Argentinien: Mobilisierung indigener Völker zur Vorstellung ihrer Forderungen in Buenos Aires
|Heute, am Tag der Pachamama (Mutter Erde, Mutter Welt, Mutter Kosmos), soll der 3. Malón de la Paz in Buenos Aires eintreffen, um ihre Forderungen an den Kongress und den Obersten Gerichtshof zu stellen. Der Malón (vom Mapuche-Wort malok = Invasion), der sich aus Delegierten von rund 400 indigenen Völkern zusammensetzt, die ihre Reise zum Teil zu Fuß in der Provinz Jujuy in Nordwest Argentiniens begonnen haben, fordert u. a. die Feststellung der Verfassungswidrigkeit der vom Gouverneur Jujuys und seinen politischen Verbündeten der Regierungspartei beschlossenen Verfassungsreform durch den Oberste Gerichtshof. Außerdem verlangen sie, in der Provinz Jujuy zu intervenieren und das so genannte Gesetz über das Gemeinschaftseigentum zu verabschieden. Der Aufruf bezieht sich auch darauf, die brutale Unterdrückung und Verfolgung durch den Gouverneur zu stoppen und ihre Rechte, ihre Kultur und ihren Kampf sichtbar zu machen. Auslöser für die Proteste war die Verabschiedung einer Verfassungsreform für die Provinz. Die Demonstranten prangerten an, dass diese u. a. darauf abzielt, die Meinungsfreiheit zu beschneiden, Zwischenwahlen abzuschaffen, der Exekutive eine automatische Mehrheit in der Abgeordnetenkammer zu verschaffen und internationale Verträge zugunsten indigener Gemeinden bei territorialen Streitigkeiten nicht anzuerkennen. Der Malón de la paz geht auf eine historische Mobilisierung zurück, als 1946 eine Kolonne von Indigenen beschloss, die fast 2000 km zwischen den Provinzen Jujuy und Salta und der Hauptstadt Buenos Aires zu Fuß zurückzulegen, um dem damaligen Präsidenten Juan Domingo Perón ihre Forderungen nach Rückgabe des angestammten Gebiete vorzutragen. Obwohl der Malón von Perón in Buenos Aires zunächst begrüßt und geehrt wurde, wurden die Angereisten einige Tage später gewaltsam aus der ihnen zugewiesenen Unterkunft vertrieben und zurück zum Nordwesten des Landes abtransportiert. Zwar enteignete Perón später das Land mit dem Ziel, es den ursprünglichen Bewohnern zurückzugeben, jedoch geschah letzteres nicht. Rund sechzig Jahre später fand der 2. Malón de la paz statt, um gegen die Verfassungsbeschwerde der Provinzregierung von Jujuy gegen das Gerichtsurteil zu protestieren, das ihre Rechte an dem von ihnen besetzten Gebieten anerkannte. Nach Angaben der Teilnehmenden wurde die Entscheidung, den 3. Malón abzuhalten, getroffen, nachdem ihre frühen Anträge beim Provinzgericht und in Buenos Aires unbeantwortet geblieben waren – zumal die Regierung die Repression verschärfte. Selbst wenn die Ankunft für heute geplant ist, wurde kein Datum für ihre Rückkehr bekannt gegeben, so dass die Demonstranten in der Hauptstadt kampieren werden, bis die nationale Regierung und das Oberste Gerichtshof beschließen, sich mit ihren Forderungen auseinanderzusetzen. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, mceniza)