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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Von Kolumbus bis Carpio

Frank Garbers | | Artikel drucken
Lesedauer: 12 Minuten

Ethnische Ausgrenzung als Herrschaftsprinzip in Guatemala

Zu Beginn des Jahres 1524 betraten die ersten Spanier unter der Führung von Pedro de Alvarado das Gebiet des heutigen Guatemala. Sie trafen auf untereinander verfeindete Mayavölker in politisch wie militärisch unabhängigen Klein- bzw. Stadtstaaten, die sich nicht gemeinsam gegen den spanischen Angriff wehrten. Die Eroberung der einzelnen Völker vollzog sich in den 20er bis weit in die 30er Jahre des 16. Jahrhunderts. Bereits während der Eroberungsphase begannen die Spanier in den unterworfenen Gebieten, ihre Herrschaft zu sichern. Ziel der Kolonialisierung war wegen des Mangels an Rohstoffen vor allem das Ausnutzen des Arbeitskräftepotentials der einheimischen Bevölkerung. Die Krone beanspruchte hierzu das Recht auf sämtliches Land und auf die Arbeitskraft der indigenen Einwohnerinnen. Durch Tribute (Agrar- sowie handwerkliche Erzeugnisse) waren Versorgung und Handelsmöglichkeiten der Spanier gesichert.

Die Zwangsarbeit sorgte für die Verbesserung von Infrastruktur und Transport sowie für den Bau von Häusern und Städten für die koloniale Gesellschaft. Jeweils ein Viertel der männlichen Einwohner eines Ortes zwischen 16 und 60 Jahren hatte sich durchgehend eine Woche lang den Spaniern zur Verfügung zu stellen, so daß innerhalb eines Monats alle Männer im Frondienst gearbeitet hatten.

Da die Arbeitskraft von eng zusammenlebenden Menschen besser nutz- und kontrollierbar war, wurde die verstreut lebende indigene Bevölkerung in pueblos de indios umgesiedelt. Diese sollten sich in einheitlich wirtschaftende Gemeinwesen verwandeln, die zum einen die koloniale Gesellschaft unterhalten, zum anderen aber auch für ihr eigenes Überleben sorgen konnten. Im Rahmen der Umsiedlung wurden 40.000 bis 50.000 Mayas aus ihren ursprünglichen Siedlungsorten vertrieben. Die Konsequenzen dieser Politik für die indigene Bevölkerung waren tiefgreifend. Zum Ende der Kolonialzeit waren geschlossene indigene Gemeinschaften praktisch nur noch im westlichen Hochland stark geblieben. Die kulturellen Ausdrucksformen, die sie von der übrigen Bevölkerung unterschieden (z.B. Religion, Kleidung, gemeinschaftliche Organisationsformen) stellten eine Mischung aus spanischen und indigenen Traditionen dar.

Die gesamte spanische Kolonialpolitik beruhte auf einem Modell der strikten Rassentrennung. Es war das Ziel der Spanier, die ethnische Struktur der Pueblos möglichst zu erhalten und damit die Kolonialgesellschaft in zwei Gruppen zu unterteilen: Spanierinnen und Ureinwohnerinnen, Herrscher und Beherrschte. Das offiziell propagierte Prinzip der Rassentrennung ließ sich jedoch praktisch in keiner Phase der Kolonialzeit durchsetzen. Als Folge entwickelten sich neue soziale Gruppen: Mestizen und Ladinos, wobei letzteres die Maya-Abkömmlinge bezeichnete, die aus ihren Gemeinschaften entwurzelt worden waren. Die Mitglieder dieser neuen sozialen Gruppen waren weder im Besitz wirtschaftlicher Ressourcen noch waren sie tribut- und steuerpflichtig. Während sich ihr Rechtsstatus damit von dem der indigenen Bevölkerung unterschied, war ihre wirtschaftliche und soziale Lage sehr ähnlich.

Kaffeexport und Zwangsarbeit

Nach einer achtjährigen liberalen Regierungsperiode in den ersten Jahren der Unabhängigkeit, die, beeinflußt von den Ideen der französischen Revolution, in ihrer Verfassung die Gleichstellung aller Guatemalteken vorsah und sowohl das koloniale Tribut- und Abgabensystem als auch die kommunale Form des Landbesitzes abschaffen wollte, kam 1839 eine konservative Regierung an die Macht. Ihre Wirtschaftspolitik war, im Gegensatz zum internationalen Trend, auf den Erhalt der Subsistenzwirtschaft und nicht auf Export ausgerichtet. Die Politik von Rufino Carrera (1839-1871) bedeutete für die indigene Bevölkerung zwar eine Staatsbürgerschaft zweiter Klasse, schützte sie aber zunächst vor der von den Liberalen angestrebten kulturellen Assimilierung und der Enteignung ihres kommunalen Landbesitzes. Das Fehlen staatlicher Einflußnahme und die Einschränkung kirchlicher Macht bewirkten eine Phase relativer Ruhe für die indigenen Gemeinschaften. In dieser Zeit konnte sich ihr – heute als traditionell bezeichneter – gesellschaftlicher Aufbau voll ausprägen und festigen. Damit wurde die traditionelle, in der Kolonialzeit geprägte Zweiteilung der guatemaltekischen Gesellschaft bis in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts erhalten.

Nach seiner Regierungsübernahme im Jahre 1871 setzte Justo Rufino Barrios jene wirtschaftlichen und politischen Ziele durch, an denen die erste liberale Regierung gescheitert war. Die Beziehungen zwischen den sozialen Gruppen wurden von nun an wesentlich durch die Positionen, die sie innerhalb der nun eingeführten, exportorientierten Kaffeewirtschafteinnahmen, geprägt. Es entwickelte sich eine Elite von Großgrundbesitzern, die das Land zunehmend wirtschaftlich und politisch beherrschte. Durch verschiedene Dekrete wurde der Erwerb von enteignetem kommunalen Land zur kommerziellen landwirtschaftlichen Nutzung vereinfacht. Es wird geschätzt, daß indigene Gemeinschaften am Anfang des 20. Jahrhunderts etwa die Hälfte des Landes verloren hatten, das noch während der Kolonialzeit in ihrem Besitz war. Die Verknappung des gemeinschaftlichen Landbesitzes bewirkte, daß sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr allein aus der Bewirtschaftung ihres Landes decken konnten, was den Zwang zur Wanderarbeit verstärkte.

Das Zwangsarbeitssystem des sogenannten mandamientos unterschied sich kaum von den bereits in der Kolonialzeit angewandten Formen der Sklaverei. Alle männlichen Bewohner eines Dorfes konnten zur Arbeit auf den Plantagen gezwungen werden. Je nach Entfernung der Finca, blieben sie ihren Dörfern eine bis vier Wochen fern. Eine andere Form der praktischen Versklavung von indigenen Arbeitskräften war ein enganche (Festhaken) genanntes System der Schuldsklaverei.

Um die Jahrhundertwende arbeiteten von den 12.500 Bewohnerinnen der Ixilregion 8.000 bis 10.000 Personen als saisonale Arbeitskräfte außerhalb ihres Gebietes in der heutigen Provinz Quiche. Neben Migrationsbewegungen der Indigenas in die Kaffeeanbaugebiete kam es aber auch erstmals zur Einwanderung von Ladinos in die noch fast ausschließlich indigenen Gebiete des Hochlandes. Sie wurden zum wichtigsten Instrument des Zwangsarbeitssystems und zur Interessenvertretung des Staates sowie der Kaffeeoligarchie. Die Einführung der Kaffeewirtschaft hatte damit die gesellschaftliche Position der Ladinos gegenüber der indigenen Bevölkerung verändert. Sie teilten nicht mehr den gleichen sozialen und ökonomischen Status. Anfang des 20.Jahrhunderts war die politische Macht im westlichen Hochland, dem Hauptsiedlungsgebiet der Mayagemeinschaften, faktisch in ihren Händen. „Während die primäre Spaltung in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts zwischen der weißen Elite und der nicht-weißen Bevölkerung (sowohl Indigenas als auch Ladinos) verlief, wurde im 20.Jahrhundert die Trennung zwischen Indigenas und Ladinos zum Hauptgegensatz. Die Trennung zwischen Weißer und nicht-weißer Bevölkerung verschwand nicht, sie war jedoch weniger offensichtlich“. (Smith) Die Aufrechterhaltung dieses gesellschaftlichen Aufbaus war nur durch die Entwicklung einer repressiven Staatsmacht zu gewährleisten. Die Machteliten formten Ende des 19. Jahrhunderts ein Berufsheer, das zu einer der stärksten Armeen in Mittelamerika wurde. Damit war eine neue gesellschaftliche Kraft geboren, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle in den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in Guatemala übernehmen sollte.

Kurze Hoffnung auf Demokratie

Infolge von Machtkonflikten innerhalb der herrschenden Elite und dem Erstarken einer städtischen Demokratiebewegung kam 1944 die erste demokratisch gewählte Regierung Guatemalas unter Arevalo (1945-49) an die Macht. Sie schaffte das „Gesetz gegen das Vagabundentum“ ab, das über Jahrhunderte zur Versklavung von Indigenas benutzt worden war. Es konnten sich politische Parteien, Gewerkschaften und Landarbeiterverbände bilden. Die ökonomische Situation der indigenen Bevölkerung änderte sich allerdings kaum. Zwar wurde ein gesetzlicher Mindestlohn festgelegt, aber das Kernproblem der sozialen Benachteiligung – die ungleiche Landverteilung -wurde nicht gelöst. Die Versuche von Arevalos Nachfolger in der Präsidentschaft, Jacobo Arbenz (1950-54), eine Agrarreform einzuleiten, führten zum gewaltsamen Sturz seiner Regierung und damit zum Ende der kurzen demokratischen Phase in der guatemaltekischen Geschichte. Die von Arevalo und Arbenz eingeleiteten Reformen, einschließlich der Umverteilung von Land, wurden rückgängig gemacht, und die Lage der indigenen Mehrheit nahm wieder ähnliche Formen an wie vor 1944.

In den 60er und Anfang der 70er Jahre verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation vieler indigener Gemeinschaften noch weiter. Ausschlaggebend war ein relativ hohes Bevölkerungswachstum bei gleichbleibend ungerechter Landverteilung. Im westlichen und zentralen Hochland verringerte sich die Landfläche, die durchschnittlich zur Bewirtschaftung zur Verfügung stand, zwischen 1950 und 1975 von 1,3 Hektar auf 0,85 Hektar pro Person. Diese relative Verringerung des zur Verfügung stehenden Landes ging einher mit dem starken Wachstum des von den ladinischen Eliten beherrschten Agrarexportbereiches. Der Exportwert der fünf wichtigsten Ausfuhrprodukte stieg von 1960 bis 1974 von US$ 105 Millionen auf US$ 368 Millionen. Guatemala nahm damit unter den lateinamerikanischen Staaten eine Spitzenposition bei der Ausfuhr von Agrarprodukten ein.

Der Bedarf an Arbeitskräften wurde – wie Ende des 19. Jahrhunderts – hauptsächlich durch Saisonarbeitskräfte gedeckt. Mehr als 300.000 Menschen migrierten jährlich in die Plantagengebiete der Südküste, wo sie bis zu sechs Monaten arbeiteten, bevor sie wieder in ihre Heimatorte zurückkehrten. Auch die Arbeitskräftewerbung wurde mit ähnlichen Methoden wie zu Beginn der Kaffeeplantagenwirtschaft betrieben. Arbeits- und Lebensbedingungen erinnerten nach wie vor an koloniale Praktiken. Landenteignungen und Vertreibungen waren an der Tagesordnung. Besonders betroffen davon waren indigene Siedlerinnen, die ungenutztes Land im Nordwesten urbar gemacht hatten. Die ökonomische Situation der indigenen Bevölkerung war in den 50er, 60er und 70er Jahren aber auch differenzierter geworden. Viele Indigenas nutzten sich bietende Möglichkeiten, um der Arbeit in den Plantagen zu entgehen.

Sie erschlossen sich andere Erwerbsquellen im Handel oder in der Herstellung von Kunsthandwerk. Eine entscheidende Rolle spielte hierbei die Gemeinschaft. Sie war die Identifikationsinstanz, auf deren Basis die Indigenas ihr kulturelles und wirtschaftliches Leben organisierten. Ökonomische Unterschiede waren deshalb weniger zwischen einzelnen Mitgliedern einer Gemeinschaft als vielmehr zwischen unterschiedlichen Gruppen festzustellen. Die Gemeinschaft hatte für ihre Mitglieder sowohl eine wirtschaftliche als auch eine politische Schutzfunktion. Durch ihren Zusammenhalt verteidigten die Indigenas ihre Interessen sowohl gegenüber anderen indigenen Gemeinschaften als auch gegenüber dem Staat. Die Grundlage für diesen ethnischen Zusammenhalt lag dabei nicht so sehr in traditionellen Organisationsprinzipien als vielmehr in der Abgrenzung gegenüber Staat und ladinischen Herrschaftsstrukturen. In der Vergangenheit war der guatemaltekische Staat bestrebt gewesen, die indigene Bevölkerung über die lokale Verwaltung politisch zu kontrollieren. Bis auf wenige Ausnahmen wandte sich die staatliche Repression nicht gegen die indigene Bevölkerung als ganzes, sondern über die Munizipalverwaltungen gegen die einzelnen Gemeinschaften.

Hierbei gab es durchaus Unterschiede in der Behandlung. So verloren z.B. unter Barrios bei weitem nicht alle Gemeinschaften gleichermaßen ihr Land an die Kaffeeplantagenbesitzer. Diese Form der sozialen Auseinandersetzung verhinderte einen gemeinsamen Widerstand. Indigener Widerstand fand vielmehr auf lokaler Ebene statt. Diese traditionellen Formen der Selbstidentifikation der indigenen Bevölkerung durch ihre Gemeinschaften prägten die sozialen Beziehungen in Guatemala bis in die 70er Jahre des 20.Jahrhunderts.

Neue Bündnisse

Für die Mobilisierung der indigenen Bevölkerung war der Einfluß der Acción Católica (Katholische Aktion) von besonderer Bedeutung.

Ursprünglich war sie von konservativen Kreisen der katholischen Kirche in den 50er Jahren ins Leben gerufen worden, um den Einfluß fundamentalistisch-protestantischer Sekten und „kommunistischer Ideologien“ auf die indigenen Gemeinschaften zurückzudrängen. Zu diesem Zweck wurden ausländische Priester ins Land geholt, die ein von Staat und Kirche initiiertes „Entwicklungsprogramm“ in den ländlichen Regionen Guatemalas durchführen sollten. Die Missionare bauten Schulen und führten Trainingsprogramme in Bereichen wie Anbaumethoden oder Gesundheit durch.

Außerdem unterstützten sie den Aufbau von Agrar-, Kredit- und Vermarktungskooperativen. Die sich aus dem ländlichen Modernisierungsprogramm entwickelnde Kooperativenbewegung verzeichnete ein schnelles Wachstum. Mitte der 70er Jahre gab es bereits 510 Kooperativen mit 132.000 Mitgliedern, die in acht großen Bündnissen zusammengeschlossen waren. Neben der Veränderung wirtschaftlicher Strukturen ging von der Acción Católica aber auch eine Erneuerung des religiösen und sozialen Lebens aus. In vielen indigenen Gemeinschaften wurden christliche Basisgruppen geschaffen, die anhand der Bibel ihre eigene Situation zu reflektieren begannen.

Die in diesem Rahmen ausgebildeten Katechetinnen nahmen eine immer bedeutendere Rolle innerhalb des sozialen Lebens und der Organisation der Gemeinschaften ein. In den 70er Jahren war aus der ursprünglich zur „Befriedung“ der indigenen Gebiete erdachten Acción Católica eine Bewegung entstanden, die unter Teilen der indigenen Bevölkerung ein neues Bewußtsein ihrer sozialen und politischen Lage geweckt hatte. „Der weltliche Aspekt der Bewegung begann den religiösen zu verdrängen. Obwohl die Religion noch alle Seiten des sozialen Lebens… bestimmte, waren die Führer der Gemeinschaft nun junge Katecheten anstatt Älteste und ihre Ziele waren modern und nicht traditionell.“ (Carmack) Die in der Acción Catolica involvierten Priester hatten die Unterdrückungsmechanismen des Staates erkannt und sich auf die Seite der indigenen Bevölkerung gestellt.

Parallel zu der Entwicklung in den Landregionen begann auch eine soziale Mobilisierung der Arbeiterinnen und Slumbewohnerlnnen in Guatemala-Stadt und das Wiedererstarken der Gewerkschaftsbewegung. Die Bedeutung der Volksbewegung für die nationale Politik wurde nach dem verheerenden Erdbeben 1976 deutlich. Die meisten Opfer der Naturkatastrophe waren unter der indigenen Bevölkerung zu beklagen. Der guatemaltekische Staat zeigte sich weder in der Lage noch willens, ausreichend Hilfe für sie bereitzustellen. Gewerkschaften, Arbeiterinnenorganisationen und die Kooperativenbewegung wurden zum Ausgangspunkt des Wiederaufbaus. Die Selbsthilfeaktionen in der Stadt und auf dem Land stärkten den Rückhalt der dortigen Bewegungen in der Bevölkerung und vereinigten die Bestrebungen der unterschiedlichen Teile der Volksbewegung. Der Staat und das Militär erkannten die Gefahr, die von diesem Prozeß für die staatliche Herrschaftsstruktur ausging, und knapp zwei Wochen nach dem Erdbeben rollte die erste Repressionswelle gegen Mitglieder der Acción Católica und der Kooperativenbewegung an.

Die Repression konnte jedoch die wachsende Mobilisierung der indigenen Bevölkerung nicht verhindern. Bei der Demonstration zum 1. Mai 1976 trat zum ersten Mal das Komitee für Bauerneinheit (CUC) öffentlich in Erscheinung. Es stellte in zweierlei Hinsicht ein Novum in der guatemaltekischen Geschichte dar: Zum ersten Mal wurde eine Organisation ins Leben gerufen, in der indigene Kleinbäuerinnen gemeinsam versuchten, ihre sozialen und wirtschaftlichen Rechte gegenüber dem Staat durchzusetzen, und erstmals schlössen sich Indigenas aus den Gemeinschaften des Hochlandes mit ladinischen Landarbeiterinnen der Südküste zusammen. Aus dem isolierten indigenen Widerstand hatte sich, zumindest teilweise, ein übergreifender Widerstand gegen die Unterdrückung formiert. Die gemeinsame Reflexion ihrer sozialen Lage förderte ein breiteres Selbstverständnis unter Teilen der indigenen Bevölkerung.

Die Antwort des Staates war von einer nicht gekannten Brutalität. Das systematische Vorgehen des Staates macht deutlich, daß sich diese Politik gegen die indigene Bevölkerung in ihrer Gesamtheit richtete. Die Ende der 70er Jahre eingeleitete Politik der verbrannten Erde, die 1981/2 mit der Ermordung und Vertreibung von mehreren tausend Indigenas ihren grausamen Höhepunkt erreichte, war darauf gerichtet, die indigenen Gemeinschaften als Basis sozialer und kultureller Identität und des Widerstands zu zerstören. Widerstand und das Leben im mexikanischen Exil haben aber bei den Betroffenen das Bewußtsein ihrer sozialen Lage und die Identifikation mit der eigenen bedrohten Kultur noch verstärkt. Die Rückkehr der mehr als 40.000 Flüchtlinge und die Wiedereingliederung der versteckten Widerstandsdörfer in die guatemaltekische Gesellschaft sind ein wichtiger Schritt zur Schwächung und Beseitigung der Kultur der Unterdrückung im Lande der Maya.

bearbeitet: Anka Schmoll
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*Studierte in Hamburg. Der folgende Artikel ist ein Auszug aus seiner Magisterarbeit

Weiterführende Literatur:

Carmack, Robert M.: Harvest of violence. The Maya indians and the Guatemalan crisis. Verlag Norman University of Oklahoma Press 1988

Smith, Carol A. (Hg.): Guatemalan indians and the state 1540-1988. Austin: University of Texas Press 1990

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