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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Die „Dakar“ in Südamerika: Eine Rallye nach Maß?

Gonzalo Compañy | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten

Lateinamerika: Rallye Dakar, Karte 2013, Foto: Public DomainDie weltberühmte Dakar-Rallye hat ihre ursprüngliche Route, die seit 1978 jährlich von Paris bis zur Hauptstadt Senegals führte, gewechselt. Seit 2009 findet sie in Südamerika statt. Im letzten Januar sind über 500 Mitbewerber aus der ganzen Welt eine Strecke von 9.000 Kilometern durch Argentinien, Bolivien und Chile gefahren. Doch wo die Überheblichkeit der westlichen Kultur nur die Wüste, das Leere, das Nichts sieht, liegt und überlebt eine tiefe Vergangenheit, und eine Gegenwart versucht sich zu entwickeln.

Die Auswirkungen der „Dakar“ haben fast die Dimensionen einer Katastrophe angenommen. Die Frage ist, ob sich die Organisatoren des Sport-Spektakels (Amaury Sport OrganisationASO) ihrer Verantwortung dafür bewußt sind? Um Kritiken und Vorwürfen aus dieser Richtung zuvor zu kommen, lassen sie sich von den zuständigen Behörden beraten: dem argentinischen Umweltministerium, dem bolivianischen Umwelt- und Kulturministerium, dem chilenischen Nationalrat für Denkmäler und Kulturerbe (CMN) und dem dortigen Umweltministerium (MMA). Außerdem lässt die ASO verlautbaren, dass die unmittelbaren Schadstoffemissionen ausgeglichen werden. Doch wie? – könnte man sich fragen. Ihre Antwort lautet: Durch die Förderung einer Stiftung, die sich gegen die Entwaldung des peruanischen Amazonas engagiert.

Indigene, NaturschützerInnen und ArchäologInnen haben konkrete Beweise über die schädlichen Folgen an die Öffentlichkeit gebracht, die die „Dakar“ in Argentinien, Peru, Bolivien und Chile angerichtet hat. Allein der chilenische Archäologische Verband kalkuliert, dass von dem Wettrennen in Chile zwischen 200 und 250 archäologische Orte betroffen wurden. Zudem könnte man die Schadensberichte der Spezialisten anderer Länder hinzufügen: In Argentinien durchqueren die  Abenteuer suchenden Rennfahrer der „Dakar“ teilweise Gebiete, die sich auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes befinden. Außerdem muss man die nicht sichtbaren Schäden berücksichtigen, wie zum Beispiel die Auswirkungen der Schallwellen auf eine besonders empfindlich Fauna oder Probleme mit der hohen Besucherzahl in manchen Ortschaften, die darauf nicht vorbereitet sind.

Lateinamerika: Rallye Dakar, 2013 Foto: Gobierno de ChileViele der Orte, in denen das sportliche Specktakel stattfand, waren Schauplätze für Demonstrationen, deren Absicht es war, das Problem der „Dakar“, aber auch andere Probleme der Gesellschaft, öffentlich zu machen. Die Reaktion der Regierungen zeigt sich in Form von sozialer Unterdrückung. Angesichts des Umstandes, dass die Regierungen sich um die Ausrichtung der „Dakar“ reißen und dabei die Zerstörung des nationalen Kulturerbes sowie die  Schädigung der Natur  in Kauf nehmen, ist es nicht einfach, an eine bessere, gerechte Zukunft zu glauben.

Man fragt sich, wie viele Elemente in Widerspruch zusammenleben können. Eine passende Antwort glauben die Organisatoren der „Dakar“ in Südamerika gefunden zu haben. Dort handelt es sich um Länder, in denen die meisten Regierungen nur auf sofortige, ökonomische, politische Ergebnisse fixiert sind. Neben dem Bergbau und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch die Anwendung strittiger Technologien und Chemikalien und neben der Ausweitung der landwirtschaftlichen Fläche auf Kosten der natürlichen Umwelt ist die „Dakar“ ein erneuter Beweis unserer langen Geschichte der Schädigung und Zerstörung unersetzbarer Lebensräume.

Bildquelle: [1] Public Domain; [2] Presidencia de la República de Chile

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