Die Urbevölkerung Lateinamerikas wir heute auf 39.317.000 Personen geschätzt. Sie sind die Nachkommen jener Bevölkerung, welche Kolumbus bei seiner Ankunft am 12.10.1492 auf dem amerikanischen Kontinent vorfand. In Guatemala leben 5.400.00 Mayas. Das sind 60% der Gesamtbevölkerung.
Die Indianer Amerikas unterteilen sich in 409 verschiedene ethnische Gruppen, die die originären Völker dieses Kontinents sind. Die meisten von ihnen leben in den Anden Südamerikas (Peru, Kolumbien, Ekuador und Bolivien), in Mesoamerika (Südmexiko, Guatemala, Honduras und Salvador). Noch heute werden auf dem ganzen Kontinent 400 verschiedene Indianersprachen gesprochen. Allein in Guatemala sind 21 verschiedene Dialekte der Mayasprache lebendig und in Gebrauch.
In allen Ländern Lateinamerikas aber haben diese originären Völker eines gemeinsam: überall gehören sie zu den ärmsten Bevölkerungsschichten.
In Guatemala sind es die Nachkommen des großen Mayasvolkes, ein Volk zu dem große Baumeister, Mathematiker, Wissenschaftler und Landwirte zählten. Die Mayabevölkerung hat das biologische, sprachliche und soziale Erbe der alten Mayas bis in die heutige Zeit bewahrt.
Die spanische Invasion des 16. Jahrhunderts hat versucht, eine der bewunderungswürdigsten Zivilisationen Amerikas auszulöschen. Doch der Widerstand der Mayas, ihre tiefe Verbundenheit mit ihrer Kultur hat dieses verhindert und so können wir noch bis heute wichtige Reste dieser großen Kultur in der Denkweise der guatemaltekischen Mayas finden, welche die universale Kultur bereichert. Der Fortbestand der Mayasprachen, die Rückbesinnung auf die religiösen Bekenntnisse und den Glauben nach mehr als 500 Jahren der versuchten Auslöschung und Verneinung sind Beweise der Lebendigkeit der alten Maya-Kultur.
Die Mayas Guatemalas erfahren, wie die anderen indianischen Gruppen überall in Lateinamerika, seit über 500 Jahren Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung. Die beständigen Vergewaltigung der Menschenrechte, der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rechte sowie die ungerechte Beziehung zwischen der indianischen und der Mischlingsbevölkerung und die damit verbundene ungerechte Armut haben ihren Ursprung in der Zeit der Eroberung, bedingt durch das damals aufgezwungene Kolonialsystem. 1992 veröffentlichte Cesar Alvarez Guadamuz, daß die indianische Bevölkerung am meisten unter der militärischen Auseinandersetzung im Lande zu leiden hatte. Nach seinen Angaben sind in Guatemala.
In den letzten 30 Jahren eine Million Mayas vertrieben worden, 150.000 ermordet, 40.000 sind nach Mexiko geflüchtet, 40.000 sind vermißt, 100.000 sind zu Witwen geworden und 250.000 zu Waisen oder Halbwaisen.
Im Gegensatz zu dieser ungerechten Realität sind es die Mayas, welche den Grundstein zum Reichtum Guatemalas gelegt haben und heute noch legen. Denn sie sind es, die die Grundnahrungsmittel für die Städte anbauen: Mais, Weizen, schwarze Bohnen, Gemüse und Früchte. Sie sind es, die ihre Arbeitskraft einsetzen unter den Bedingungen der niedrigsten Arbeitslöhne beim Anbau der Exportprodukte: Kaffee, Zucker, Bananen, Kardamon und Baumwolle. Außerdem sind die alte Mayakultur und die noch heute vorhandene Tradition eine touristische Attraktion in Guatemala, welche Devisen ins Land bringen, die so hoch sind wie die Ausfuhr des Kaffee-Exportes. Im Ausland wird Guatemala wegen seiner indianischen Kultur bewundert. Was wurde auf der Weltausstellung in Sevilla gezeigt? Alte Kultgegenstände, die nicht von den spanischen Eroberern zerstört wurden, aus Ton, Stelen und Schriftstücke neben handwerklichen Arbeiten der heutigen Mayabevölkerung.
Viele Mayaorganisationen kämpfen heute um ihre Rechte. Diese sind: Rechte auf Landbesitz, gerechte Rechtsprechung, Gebrauch ihrer Sprache, angemessene Schulbildung, Anerkennung ihrer Kultur, ihrer Zivilrechte sowie ihre wirtschaftliche und soziale Gleichstellung. Unter diesen Forderungen sind die wichtigsten: Die Anerkennung des Grundbesitzes, die prozentuale Mitbestimmung der Mayabevölkerung in den staatlichen Organismen, vor allem im wieder zu öffnenden Abgeordnetenhaus. Die Anerkennung der alten sozialen Normen der Mayas in den staatlichen Gesetzte des Landes und das damit verbundene Recht einer Schulerziehung, welche -neben den bestehenden- auch den Bedürfnissen der Mayabevölkerung gerecht wird. Die Anerkennung der Mayakultur in der gleichen Form, in der auch die Kultur der Mischlinge anerkannt wird. Abschaffung des Militärzwangs, der ausschließlich für die indianische Landbevölkerung besteht. Die soziale Verantwortung bei Vermögen und Besitz, damit die krassen wirtschaftlichen Unterschiede beseitigt werden. Freiheit der Organisationsbildung und Meinungsäußerung um die Rechte der Mayabevölkerung zu verteidigen und die verbundene Entwicklung zu fördern.
Die Mayas Guatemalas kämpfen darum, daß über eine „Revitalisationsbewegung“ ihre Kultur, ihre Religion, ihre Sprache, ihre alten sozialen Ordnungen und ihre historische Größe anerkannt werden. Sie wollen, daß die Realität der Existenz des Mayavolkes eine gerechte Würdigung im nationalen Geschehen ihres Landes findet, in friedlichem Zusammenleben mit der Mischlingsbevölkerung.