Der Autor des im November 1992 im Fischer-Taschenbuch Verlag erschienenen Buches „Kinder der Straße“, Uwe von Dücker, war 1985-87 als Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes in einer selbstverwalteten peruanischen Straßenkindergruppe, den „Huchuyrunas“ („kleine Männer“), tätig. Er war ihr Lehrer, bildete die Mitarbeiter in der Arbeit mit psychosozial gefährdeten Kindern aus und erarbeitete gemeinsam mit seinen Kollegen ein sozialpädagogisches und sozialtherapeutisches Programm für Straßenkinder in Cusco/Peru.
Als er seine Arbeit 1987 abschloß, mußte von Dücker erkennen, daß es – wie im Falle der „kleinen Männer“ – nicht ausreicht, für lediglich 50 Straßenkinder Programme zu entwickeln und zu unterhalten und, daß gelungene Arbeitsansätze eine Vervielfältigung benötigen. Er begab sich auf Suche nach brauchbaren Lösungsmodellen. Über eine sorgfältig angelegte Feldstudie erforschte von Dücker in zehn lateinamerikanischen Ländern die Ursachen der Straßenkinderproblematik, suchte den Kontakt zu den Kindern der Straße, besuchte geschlossene, meist staatliche Kinderheime, Kindergefängnisse und richtungweisende Modelle. Auf der Suche nach Auswegmöglichkeiten nahm er in den von ihm besuchten Ländern Verbindung zu den verantwortlichen Politikern auf und befragte Menschen der Straße, Fachleute, Wissenschaftler und Straßenpädagogen.
In seinem Buch „Kinder der Straße“ analysiert von Dücker ausführlich die Situation „Straße“ berichtet von unzähligen, so noch nirgendwo gemachten Erkenntnisse und Erfahrungen und versteht über geschickt eingeschobene Vorortbeschreibung den Lesenden mit auf die Straße zu nehmen. Er läßt immer wieder die Kinder selbst zu Sprechern ihrer Sache werden und setzt sich schließlich für eine „mobile Jugendarbeit“, eine Arbeit auf der Straße, ein, die er ausführlich über konkrete Handlungsmodelle zu beschreiben versucht (Vorstellung eines Straßenpädagogen – Programmes).
Uwe von Dücker möchte mit seinem Buch vielerlei erreichen. In erster Linie soll es seinen lateinamerikanischen Kollegen als Arbeitspapier dienen, es soll aber auch Aufklärungsarbeit zur Situation eines Überlebens auf der Straße leisten und Politiker der südlichen und nördlichen Länder zur Kooperation bewegen. Um in Lateinamerika eine „Arbeit auf der Straße“ verwirklichen zu können, gründete von Dücker im Jahr 1992 mit Freunden und Kollegen aus Südamerika, Europa und den USA eine „Internationale Gesellschaft zur Förderung des lateinamerikanischen Straßenkindes“, der man den Übernamen „educacion para todos“ gab. Nach der Zielsetzung der neugegründeten Gesellschaft will man Bildungs- oder Betreuungsangebote aufbauen oder unterstützen, die erstmals allen in Lateinamerika auf der Straße überlebenden Kindern zugute kommen. Man will gemeinsam mit lateinamerikanischen Partnern Straßenkinderprogramme auf der Straße (educacion en la calle) entwickeln und die hierfür notwendigen Straßen-Pädagogen (Street-worker) ausbilden. Die Finanzierung erhofft sich die internationaler Gesellschaft aus den nördlichen Ländern – von den Entwicklungsministern, der Europäischen Gemeinschaft und privaten Geldgebern. Sie setzt sich entschieden für ein humanentwicklungspolitisches Konzept ein und will dafür werben, daß in Zukunft mit den südlichen Ländern nicht – wie die 500 jährige koloniale Vergangenheit zeigte – ausschließlich in wirtschaftlichen, sondern verstärkt in humanen und sozialen Bereichen kooperiert wird.
Das Buch „Kinder der Straße“ soll der neugegründeten Gesellschaft „educacion para todos“ als Leitfaden dienen. Die hier entworfene Konzeption der Einrichtung von Straßenpädagogenzentren in den Großstädten Südamerikas nahm 1993 – ausgehend von gemeinsamen lateinamerikanischen und europäischen Aktionen – mit Pilotprojekten in Chile und Uruguay ihren Anfang.
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Die Kinder der Straße Überleben in Südamerika
Uwe von Dücker, Fischer Bd. 11347 (Sozialwissenschaft)
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Kurzfassung des Aktionsforschungsprojektes
- Erfahrungs- und Hintergrundarbeit in einer selbstverwalteten Straßenkindergruppe in Cusco, Peru.
- Erforschung der Straßenkinderproblematik in zehn lateinamerikanischen Ländern (Situation, Ursache, Erarbeitung möglicher Lösungswege).
- Auswertung der gemachten Erfahrungen und Beschreibung eines Handlungskonzeptes in dem im Fischer Taschenbuchverlag erschienenen Buch „Kinder der Straße“ (Bd. 11347)
- Gründung einer internationalen Gesellschaft zur Förderung des lateinamerikanischen Straßenkindes, „educacion para todos e.V.“, Aufbau und Unterstützung von Straßenkinderprojekten und Ausbildung von Straßenpädagogen.
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