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Trump 2.0: Worauf muss sich Lateinamerika einstellen?

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Lesedauer: 3 Minuten

Am 20. Januar 2025 hat Donald Trump seine (nach 2017–2021) zweite Amtszeit angetreten. Wie positioniert er sich diesmal gegenüber Lateinamerika? Eher ignorant-isolationistisch („neglect“), wie in seiner ersten Amtsperiode, in der er den Nachbar-Subkontinent gar nur ein einziges Mal (zu einem G-20-Gipfel in Argentinien) besuchte? Oder aktiver? Eher mit „softer“ oder eher mit „harter Hand“? Ausgangspunkt für eine Antwort ist, dass ihm wirtschaftlicher Protektionismus und geopolitisch der asiatisch-pazifische Raum Trumps Prioritäten sind. Im Mittelpunkt steht dabei China. Europa wird (im Sinne von „benign neglect“) in den Hintergrund rücken. Lateinamerika aber schiebt sich in der außenpolitischen Bedeutung stärker an China heran. Auf diesbezüglich mehr Aktivität statt „neglect“ deuten bereits Trumps erste personelle Entscheidungen hin: Zwei Lateinamerika-affine hardliner besetzen die beiden wichtigsten außenpolitischen Posten in Trumps Administration: Mit Ex-Senator Marco Rubio aus Florida, Sohn kubanischer Einwanderer, ist ein Latino sein Secretary of State (Außenminister) und der frühere US-Botschafter in Mexiko Christopher Landau dessen Stellvertreter. Mike Waltz, sein Berater für nationale Sicherheit, hat sich als früherer Kongress-Abgeordneter durch besonderes Interesse an Mexiko und Venezuela hervorgetan. In früheren US-Administrationen hatten diese Posten vor allem Asien- oder Europa-Spezialisten inne. Auch eine Reihe von Botschaftern hat Trump für Lateinamerika schon benannt, selbst für Länder, in denen solche oft durch Abwesenheit glänzten. Was die inhaltliche Ausrichtung angeht, so wird Lateinamerika Schauplatz, ja Schaltstelle aller drei Trump‘schen Hauptstrategien sein: 1) weltweite Eindämmung des wirtschaftlichen Einflusses Chinas – Lateinamerika gilt ihm da als ein Kristallisationspunkt, und dabei ist, nachdem es den von China dominierten BRICS beigetreten ist, insbesondere Panama in Trumps Visier geraten; 2) die US-Handelsbilanz mit der Erhöhung der Importzölle aufzubessern – hier kündigte Trump für Kanada und Mexiko 25 Prozent an; und 3) die massive Ausweisung lateinamerikanischer „illegaler“ Migranten (einschließlich der Abschaffung des „birthright“) sowie, in Verbindung damit, der Kampf gegen den fortan sogar als „terroristisch“ gelabelten Drogenhandel – auch das betrifft vor allem Mexiko, ferner Zentralamerika, Venezuela und Kolumbien. Mexiko wird die größte Last sowohl der Remigrationsauswirkungen der „illegalen“ Latinos als auch der genannten Sonderzölle auf alle Produkte zu tragen haben. „Vorsorglich“ hat Trump gleich nach Amtsantritt für dessen Grenze den „Nationalen Notstand“ ausgerufen. Des US-Präsidenten Ankündigung, den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umzubenennen, begegnete seine mexikanische Amtskollegin Claudia Sheinbaum mit dem sarkastischen Vorschlag, im Gegenzug doch das Gros der USA „Mexiko-Amerika“ zu taufen. Panama seinerseits müsse, so Trump, angesichts chinesischen Einflusses mit der Beschlagnahmung des Kanals durch die USA rechnen. US-amerikanische militärische Begleitaktionen in beiden lateinamerikanischen Ländern seien möglich, und für die Grenze mit Mexiko sind sie schon beschlossen. Profitieren von Trumps Wohlwollen könnten hingegen die populistisch-autokratischen Präsidenten Argentiniens Javier Milei, der sich selbst als „lateinamerikanischer Trump“ sieht, und Nayib Bukele in El Salvador, desgleichen natürlich Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro. Weist all dies, ganz so wie Rubios massive Aversion gegenüber Cuba und Venezuela, auf einen Einsatz von „hard power“ der neuen US-Regierung hin, steht dem als „soft power“ deren grundsätzliches Interesse am Handel mit Lateinamerika, darunter eigenem Export dorthin, entgegen. Denn wenn Trump danach trachtet, seinen „Hinterhof“ der wachsenden wirtschaftlichen Vereinnahmung durch China zu entziehen, sollte er, statt einen Handelskrieg zu riskieren, an wirtschaftlicher Kooperation mit ihm interessiert sein. Paradoxerweise steigen die Chancen lateinamerikanischer Staaten, sich den USA als potente Handelspartner zu präsentieren, gerade über chinesisch dominierte Lieferketten. Alles in allem, im „Handlungs-Quadrat“ von „neglect“ bzw. „activity“ einerseits und „hard“ bzw. „soft power“ andererseits verschiebt sich wohl die Lateinamerika-Politik von Trump 1.0 zu Trump 2.0: und zwar von „neglect“ zu mehr „activity“ bei einer gleichzeitigen Kombination von bzw. Volatilität zwischen „hard“ und, punktuell, „soft power“. (Bild: Quetzal-Redaktion, gc)

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