Lateinamerika: Rund ums Wasser
|Seit 1993 wird jedes Jahr am 22. März der Weltwassertag begangen. Vor einem Jahr fand die erste große Konferenz der Vereinten Nationen (UN) seit 1977 statt, die sich eigens dem Thema Wasser widmete. Es wurde darüber diskutiert, welche Fortschritte bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels für Wasser und Sanitärversorgung (SDG 6) erzielt werden konnten und welche Probleme dem Menschenrecht auf Wasser entgegenstehen. Der diesjährige Weltwasserbericht geht von der Erkenntnis aus, dass die dauerhaft gerechte und sichere Versorgung mit Wasser die Grundlage für Wohlstand und Frieden ist. Wie weit die Realität davon entfernt ist, zeigt sich daran, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung zumindest saisonal unter schwerer Wasserknappheit leidet. 2022 hatten 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicher bewirtschaftetem Trinkwasser. Ein Viertel der Weltbevölkerung verbraucht mehr als 80 Prozent des jährlichen erneuerbaren Süßwasservorrats vor Ort. In Ländern mit geringem Einkommen und der unteren Gruppe der Länder mit mittlerem Einkommen sind geschätzt 70 bis 80 Prozent der Arbeitsplätze vom Wasser abhängig. Mit acht Prozent Anteil an der Weltbevölkerung und knapp einem Drittel der weltweiten Süßwasserressourcen scheint Lateinamerika (mit Karibik) vergleichsweise gut dazustehen. Das sind Ressourcen von 28.000 Kubikmetern Wasser pro Person und Jahr – fast viermal so viel wie der weltweite Durchschnitt. Dennoch haben auch hier die Konflikte um den Zugang und die Verteilung der lebenswichtigen Ressource zugenommen. Nach Angaben des Pacific Institute, einer Nichtregierungsorganisation in den USA, wurden zwischen 2010 und 2019 61 Fälle registriert, dreimal mehr als im vorangegangenen Jahrzehnt. Allein in den vier folgenden Jahren waren es insgesamt bereits 57 Gewaltkonflikte um die Versorgung mit Wasser (Angaben unter). Auch wenn diese Liste nicht alle Vorfälle erfasst, zeigt sie eine ansteigende Tendenz in Anzahl und Intensität. Angesichts der Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörung sowie der zunehmenden sozialen Polarisierung ist einerseits mit der Verstärkung dieses Trends zu rechnen. Andererseits eröffnen die zunehmenden Auseinandersetzungen die Möglichkeit, dass immer mehr Menschen aktiv um ihr Recht auf Wasser zu kämpfen beginnen. (Bild: UN-Logo, cc)