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Vom Wert eines Knöllchens
Eine Ausstellung zur Kartoffel im Leipziger Naturkundemuseum

Gabriele Töpferwein | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten
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Ausstellung über die Kartoffel im Leipziger Naturkundemuseum (Foto: Quetzal-Redaktion.gt)Zwischenzeitlich blieben wir bei den Leipziger Tagebauen hängen und versuchten, das verwirrende System der Flüsse und Flüsschen zu enträtseln. Und dass ein Flussbiber so groß ist, war eine Überraschung. Im Gegensatz zum Zoo hat das Naturkundemuseum in Leipzig nämlich Biber zu bieten, wenn auch nur ausgestopfte. Das Bienenvolk hinter Glas ist allerdings höchst lebendig. Dieses 1912 gegründete Museum verfügt wahrlich über eine sehr umfangreiche Sammlung, und bei der Fülle der Ausstellungsstücke dürfte für jeden etwas dabei sein. Doch unser Interesse galt eigentlich Solanum tuberosum, der Kartoffel.

Seit Anfang Juli läuft die von der GIZ konzipierte Ausstellung über die beliebte Knolle. Die kleine Schau ist sehr textlastig. Wer aber Zeit und die nötige Ausdauer mitbringt, der erfährt unter den Stichworten Produktion und Verbrauch, Botanik und Kultur, Vielfalt, Züchtung und Forschung sowie Ernährungssicherheit und Entwicklungszusammenarbeit fast alles, was es über Kartoffeln zu berichten gibt. Das ist ein wenig wie ein Vortrag auf Schautafeln. Hier eine kurze Zusammenfassung dieses Referats:

Kartoffelsorten (Foto: Quetzal-Redaktion.gt)In Südamerika wurde die Frucht schon vor 8000 Jahren kultiviert. Ihre genaue Herkunft liegt nach wie vor im Dunkeln. Peruaner und Chilenen streiten bis heute über den Ursprungsort.

Die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs, ebenso wie Tomate, Paprika, Chili, Tabak und Aubergine. Etwas für Genießer also.

Der Alte Fritz hatte die Erdäpfel in Deutschland einst zwangsweise eingeführt, offensichtlich besaß er bereits eine Vorstellung von der ernährungsphysiologischen Bedeutung der Kartoffel.

Die Kartoffel ist als Dickmacher verschrien, womit man ihr Unrecht tut. Tatsächlich enthält sie eher wenige Kalorien, dafür aber wichtige Vitamine und Mineralstoffe.

In Europa waren die Folgen der großen Kartoffelpest in der Mitte des 19. Jahrhunderts verheerend. Spätestens jetzt reifte bei den Europäern die Erkenntnis, dass die bewusst erhaltene Artenvielfalt bei den Andenbewohnern keine Spielerei war.

Die ebenfalls aus Amerika stammende Süßkartoffel (Ipomoea batates) ist gar keine Kartoffel, sondern ein Windengewächs. Ihr Siegeszug um die Welt fand etwas später statt, heute wird sie außer in ihrer Heimat vor allem in Afrika und Asien angebaut und gegessen.

Spanische Conquistadoren entdecken die Kartoffel (Foto: Quetzal-Redaktion.gt)Liebhaber der Knolle, die Genaueres über Geschichte, Verbreitung, Inhaltsstoffe, Nutzung, Haupterzeuger und -verbraucher, neue Forschung und alte Sorten, Erzeugerprojekte in Peru, chuño oder jatha kathu erfahren möchten, sollten bis Ende August noch schnell nach Leipzig pilgern. Ein Tipp: Die informative Broschüre zur Ausstellung nicht vergessen!

Das Leipziger Naturkundemuseum hat mit der Übernahme dieser Ausstellung ein gutes Gespür bewiesen. Hoffen wir, dass das Haus den Leipzigern erhalten bleibt, seine Zukunft ist derzeit noch ungewiss. Eine Schließung wäre zweifellos ein Verlust für die städtische Museumslandschaft. Und ein Akt der Unkultur sowieso.

 

Kartoffelwelt. Karriere einer Knolle. Naturkundemuseum Leipzig, 7.7.- 28.8.2011.

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Bildquellen: [1], [2], [3] Quetzal-Redaktion.gt

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