Die Globalisierung ist eine Strategie, um mittels transnationaler Konzerne in weiten Teilen der Erde Gewinne zu erzielen. Es sind eben diese transnationalen Unternehmen, die von der wirtschaftlichen Globalisierung profitieren. Sie haben sich seit Anfang der achtziger Jahre beständig ausgebreitet. Diese ununterbrochene Ausdehnung erlaubt es ihnen, Einfluss auf die einzelnen Staaten durch verschiedene internationale Organisationen auszuüben, wie z.B. die Welthandelsorganisation (WTO), seit 1995 die Nachfolgerin des General Agreement on Tariffs and Trades (GATT), die als Stütze des Neoliberalismus agiert. Die WTO diktiert die Bedingungen, unter denen sich die internationalen Handelsbeziehungen abspielen; sie kann sogar Gesetze des Arbeitsrecht oder des Umweltrechts als dem freien Handel entgegenstehend erklären.
Die fortschreitende Schwächung des Nationalstaates in Bezug auf eine unabhängige und autonome Politik, ebenso wie das Auftauchen globaler Probleme, deren Lösung die Kompetenz und Möglichkeiten einzelner Länder überschreitet, erfordert den Zusammenschluss mehrerer Länder für die Bewältigung solcher Probleme. Solche Zusammenschlüsse sind z.B. die Lateinamerikanische Freihandelszone (Asociación de Libre Comercio de América Latina -ALALC, 1960), die 1980 zur Lateinamerikanischen Integrationsgemeinschaft (Asociación Latinoamericana die Integración – ALADI) umstrukturiert wurde, ebenso der Mittelamerikanische Gemeinsame Markt (MCCA, 1960), der Andenpakt (1969), der 1997 durch die Andengemeinschaft ersetzt wurde, der Gemeinsame Markt der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM, 1973) oder der jüngere Gemeinsame Markt des Südens (MERCOSUR, 1991), der durch Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay gebildet wird sowie durch Bolivien und Chile, die den Status von Assoziierten haben. MERCOSUR bildet mit einem Handelspotential von mehr als 220 Millionen Menschen und einem Handelsvolumen von 65 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der südamerikanischen Länder den viertgrößten Wirtschafts- und Handelsblock der Welt.
Die mit der gegenwärtigen Expansion der großen transnationalen Unternehmen verbundene Globa-lisierung stützt sich auch auf die Fortschritte im Bereich der Kommunikation und des Transportwesens. Die neoliberale Politik der kommerziellen Öffnung, der unbegrenzten Freiheit der Kapitalbewegungen, des Abbaus von Investitionsschranken für ausländisches Kapital und der Privatisierung staatlicher Betriebe wird von den selben Unternehmen entworfen, die ökonomische Interessen über soziale und kulturelle Faktoren sowie den Umweltschutz stellen. Die transnationalen Unternehmen, die beispielsweise landwirtschaftliche Erzeugnissen produzieren und in lateinamerikanische Länder und andere Länder des Südens verkaufen, betrachten die Umwelt und die natürlichen Ressourcen nicht als wesentliche Faktoren einer nachhaltigen Entwicklung, sondern als Hindernis für den Handel, genau so wie eine Zollschranke, die die Wettbewerbsfähigkeit vieler Produkte einschränkt. Natürlich verursachen die neoliberale Politik und die direkte Einmischung transnationaler Unternehmen in Lateinamerika einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, eine Senkung der Einkommen, einen Abbau der Sozialsysteme, eine Verschlechterung der Qualität des Bildungs- und Gesundheitswesens, die Ausweitung der Armut und der sozialen Ungleichheit und die stetig steigende Umweltbelastung. Dieser letzte Aspekt stellt in Lateinamerika und in anderen Ländern der Welt ein ernstes Problem dar.
Die grüne Revolution
Seit der Kolonialzeit ist die Einbindung Lateinamerikas in die Weltwirtschaft stets durch seine periphere Position gekennzeichnet. Seine Produktionsstruktur richtete sich danach, was die Wirtschaftszentren forderten, ohne Rücksicht auf Umweltfaktoren und das soziale und territoriale Ungleichgewicht. Die Einbindung der lateinamerikanischen Länder in das kapitalistische Weltsystem unterscheidet sich nicht wesentlich von den durch Europa seit Ende des 19. Jh. kolonisierten Ländern: sie verkauften Rohstoffe und kauften Fertigprodukte vom Zentrum in der gleichen Weise wie die Kolonien. Ausländisches Kapital war stets wesentlich für die Finanzierung der Produktionsanlagen und der Infrastruktur und Ausstattung für den Transport von Handelsgütern. Ohne Zweifel spielten die neuen Oligarchien nach der Unabhängigkeit bei der Aufrechterhaltung der kolonialen Strukturen in Lateinamerika eine ausschlaggebende Rolle. Diese sicherten sich ihren Platz auf dem Weltmarkt durch die Zulieferung von Rohstoffen an die Länder, die gerade am Anfang der industriellen Revolution standen. Gleichzeitig brauchte das internationale Kapital die lokalen Oligarchien für die Erreichung ihrer Ziele und die Kapitalvermehrung.
Ein Schlüsselphänomen war der Beginn der grünen Revolution in den lateinamerikanischen Ländern in den fünfziger und sechziger Jahren. Die tiefgreifenden Veränderungen in der Landwirtschaft der Region führten zu einer zunehmenden Zerstörung der Umwelt bis in die Gegenwart. Landwirtschaftliche Modelle auf der Basis einer intensiven Produktion durch die massive Nutzung moderner Technologien stützten sich auf die künstliche Bewässerung, die Mechanisierung, die Nutzung von chemischen Düngemitteln, die Biogenetik und die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln. Auf diese Weise integrierte die grüne Revolution die lateinamerikanische Landwirtschaft in die intensiven Produktionsmethoden und die transnationalen Wirtschaftsstrategien der großen Konzerne, da die Produktionsmittel wiederum vom Weltmarkt importiert werden mussten. Von diesem Moment an veränderte sich die traditionelle Arbeitsweise in der Landwirtschaft im Interesse einer höheren Effektivität, die sich an den Produktionsmodellen der Industrieländer orientierte. Eine Begleiterscheinung dieses Prozesses war nicht nur die Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen, sondern auch die Ausbeutung der Landbevölkerung.
Die grüne Revolution wurde als Retterin vor der Rückständigkeit der Landwirtschaft idealisiert. Allerdings konnte sie nicht den Hunger und das Elend auf dem Land in Lateinamerika beseitigen, vielmehr vergrößerte sie die Kluft zwischen armen und reichen Bauern und beförderte die Konzentration des Landes in wenigen Händen, während gleichzeitig der Preis für den Kauf und die Pacht von Land stieg und die Auslandsschulden sich vergrößerten. Die massive Nutzung von chemischen Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln sowie die Verwendung genetisch manipulierter Kulturen führte zur wachsenden Verschuldung der Bauern, zur Erhöhung der Produktionskosten und zur Verschlechterung der Umweltbedingungen. Auf diese Weise machte die „traditionelle“ Landwirtschaft mit den für sie charakteristischen extensiven Produktionsmethoden, dem Konsum der eigenen Produkte, dem Erhalt der Biodiversität und der Beachtung der biologischen Zyklen Raum für eine „moderne” warenproduzierende Landwirtschaft, die ihre Produktionsmittel auf dem freien Markt kaufen muss.
Die grüne Revolution ging auch mit einer nie da gewesenen Ausweitung der Viehzucht in den meisten lateinamerikanischen Ländern einher, deren Folgen für die Umwelt katastrophal sind. Erstens führte der Import von Viehrassen aus den Industrieländern zum Zweck der Kreuzung mit den einheimischen Rassen zu einem starken Verlust genetischer Diversität, die sich wiederum in der Anfälligkeit der existierenden Rassen niederschlägt. Zweitens hat die Ausweitung der Viehzucht und der damit einher gehende Bedarf an Weideflächen in Lateinamerika zu einer starken Entwaldung geführt, vor allem in Mittelamerika und Brasilien. Allein in Südamerika wurde im Verlauf der letzten dreißig Jahre ein Viertel der Wälder zugunsten von Weideflächen abgeholzt und damit das natürliche Ökosystem auf irreversible Weise verändert. Obwohl es die lateinamerikanischen Regierungen sind, die die genannten Prozesse in Gang setzen, stehen dahinter die Ziele der transnationalen Konzerne. In jedem Fall gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der landwirtschaftlichen „Entwicklung“ der lateinamerikanischen Länder durch die Intensivierung der Produktion und die Verschlechterung der Umwelt und den Erfordernissen des internationalen Kapitals. Wenn man verhindern will, daß der Umweltschutz zum Luxusgut reicher Länder und Regionen wird, dann ist es unabdingbar, daß in erster Linie die strukturellen Probleme der lateinamerikanischen Länder gelöst werden.
Liberalisierung des Handels und Umweltqualität
Die gegenwärtige kapitalistische Expansion, die unter dem euphemistischen Namen Globalisierung firmiert, wird begleitet von der zunehmenden Verarmung einiger Staaten, die zu Vollstreckern der Wirtschaftsliberalisierung geworden sind. Es ist eine Tatsache, daß die WTO die Regeln aufstellt, nach denen der internationale Handel abläuft, wobei sie die Abschaffung jeglicher Zollbeschränkungen und die völlige Freiheit für den Waren- und Geldfluss anstrebt. Diese Forderungen, die nicht in jedem Fall für die industriellen Länder gelten, haben verheerende Folgen für die armen Länder. Kurz gesagt werden die lateinamerikanischen Bauern infolge der Vereinigung der Märkte, des Produktwettbewerbs und der Tendenz zu ständig sinkenden Realpreisen landwirtschaftlicher Produkte allmählich immer ärmer; aufgrund fehlenden Kapitals können sie nicht investieren oder verschulden sich. All dies führt dazu, daß immer größere Landwirtschaftsflächen nur für den Export produzieren, während immer weniger Flächen für die Deckung des eigenen Bedarfs zur Verfügung stehen, ohne daß dabei die notwendige Arbeit für die Erhaltung der Ökosysteme geleistet würde. Die fortschreitende Qualitätsminderung der Ökosysteme führt auch dazu, daß die Bauern ihre Anbaukulturen vereinfachen, obwohl dies zulasten der Biodiversität geht, und dazu, daß immer mehr Waldbestände abgeholzt werden und die Bodenfruchtbarkeit abnimmt. Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreis. Es ist daher wichtig, im Blick zu behalten, daß der kapitalistische Handel die ökologischen Kosten auf die Gesellschaft abwälzt, anstatt sie auf die Preise umzulegen, die der Verbraucher für eine Ware oder Dienstleistung zahlt. Die ausländischen Firmen, die in Lateinamerika investieren, nutzen die mangelnde Anwendung der Umweltgesetzgebungen in diesen Ländern als einen weiteren Vorteil. Daher rührt der geringe Erfolg der Vorschläge zur Einführung ökologischer Bestimmungen in die internationalen Handelsabkommen.
Obwohl die Ausweitung der Landwirtschaftsflächen die Hauptursache für die Entwaldung in Lateinamerika darstellt, darf man den Einfluss nicht unterschätzen, den die Armut, das Wirtschaftswachstum, die Urbanisierung und die von reichen Ländern kontrollierte Holzindustrie auf die Zerstörung der Wälder haben, ebenso wie der wachsende Verbrauch an Holz und Papier in den Industrieländern. Die transnationalen Holzkonzerne haben sich, nachdem sie bereits den größten Teil der tropischen Wälder Afrikas und Asiens vernichtet haben, nun dem lateinamerikanischen Raum zugewendet und nutzen hier sehr aggressive Ab-holzungsmethoden. Darüber hinaus bauen diese Betriebe Straßen, um ihre Versorgung zu gewährleisten, und erleichtern damit der Landwirtschaft und der Viehzucht die weitere Entwaldung durch beschleunigte Abholzung.
Gegenwärtig dominiert in Lateinamerika weiterhin eine exportorientierte Landwirtschaft. Diese Art der Landwirtschaft wird von den Regierungen auf Kosten der Produktion für den internen Konsum gefördert. Zu allen Zeiten hat diese Politik die Verteidigung der Interessen der Latifundisten, die Beschaffung von Devisen für die Finanzierung des Imports von Geräten und Technologien (vor allem in Argentinien, Brasilien und Mexiko) zum Ziel gehabt. Neben den ernsten Umweltproblemen infolge der Ausweitung von Monokulturen zeigt die oben beschriebene Wirtschaftspolitik, daß die lateinamerikanischen Länder nicht in der Lage sind, ihren nationalen Bedarf zu decken. Unterernährung und Hunger in erheblichem Ausmaß sind die Folge, vor allem auf dem Land, und dies ungeachtet der Produktivitätssteigerung und der Erträge der Agrarwirtschaft. Es ist unvorstellbar, daß Brasilien Weizen importieren muss, um den eigenen Bedarf zu decken, oder daß Mexiko Grundnahrungsmittel von den USA kauft, unter anderem ein einst so typisches Produkt der mexikanischen Landwirtschaft wie Mais, der noch vor kurzem in solchen Mengen produziert wurde, daß man ihn nach Mittelamerika exportierte. Andererseits schafft diese Politik einen klaren Widerspruch zwischen der Ernährung der Bevölkerung und der Ernährung von Viehbeständen. Trotz des Mangels an Nahrungsmitteln in Lateinamerika werden Millionen Hektar Land nur zur Produktion von Futtermitteln (Soja oder Mais) genutzt und dienen damit vorwiegend der Mästung der Viehbestände der Industrieländer. Es ist klar, daß dieses Wirtschaftsmodell eine beispiellose Energieverschwendung, eine Verschiebung des ökologischen Gleichgewichts, einen Verlust an Biodiversität sowie Umweltrisiken durch Erosion, durch die Auslaugung des Bodens und durch die Waldvernichtung zur Folge hat.
Genmanipulation und Umwelteinflüsse
Trotz der Beeinträchtigung der Umwelt und der Verlust an Biodiversität in der Landwirtschaft durch die grüne Revolution verwenden viele lateinamerikanische Länder genmanipulierte Kulturen (vor allem Soja und Mais), so daß sie mittlerweile den zweiten Platz hinter den USA in der Verwendung solcher Kulturen einnehmen. In Argentinien zum Beispiel entfielen im Jahr 2000 zehn Millionen Hektar Land (AgroNegocios, Madrid, 25-31.12.2000) auf den Anbau genmanipulierter Kulturen, in Mexiko waren es 1999 100.000 Hektar (El País, Madrid, 18.02.1999).
So absurd es erscheinen mag in einer Region, in der Unterernährung, Armut auf dem Land und Umweltprobleme als Konsequenz einer exportorientierten Landwirtschaftspolitik herrschen: drei lateinamerikanische Länder (Argentinien, Chile und Uruguay) gehören zur „Miami-Gruppe“, einer Organisation, die als Sprachrohr der USA und als Befürworterin genmanipulierter Produkte und des freien Welthandels fungiert. Man darf auch die politischen Gründe für den Einsatz genmanipulierter Kulturen nicht vergessen. Die Globalisierung und die Liberalisierung des Weltmarktes stellen einen Anreiz für die Intensivierung der Produktion und die Förderung landwirtschaftlicher Exporte dar. Wenn genmanipulierte Kulturen sich in allen Ländern (oder Märkten, im Fall der transnationalen Unternehmen) ausbreiten, so kann man annehmen, daß die Kontrolle der Nahrungsmittelproduktion durch die Agrarindustrie zunehmen wird und sich schließlich die Ernährung von Millionen der Weltbevölkerung in wenigen Händen konzentrieren wird, nämlich den mächtigsten biogenetischen Konzernen. Solche Konzerne, die vorwiegend in den reichen Ländern ihren Sitz haben, besitzen schon Patentrechte an bestimmten Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren. Als beredtes Beispiel lässt sich anführen, daß die Weltproduktion an genmanipulierten Samen von 1,7 Mio. Hektar im Jahr 1996 auf 44,2 Mio. Hektar im Jahre 2000 stieg (Semanario AgroNegocios, Madrid, 25-31.12.2000).
Dennoch haben sich die Bauern in vielen lateinamerikanischen Ländern als Reaktion auf die neoliberalen Globalisierungsprozesse und die Liberalisierung des Handels organisiert, um verschiedene Formen nachhaltiger Landwirtschaft auf der Basis naturnaher Produktionsmethoden zu betreiben. So haben z.B. Hunderte von Landgemeinden im verarmten Norden Brasiliens kommunitäre Samenbanken organisiert mit dem Ziel, die traditionellen regionalen Arten zurückzugewinnen. Dies geschieht ohne jegliche Hilfe von Seiten der Regierung. Ein weiterer bezeichnender Fall ist Mexiko, wo die ärmsten Regionen wie Chiapas, Guerrero und Oaxaca entwickelte Formen nachhaltiger Landwirtschaft aufweisen, vor allem in der Kaffeeproduktion. Schließlich muss man auch die kubanische Erfahrung nennen, wo, bedingt durch den Mangel an Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und verschärft durch die ökonomische Lage, seit 1990 eine ökologische Landwirtschaft in großem Maßstab betrieben wird.
Transport-Infrastruktur
Das Wirtschaftswachstum und der Aufschwung der landwirtschaftlichen Exporte sind an die Entwicklung einer Transport-Infrastruktur und eines funktionierenden Straßennetzes gebunden. Die Flexibilität und Effizienz des Handels hängen von der Dichte, Vielfältigkeit und Ausstattung der Infrastruktur ab, vor allem im Bereich der Anlieferungswege für die Häfen und der Straßen, die die Häfen mit dem Hinterland verbinden. Aus diesem Grund gibt es allein in Südamerika über zwanzig größere Vorhaben, die sich zum großen Teil auf Verbindungen zwischen den einzelnen Ländern und zwischen diesen und den Märkten außerhalb der Region konzentrieren: Autobahnen zwischen dem Atlantik und dem Pazifik, internationale Brücken über den Río de la Plata, Schienenbusse, Eisenbahngleise, Wasserwege, schiffbare Kanäle und erweiterte Häfen. Dazu gehören aber auch Projekte zu Ferngasleitungen, wie die zwischen Bolivien und Paraguay oder Bolivien und Brasilien, ebenso wie Wasserkraftwerke wie Itaipú (Brasilien-Paraguay), Puerto Caballo (Bolivien-Paraguay-Brasilien), Yacyretá (Paraguay-Argentinien), Itatí-Itacora (Paraguay-Argentinien) oder Corpus – Itacua (Paraguay-Argentinien). Diese Projekte werden vor allem im Rahmen des Mercosur realisiert. Abgesehen vom ökonomischen Potential, der Dynamik und der regionalen Führungsrolle Brasiliens stellt die Zone einen beachtlichen und schnell wachsenden Markt und eine unermessliche Quelle von natürlichen Ressourcen dar. Hier wären ebenfalls zu nennen der enorme natürliche Reichtum Brasiliens, der hohe Anteil an fruchtbaren Böden in Argentinien und Uruguay, der Fischreichtum des südlichen Atlantik oder die riesigen Viehbestände (vor allem Rinder und Schafe) in Argentinien, Paraguay und Uruguay. Aufgrund ihrer sozioökonomischen und kommerziellen Wichtigkeit und ihrer Bedeutung für die Umwelt ist die internationale Brücke Buenos Aires – Colonia del Sacramento (Uruguay) zu nennen, die sich fortsetzt im Schienenbus Buenos Aires-Montevideo-Sâo Paulo und der zwischen den Ozeanen verlaufenden Autobahn, die den Hafen von Santos (Brasilien) mit dem chilenischen Hafen Arica verbindet. Von dort verläuft sie bis zum chilenischen Hafen Antofagasta und dem peruanischen Matarani. Dennoch ist das kontroverseste Projekt die Wasserstraße Paraguay-Paraná, denn von Puerto Cáceres (Brasilien) bis Nueva Palmira (Uruguay) würde sie über eine Wasserstrecke von 3.300 Kilometer ausgedehnte Gebiete Argentiniens, Brasiliens, Paraguays und Uruguays verbinden und darüber hinaus über den Kanal Tamego eine Verbindung nach Bolivien herstellen. Von diesem Vorhaben werden in erster Linie große Baufirmen profitieren (vor allem aus den USA, Kanada und Europa) sowie Export- und Transportunternehmen. Von einem ökologischen Standpunkt werden sowohl die Autobahn zwischen den Meeren als auch der Schienenbus Buenos Aires-Montevideo-Sâo Paulo direkte Beeinträchtigungen der Umwelt verursachen: Entwaldung, Eindringen in sensible Gebiete und die Verschmutzung der Atmosphäre. Aber auch die indirekten Einflüsse sind nicht ohne Bedeutung, vor allem in dem Gebiet, in dem sich die Verkehrsachsen Buenos Aires-Montevideo-Sâo Paulo kreuzen.
Es ist daher voraussehbar, daß die Förderung des Handels und die Entwicklung der Infrastruktur in einem engen Zusammenhang stehen werden und sich gegenseitig begünstigen. Dies führt nicht nur zu einer immer größeren Konzentration des Reichtums, zu einer Verschärfung des territorialen Ungleichgewichts und der Armut auf dem Land, sondern auch zu Verbesserungen des Transportwesens und einer Liberalisierung des Handels. Gleichzeitig bedingt es den Erhalt eines nur an der Produktivität orientierten Landwirtschaftsmodells, die Verschlechterung der Umweltbedingungen und die Übernutzung der natürlichen Ressourcen. Es wird immer mehr Ackerland benötigt, man wird immer mehr Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Maschinen einsetzen, der Anteil der künstlich bewässerten Flächen wird zunehmen, die Viehhaltung wird intensiviert, der Einsatz genetisch veränderter Pflanzen wird steigen und es ist möglich, daß die Aufforstung von Wäldern mit dafür ungeeigneten Spezien wie z.B. Eukalyptus zunehmen wird.
Die Globalisierung und die fortschreitende Liberalisierung der landwirtschaftlichen Weltmärkte stellen eine wichtige Triebkraft für die Steigerung der Produktivität und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der lateinamerikanischen Länder im Zusammenhang mit einem Modell wirtschaftlichen Wachstums mit dem Ziel kurzfristiger Gewinne dar. Dies führt zur Vertiefung der klassischen Widersprüche zwischen der kommerziellen und kapitalistischen Landwirtschaft, wie sie von den durch Latifundisten und transnationale Konzerne kontrollierten agroindu-striellen Unternehmen betrieben wird, und der Landwirtschaft kleiner Einzelbauern. Als Folgen lassen sich einerseits die wachsende Armut auf dem Land und andererseits die zunehmende Zerstörung der Ökosysteme und die schwere Beeinträchtigung des ökologischen Gleichgewichts nennen. Diese wiederum verschärfen die akuten Umweltprobleme, die durch die grüne Revolution und durch die Abhängigkeit und die periphere Position Lateinamerikas innerhalb des Weltkapitalismus entstanden sind.