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Argentinien: Abschied von der Präsidentin der Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Am vergangenen Sonntag verstarb Hebe Pastor de Bonafini (1928-2022), die Präsidentin einer der bedeutendsten Menschenrechtsorganisationen weltweit, der Madres de Plaza de Mayo (Dt.: Mütter des Platzes der Mairevolution). Bonafini gestand ein, dass sie sich wie die meisten Frauen, die während der letzten Diktatur in Argentinien (1976-1983) auf die Straße gingen, um Informationen über den Verbleib ihrer Kinder, die von der Sicherheitskräften entführten worden waren, zu fordern, vorher nicht für Politik interessiert habe. Die unermüdliche Suche nach dem Schicksal ihrer Söhne während der Diktatur und dann nach der Rückkehr der Demokratie verwandelte sich in einen Kampf für die Ablehnung aller Formen der Ungerechtigkeit. In diesem Sinne pflegte die Präsidentin der Menschenrechtsorganisation stets zu sagen, dass sie vielmehr von ihren „verschwundenen“ Kindern zur Welt gebracht worden sei. Wie die anderen „Hausfrauen“, die im Laufe der Zeit als Madres de Plaza de Mayo bekannt wurden, machte sie sich nicht nur auf die Suche nach dem Verbleib ihrer Kinder, sondern verfolgte auch das Ziel, den Kampf vieler Söhne und Töchter jener Generation fortzusetzen, die ebenfalls durch staatliche Gewalt ums Leben kamen. Berücksichtigt man, dass die repressiven Maßnahmen der letzten zivil-militärischen Diktatur in Argentinien darauf abzielten, die zunehmende Politisierung eines großen Teils der Gesellschaft einzudämmen, um neoliberale Wirtschaftsreformen im Staat durchsetzen zu können, kann sich die Suche nach Gerechtigkeit nicht auf die Summe von einzelnen Gewaltakten beschränken, sondern bezieht als systematischer Plan die gesamte Gesellschaft ein. Trotz der in den ersten Jahren nach der Rückkehr der Demokratie verfolgten Erinnerungspolitik, der so genannten „Theorie der zwei Teufel“, nach der die argentinische Gesellschaft Zuschauer eines Krieges zwischen zwei Seiten (dem Militär und den bewaffneten linken Organisationen) gewesen sei, gelang es den Müttern, deren 45-jährigem Kampf in diesem Jahr zu gedenken ist, zu Symbolen des Kampfes für soziale Gleichheit zu werden und in den entlegensten Regionen der Welt zu Aktionen gegen Ungerechtigkeit aufzurufen. Auf Wunsch Bonafinis wird ihre Asche auf der Plaza de Mayo in Buenos Aires verstreut werden. (Bildquelle: Quetzalredaktion_mceniza)

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