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Artikel

Víctor Montoya – Microcuentos – Teil 6

Víctor Montoya | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten

QUETZAL veröffentlicht exklusiv die deutsche Übersetzung einer weiteren Reihe von “Microcuentos”

des bolivianischen Schriftstellers Víctor Montoya.

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Der Skeptikerkultur_montoya_märchen6_quetzalredaktion_edwin_eschweiler_gt2

Er glaubte nicht an seine Sterblichkeit, bis zu der Nacht, in der er ein Grab schändete und seinen Leichnam in dem Sarg entdeckte. Erst dann sagte er sich: So sicher wie der Tod, so unsicher ist das Leben.

 

Information

Von Gott wissen wir, woher wir kommen, sagte der Teufel. Dank meiner wohin wir gehen.

 

Der Geschichtenerzähler

Als die Götter den Geschichtenerzähler erschufen, gaben sie ihm zunächst die Ohren, dann die Augen und erst zum Schluss den Mund, um alles, was er in dieser Welt hörte und sah, zu erzählen.

 

Das Leben und der Tod

Sie saßen im Zug der Zeit und unterhielten sich über die Altäre und den Ritus an Allerheiligen. Da sprach der feierlich in Schwarz gehüllte Tod zu seinem Gegenüber:

Ich möchte, dass du mir dein Leben gibst, damit ich nicht länger tot sein muss.

Nur über meine Leiche, gab ihm das Leben zur Antwort.

 

Der letzte Wille

Für seinen Todesfall ordnete er an, verbrannt zu werden und dass man seine Asche im Hundepark verstreuen solle. Aber um zu verhindern, dass die besten Freunde des Menschen an diesem Ort ihre Beinchen heben, bat er außerdem darum, eine Steintafel aufzustellen mit der Aufschrift: Pinkeln verboten!

 

Der Zweikampf

Ich und der Teufel, eingeschlossen in einen dämmerigen Raum, würfelten um das Leben. Ich gewann das Spiel, aber der Teufel machte mir das Leben zur Hölle.

 

Der Todkultur_montoya_märchen6_quetzalredaktion_edwin_eschweiler_gt4

Eines Abends, als ich nach Hause kam, lag der Tod in meinem Bett.

Was machst du hier, mein Lieber, fragte ich ihn erstaunt.

Ich bin gekommen, um dich zu holen …

Wie? Ich verstehe nicht. Ich bin doch noch am Leben.

Da bin ich mir nicht so sicher, erwiderte der Tod. Schon seit geraumer Zeit weilst du als Toter unter den Lebenden.

 

Die Freiheit hat ihren Preis

Freiheit, mach‘ auf, sagte der Teufel. Die Tür öffnete sich weit.

Der Häftling war bereit, das Gefängnis zu verlassen, da hielt der Teufel ihn mit seinem höllischen Brodem zurück und stellte die Bedingung: Der Preis für die Freiheit ist – das Leben! Der Häftling brauchte nicht lange zu überlegen. Er schloss die Tür, verriegelte sie und kehrte in seine Zelle zurück.

Der Teufel und die Freiheit blieben draußen.

Der Häftling sah sie, sein Gesicht gegen die Gitterstäbe gedrückt, an und dachte: Wenn die Freiheit einen Preis hat, müssen sie, um ihn zu kassieren, schon zu mir hereinkommen.

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Übers. aus dem Spanischen: Gabriele Eschweiler

Abb.: Quetzal-Redaktion, Edwin Eschweiler

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