Brasilien: Staatliche Behörden beginnen Räumungsmaßnahmen in illegal besetzten indigenen Gebieten
|Diesen Montag, dem 2. Oktober, veröffentlichte das brasilianische Ministerium für Indigene Völker eine Mitteilung, dass Maßnahmen zur Räumung von nicht-indigenen Bewohner:innen aus indigenen Gebieten eingeleitet wurden. Dabei handelt es sich um ca. 1600 Familien, die indigenen Gebiete Apyterewa und Trincheira Bacajá im Bundestaat Pará im Amazonasbecken unzulässig bewohnen. Darunter seien einige in illegale Aktivitäten wie Bergbau und Viehzucht involviert, welche erheblich zur Zerstörung der natürlichen Vegetation der Region beitragen. Weiterhin, so das Ministerium für Indigene Völker, würde die Anwesenheit der Fremden die Integrität der ungefähr 2500 Indigenen der Völkergruppen Parakanã, Mebengokre Kayapó und Xikrim bedrohen. Die am Montag begonnene Operation sieht vor, eine freiwillige und friedliche Zwangsräumung der nicht-indigenen Familien zu erreichen. An der Umsetzung der Operation ist eine Vielzahl an staatlichen Behörden beteiligt, um den Schutz der Indigenen und der Umwelt zu gewährleisten. Planmäßig sollen die Sicherheitskräfte 90 Tage in der Region verweilen. Neben der Wiederherstellung der Besitzverhältnisse sowie der uneingeschränkten Nutzung der Gebiete durch die Indigenen zielt die Operation darauf ab, die illegalen Aktivitäten und die damit verbundene Ausbeutung der Natur zu unterbinden. Den Erhalt der indigenen Kulturen sowie den Wiederaufbau der Umwelt gemäß indigener Traditionen und Initiativen betrachtet die Regierung als weitere wesentliche Argumente für diese Räumungsmaßnahmen. Bereits im März diesen Jahres lief im selben Bundesstaat Brasiliens eine Räumungsaktion im Gebiet Alto Rio Guamá, die mit einem freiwilligen Auszug der nicht-indigenen Bevölkerung aus dem Gebiet endete. Im Juli gab die Regierung in Anwesenheit von den Vertretern der Dörfer von Alto Rio Guamá zeremionell das Land zur vollständigen Nutzung an die Indigenen zurück. Nach wie vor befinden sich in der Region Sicherheitskräfte, um die Rückkehr von nicht-Indigenen zu verhindern. Nachdem Bolsonaro die Demarkation indigener Gebiete während seiner Amtszeit von 2019 bis 2022 lahmlegte, nimmt der amtierende Präsident Lula mit diesen Operationen wieder die Maßnahmen zum Schutz der Indigenen auf. Die öffentlichen Meinungen bezüglich der staatlichen Räumungsmaßnahmen bleiben dennoch gespalten. Einerseits werden diese als notwendig für den Schutz indigener Rechte und des Amazonasgebiets betrachtet. Andererseits gibt es Stimmen, die darin ein unsensibles Vorgehen sehen, dass die vertriebenen Familien in eine prekäre Lage bringen würde. (Bild: Quetzal-Redaktion, gc)