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Lateinamerika: Geoökonomische Verschiebungen

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Lesedauer: 3 Minuten

In den letzten 20 Jahren haben sich die geo-ökonomischen Beziehungen Lateinamerikas und der Karibik (engl. Abkürz.: LAC) grundsätzlich gewandelt. Dabei lassen sich zwei Trends ausmachen. Länder wie Brasilien, Chile, Kuba, Peru und Uruguay, die 2001 noch hauptsächlich in die EU exportierten, haben 2021 in der VR China einen neuen Exportmarkt gefunden. Bei den LAC-Staaten, die die USA als Haupthandelspartner haben, hat sich im selben Zeitraum hingegen kaum etwas geändert. Die große Ausnahme in dieser zweiten Gruppe ist Venezuela, das enge politische und ökonomische Beziehungen zu China pflegt und seit 2005 von Washington mit Sanktionen belegt wird. Insgesamt scheint sich der Außenhandel der LAC-Länder durch den Ausbau der Beziehungen diversifiziert zu haben. Bei genauerem Hinsehen kann man jedoch feststellen, dass sich die Region in zwei Gruppen aufteilen lässt: Länder im Norden, die wirtschaftlich – und über längere Zeit auch politisch – eng an die USA angebunden sind, und Länder, die den größten Teil Südamerikas umfassen und ihre Außenwirtschaft stark nach China ausgerichtet haben. Zur ersten Gruppe zählen Mexiko, Zentralamerika, der größte Teil der Karibik (mit Ausnahme Kubas und einiger kleiner Inselstaaten) und Kolumbien. Von den Ländern dieser Gruppe wiederum nimmt Mexiko eine Sonderstellung ein. 2023 liegt es unter allen Außenhandelspartnern der USA bei den Gütern erstmals mit 15,5 Prozent Anteil an der Spitze, gefolgt von Kanada mit 15,2 Prozent. China kommt mit 10,8 Prozent erst an dritter Stelle. Unter den folgenden 12 Ländern finden sich fünf EU-Länder, die von Deutschland (mit 4,6 Prozent auf dem vierten Rang) angeführt werden und zu denen außerdem die Niederlande, Frankreich, Italien und Irland gehören. Großbritannien (2,8 Prozent) und die Schweiz (1,7 Prozent) liegen auf dem 7. bzw. 15. Platz. Unter den Top 15 der führenden Außenhandelspartner der USA haben die asiatischen Länder ohne China, d.h. Japan (4,2 Prozent), Südkorea (3,4 Prozent), Indien und Taiwan (je 2,4 Prozent) sowie Vietnam (2,3 Prozent) zusammen einen Anteil von 14,7 Prozent. Regional stehen damit die beiden Länder des nordamerikanischen Wirtschaftsblocks (USMCA für USA, Mexiko und Kanada; früher NAFTA) mit 30,7 Prozent an der Spitze, gefolgt von Asien (25,5 Prozent) und Europa (EU plus Großbritannien und Schweiz zusammen 17,2 Prozent). Die LAC-Länder spielen – abgesehen vom Sonderfall Mexiko – in dieser Gruppe keine Rolle. Unter den LAC-Ländern der am China orientierten Gruppe spielt Brasilien die führende Rolle. Das größte südamerikanische Land wickelte 2021 immerhin 31,3 Prozent seines Außenhandels mit China ab. Abgeschlagen folgen die USA (11,1 Prozent) auf dem zweiten und der große Nachbar Argentinien (4,2 Prozent) auf dem dritten Platz. Die brasilianischen Exporte nach China machten 2019 27,6 aller Export aus, wobei anteilmäßig Soja (32,2 Prozent), Rohöl (24 Prozent) und Eisenerz (21 Prozent) dominierten. Auch wenn Brasilien damit für das asiatische Land ein wichtiger Lieferant von Rohstoffen und Agrarprodukten ist, machen die Importe von dort nur ca. vier Prozent der gesamten chinesischen Einfuhren aus. Hervorzuheben ist die Mitgliedschaft Brasiliens in der Gruppe der BRICS, zu der neben China auch Russland, Indien und Südafrika zählen. Beim Außenhandel nimmt China außerdem in Argentinien, Bolivien, Chile, Kuba, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela den Spitzenplatz ein. Auch diese Länder liefern vorrangig Erze, Minerale und Agrarprodukte nach China. Zu der 2013 von China ins Leben gerufenen Belt and Road Initiative (BRI) gehören inzwischen 21 von 33 LAC-Ländern, wobei das Schwergewicht Brasilien nicht darunter ist. Auch Mexiko und Kolumbien fehlen. Wenn alles nach Plan läuft, wird China bis 2035 seinen Handel mit den LAC-Ländern von 495 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 auf 700 Mrd. gesteigert haben. Ob dies gelingt und welche Folgen daraus für die Region erwachsen, wird die Zukunft zeigen. (Bild: Quetzal-Redaktion, soleb)

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