Die Pferde
Die drei Pferde, die mich im Traum verfolgten, sprangen aus den Wolken und landeten im Wiesengrund in der Nähe eines Sees, in dessen Wassern sich der Mond spiegelte. Ich betrachtete sie in der Ferne, als ich sie aber auf mich zukommen sah, begann ich zu laufen und überquerte Berge, Flüsse und Schluchten, bis ich auf einmal in einen Obstgarten entkam.
Meine Schritte wurden begleitet vom Dröhnen der Hufe. Nachdem ich über einen Regenbogen gegangen war, tat sich eine riesengroße Ebene vor mir auf. Am Horizont versank die Sonne mit ihrem rosenroten Glanz, während sich am Himmel ein Schwarm Vögel verteilte.
Obwohl ich in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort war, lief ich wie vom Wind angeschoben. Ich stolperte und schlug der Länge nach hin. Blitzschnell war ich wieder auf den Beinen und eilte weiter, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
Die Pferde näherten sich im Galopp. Sie trugen keine Reiter, hatten jedoch ein Horn auf der Stirn. Sie machten einen gezähmten Eindruck, gehörten aber niemandem. An den Beinen und auf dem Rücken hatten sie Flügel; sie waren weiß, stark und feurig. Obgleich ich sie ganz in meiner Nähe wusste, legte ich noch einen Schritt zu, aber mir schwand die Kraft in den Beinen. Mein einziger Gedanke war, Abstand zu gewinnen.
Als mein Gang den Rhythmus, den mir mein Überlebensinstinkt diktierte, nicht mehr halten konnte, gab ich mich geschlagen.
Die Pferde kreuzten meinen Weg. Abrupt blieben sie stehen. Sie stellten sich auf ihre Hinterbeine und wieherten, drachenähnlich Flammen ausstoßend. Voller Erstaunen und Erschrecken betrachtete ich sie von unten. Sie kamen noch näher herangetrabt, knirschten mit den Zähnen und schlugen aus. Sie badeten mich mit einem Regen von Geifer und sprachen zu mir in einem unbekannten Idiom im Klang längst vergangener Dialekte.
Was ist Ihr Begehr?, fragte ich sie.
Die Pferde stieben in die Höhe, schlugen in schwindelerregender Geschwindigkeit mit den Flügeln und erhoben sich mit ausgebreiteten Schwingen und im Wind flatternden Mähnen in den Himmel.
Beim Erwachen hörte ich, wie die Zimmertür sich in Wohlgefallen auflöste. Eine Staubwolke verteilte sich über den ganzen Raum. Meine Mutter trat ein, sah mich verstohlen an und wollte wissen:
Wo sind die Pferde?
Ich rieb mir die Augen und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Welche Pferde?, entgegnete ich.
Die, die in deinem Traum hinter dir her waren, gab sie zur Antwort.
———————————
Übersetzung aus dem Spanischen: Gabriele Eschweiler
Bildquelle: Quetzal-Redaktion, cd