Die Mauereidechse
Noch immer erinnere ich mich an die Mauereidechse, die durch mein Hosenbein hineingeklettert war und mein Bein entlang lief. Ich erschauderte am ganzen Körper und drückte sie mit einem Schlag mit der flachen Hand, der wie eine Ohrfeige schallte, gegen meinen Oberschenkel platt. Ich schüttelte die Hose, in der Annahme die Eidechse sei tot oder verletzt, aber das Einzige, was auf den Boden fiel, war ein Stück ihres Schwanzes. Der Körper der Mauereidechse war auf mysteriöse Weise verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, wo er hingeraten war, bis sich mir ein grünlicher Fleck in Höhe des Hosenzwickels zu zeigen begann, genau dort, wo die Haut sich in Form eines kleinen Salamanders erhebt, der Körper ausgestreckt, der Kopf spitz und die Pfoten seitlich ausgebreitet. Auch wenn es auf den ersten Blick wie eine chinesische Tätowierung aussah, ergriff mich eine Angst – so groß wie vor dem Tod.
Mit der Zeit erhielt jener Teil des Oberschenkels eine schwärzliche Färbung und die Haut schwoll an. Das Schlimmste war, dass die Mauereidechse, wenn ich einen Schritt tat oder lief, sich unter meiner Haut zu bewegen schien, ganz als ob sie lebendig wäre. Ich fühlte weder Schmerzen noch Brennen, wohl aber ein Gefühl, dass nur diejenigen kennen, denen ein Reptil im Körper steckt.
Ich hütete dieses Geheimnis, bis zu dem Tag, an dem ich beschloss, einen Zoologen zu konsultieren, der mir, ohne aus seinem Staunen herauszukommen, riet, einen Chirurgen aufzusuchen, damit dieser mir die Mauereidechse entferne und über der Wunde andere Haut transplantiere. Ich tat wie geheißen. Der Chirurg, äußerst befremdet über den Fall, operierte mir den Oberschenkel und verpflanzte neue Haut, die sich als die eines anderen Reptils erwies, das schuppiger und giftiger ist.
Seither trage ich anstelle der Mauereidechse eine zusammengerollte Schlange zwischen den Beinen.
Die Sünde
Seit Anbeginn der Welt, seit dem sechsten Schöpfungstag, lebte Adams Schlange in Sünde, da sie sich an Evas Kröte gütlich tat.
Die Elefanten
Ein Elefantenbulle wollte einmal von einer Elefantenkuh wissen: Was sollen wir machen mit so viel Gewicht?
Liebe, erwiderte die Elefantendame.
Das Leben für die Kunst
Versessen darauf, das Singen zu lernen, bat ein Gürteltier in den Sandgruben von Oruro den Charangobauer, es in ein Charango zu verwandeln.
Das wird dich dein Leben kosten, warnte der Charangobauer.
Macht nichts, erwiderte das Gürteltier, so gebe ich mein Leben für die Kunst
Übersetzungen aus dem Spanischen: Gabriele Eschweiler
Zeichnungen: Quetzal-Redaktion, cd.