Argentinien: Covid-19 und die (notwendige) Neugründung des Landes
|Seit einem Monat befindet sich auch Argentinien unter Quarantäne aufgrund der Covid-19-Pandemie. Die Maßnahme wurde damals von Teilen der Opposition als „voreilig“ kritisiert, da es zu diesem Zeitpunkt lediglich weniger als 100 bestätige Infizierte und 3 Todesfälle gab. Zwei Wochen nach Feststellung des ersten Falles am 2. März war die Schließung von Grenzübergängen und die Aussetzung des Schulunterrichts verordnet worden. Geht man von der Glaubwürdigkeit der offiziellen Zahlen aus, 2.900 Erkrankte und 130 Todesfälle, so führten die frühzeitig durchgeführten Maßnahmen zur Verlangsamung der Virusausbreitung, was wiederum von der bislang niedrigen Belegung von Intensivbetten bestätigt wird. Da die Zahl der bislang durchgeführten Tests unzureichend sind, sollen jedoch die niedrigen Zahlen mit Vorsicht betrachtet werden. Im Gegensatz zu diesen niedrigen Covid-Zahlen steht die hohe Zahl an Suspendierungen und Entlassungen, die im Zusammenhang mit der Ausgangssperre durchgeführt wurden – bis dato fast 16.000 MitarbeiterInnen – nicht nur von kleineren Familienfirmen, sondern hauptsächlich von großen Konzernen wie General Motors, Techint oder Minera del Altiplano. In diesem Zusammenhang gab Präsident Fernández einerseits einen Dringlichkeitserlass heraus, der innerhalb der kommenden zwei Monate Entlassungen untersagt. Andererseits wurde ein Programm zur Unterstützung der Beschäftigung und Produktion gestartet, das zinsfreie Darlehen für Selbständige anbietet und Firmen bei der Lohnzahlung unterstützt. Der Beschluss zur Maskenpflicht, der bereits am 8.04. in einigen Provinzen eingeführt wurde und seit gestern landesweite Geltung hat, stellt für zahlreiche Handwerker, die aufgrund der Ausgangssperre nicht arbeiten dürfen, eine konkrete Beschäftigungsmöglichkeit dar. Derzeitige parlamentarische Diskussionen über die Verabschiedung eines Gesetzes zur Vermögensversteuerung sind von ausschlaggebender Bedeutung – zumal eine Rückkehr zur Normalität im Fall Argentiniens über die momentane Lage hinausgeht. Hinzu kommt nicht nur die Ausbreitung von Denguefieber, sondern auch die Belastung des Internationalen Währungsfonds und eine langfristige einheimische Wirtschaftskrise, die von unpopulären Maßnahmen der vorherigen Regierung Macri verschärft wurden. Fernández brachte erneut seine Überzeugung aus dem Wahlkampf zum Ausdruck, dass es notwendiger denn je sei, ein solidarisches und gerechteres Land neu zu begründen. (Bild: quetzalredaktion_solebiasatti).