerseits meist um bloße Behauptungen handelt, die von den Autoren nur schwerlich belegt werden können. Aber das ist wohl auch gar nicht beabsichtigt, es geht vor allem um Ablehnung, Abwertung, Verdammung. Erst kürzlich ist mir wieder so eine Dokumentation untergekommen, in der es auch um Ernesto Che Guevara ging und die sich mit Belegen nicht lange aufhielt. So viel geistige Schlichtheit ist einfach nur ärgerlich.

Aber darum soll es hier gar nicht gehen. So gesehen, ist das jetzt wohl nicht der richtige Anfang einer Rezension des Films „Che. Der private Blick“ von Jana von Rautenberg. Die Regisseurin will in ihrem Film aus dem Jahr 2017 den ganzen Menschen Ernesto Guevara zeigen, nicht nur den Revolutionär und Guerillero oder gar die Ikone. Also lässt sie vom Bruder (Ich hatte Ernestito zurückgelassen und begegnete nun dem Comandante Ernesto Guevara.) über die schwärmende Kampfgefährtin (Alle waren wir in ihn verliebt.), den Leibwächter (Zwischen uns war etwas. Obwohl viele Leute Angst vor ihm hatten.), den Wissenschaftler (Da ist er gescheitert.) bis hin zum Sohn (Im Grunde genommen habe ich ihn nicht gekannt.) die verschiedensten Personen zu Wort kommen. Diese sehr persönlichen Berichte und Einschätzungen ergänzen die Lebensgeschichte des Argentiniers, die der Film sehr chronologisch erzählt. An dieser Stelle soll diese Geschichte nicht noch einmal erzählt werden, man sich einfach den Film an.

Was Jana von Rautenbergs Dokumentation von den meisten anderen Filmen zum Thema unterscheidet, ist der gezielte Blick auf die Privatperson Ernesto Guevara – also auf einen freundlichen, groben, charmanten, ehrlichen, bescheidenen, sich selbst und anderen gegenüber aber auch unerbittlichen Mann. Der Film erzählt Ches Geschichte, schwelgt in Erinnerungen, problematisiert, sucht Erklärungen. Aber er bewertet nicht. Das darf jeder Zuschauer und jede Zuschauerin selbst.

Und übrigens: Falls „Che. Der private Blick“ gerade nicht um Mitternacht im Fernsehen läuft und Sie auch nicht streamen wollen, man findet die Doku auch auf einem Videoportal, für das wir hier keine Reklame machen wollen. Aber für den Film schon.

Che. Der private Blick

Regie: Jana von Rautenberg

Deutschland/ Frankreich 2017.

 

Die Zitate stammen aus dem Band:

Che to go

Verlag Neues Leben Berlin: 2018.

ISBN 978-3-355-01861-6

 

Die von Simone Uthleb ausgewählten Zitate mögen nicht immer optimal übersetzt sein, aber das Bändchen bietet sehr abwechslungsreiche Wortmeldungen von Che Guevara zu folgenden Themen: In einer Revolution siegt man oder stirbt; Comandante Che Guevara; Ich fühle mich als lateinamerikanischer Patriot; Über Ökonomie; Auf immer bis zum Sieg; Gegen den Imperialismus, wo er auch ist; Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.

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Bildquelle: Quetzal-Redaktion_gt

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