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Printausgaben

Informationsstelle Guatemala e.V. (Hrsg.) – " Der Nobelpreis ist ein Schrei nach Leben und nach Frieden"

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Lesedauer: 3 Minuten

Herausgegeben von der Informationsstelle Guatemala e.V., Bonn 1992. Zur Verleihung des Friedens- und des Alternativen Nobelpreises an zwei Guatemaltekinnen.

Inhalt: Guatemala-Basisdaten, Geschichte, Repression und Widerstand (S.4-9); Rigoberta Menchú (Friedensnobelpreis 1992) – Biographie, Symbol und Realität, Reaktionen auf die Preisverleihung, politische Positionen R. Menchús (S.10-16); Heien Mack (Alternativer Nobelpreis 1992) – Zur Person; Hintergründe der Ermordung Myrna Macks; Interview (S. 17-28); Bücher, Filme, Ausstellungen zu Guatemala (S.29/30).

Die Broschüre bietet einen guten Überblick über die politische Situation in Guatemala und versteht es zudem, mit der Vorstellung der diesjährigen Nobelpreisträgerinnen Hintergründe zu beleuchten und Zusammenhänge aufzuzeigen. Beide kommen selbst ausreichend zu Wort, so daß sich der Leser auch ein eigenes Bild von beiden Frauen machen kann. Die breite Publizität Rigoberta Menchús läßt es gerechtfertigt erscheinen, der nicht so bekannten Heien Mack mit einem Interview die Möglichkeit zu geben, sich selbst vorzustellen. Das Schicksal beider Frauen belegt auf eindrucksvolle Weise, daß trotz Mord und Terror einer schier allmächtig scheinenden Armee auch politischer Widerstand Veränderungen in die Wege leiten kann. Beide stehen, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise, für die Realität des mittelamerikanischen Landes. Rigoberta Menchú erlebte als Quiché-Indianerin, Bäuerin und Frau die rassische, soziale und pa-triachale Unterdrückung in ihrem Land am eigenen Leib. Sie repräsentiert eine Tradition und Geschichte, die nicht erst 1492 beginnt und die nicht in den offiziellen Lehrbüchern zu finden ist; und sie verkörpert zugleich die Hoffnung auf „soziale Gerechtigkeit und ethnisch-kulturelle Versöhnung auf der Basis von Respekt für die Rechte der Urbevölkerung“. Heien Mack hingegen entstammt den sozial und wirtschaftlich besser gestellten Mittelschichten. Obwohl sie schon früh ein Gespür für die Ungerechtigkeit und Ungleichheit, die in Guatemala herrschten, entwickelte, begann ihr aktives politisches Engagement erst mit dem Kampf um die Bestrafung der Mörder ihrer Schwester Myrna, die im staatlichen Repressivapparat zu suchen sind, Das Schicksal der Schwestern Mack zeigt, wie eng bemessen der politische Freiraum trotz formaler demokratischer Spielregeln ist und daß schon das wissenschaftliche Interesse am Schicksal der Anfang der 80er Jahre von der Armee Vertriebenen und Getöteten, das Myrna Mack in einer empirischen Studie sozialwissenschaftlich untersuchen wollte, das Todesurteil bedeutet. Es zeigt zugleich, daß staatlich sanktionierter Terror nicht mehr hingenommen wird und die Verbrechen der Armee öffentlich gemacht werden können. Es ist zu hoffen, daß die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die durch die Preisverleihung auf Guatemala gerichtet ist, nicht wieder soweit nachläßt, daß sich erneut der Mantel des Schweigens über das ‚Tand des ewigen Frühlings“ breitet. Die Verbreitung dieser Broschüre hilft, die Aufmerksamkeit wachzuhalten und die Opfer der Repression zu unterstützen.

Das Heft ist für 5,-DM bei der:

Informationsstelle Guatemala e.V.
Heerstr. 205
5300 Bonn
zu beziehen.

„Der Fall Myrna Mack stellt die Justiz auf die Probe“, aus: Siglo XXI, 19.09.92
(Impunidad = Straffreiheit für Militärs)

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