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Quetzal

Politik und Kultur in Lateinamerika

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Mein Sohn, mein Juwel, mein reiches Quetzalgefieder

Gabriele Töpferwein | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten

Es wäre schon lange einmal fällig gewesen, aber – besser spät als nie. Wir wollen hiermit endlich die Neugierde all jener befriedigen, die schon immer wissen wollten, was für ein Vogel dieser Quetzal nun eigentlich ist. Ein Bild des Vogels ziert ja jedes Titelblatt, aber ein recht stilisiertes. Obendrein handelt es sich dabei um ein Weibchen, und das, wo doch das Männchen (Ehre wem Ehre gebührt!) ob seines wunderschönen Gefieders den Ruhm des Quetzal begründet hat.

Der Quetzal (Pharomachus mocino) gilt als der schönste Vogel Amerikas. Die intensiven Töne des Gefieders des Männchens, der weibliche Vogel verfügt nicht über die langen Schwanzfedern, rechtfertigen diese Meinung. Sein Körper ist von irisierender Farbe und verändert sich je nach Einfall des Lichtes von Gold bis Blau und Smaragdgrün, kontrastierend mit dem Rot des Bauches. Der Quetzal lebt ausschließlich im Hochland von Chiapas und in den Nebelwäldern Guatemalas. Er ernährt sich von Früchten, vor allem wilden Avocados, aber auch von Insekten und kleinen Wirbeltieren.

Als Symbol für Reichtum, Fruchtbarkeit und das Leben war der Quetzal eng mit den mittelamerikanischen Kulturen verbunden. Federkronen, Standarten und unzählige Trachten der Maya und Mexica wurden mit den glänzenden Federn des Quetzal gefertigt. Diese Federn hatten im Handel dieser Kulturen einen ungeheuren Wert. Um an seine Federn zu gelangen, wurde der Quetzal nicht erlegt: es wurde mit dem Tode bestraft, wer diesen Vogel tötete. Die Vögel wurden lebend gefangen, ihrer langen Schwanzfedern beraubt und dann wieder freigelassen. So war es möglich, dass der Quetzal seine Federn in der nächsten Mauser erneuern konnte.

Dieser schöne Vogel ist ein ständiges Symbol in der alten Náhuatl-Dichtung. In der Sammlung Mexikanische Gesänge und Romanzen der Herren der Neuen Welt findet man immer wieder Anspielungen auf den Quetzal und sein schönes Gefieder. Ihm werden verschiedene Bedeutungen verliehen – er steht für das Geachtete, Schöne, Begehrte.

Hier einige Beispiele:

Es ist ein Hervorquellen aus kostbaren Steinen,
es ist ein Aufblühen aus Quetzalfedern,
sind sie vielleicht dein Herz,
Schöpfer des Lebens ?
Niemand an deiner Seite sagt,
dass er in Armut lebe.

Deshalb weine ich,
weil du ärgerlich bist,
oh, Schöpfer des Lebens!
Der Jade zerspringt,
der Quetzal zerreißt…

Die Adler und Tiger
lassen laut die Schellen klingen;
richten den Blick über ihre Schilde
aus Zypergras,
mit Sturmhauben aus Quetzalgefieder
bewegen sich kraftvoll die todbringenden Mexikaner…

 

Sämtliche Informationen und literarischen Texte aus: ARQUEOLOGÍA MEXICANA, Nr. 15/9-10/1995

Von Vögeln mit schönen Federn

Es gibt einen Vogel in diesem Land, der quetzoltótotl heißt; er hat wunderschöne Federn in verschiedenen Farben, einen spitzen gelben Schnabel, gelbe Beine. Auf dem Kopf trägt er einen Putz aus Federn, wie der Kamm des Hahnes. Er ist so groß wie ein Vogel namens tzonatl, der der urraca, der Elster, gleicht oder pega, wie sie in Spanien genannt wird. Sein Schwanz gleicht in Form und Zusammensetzung dem der Vögel, die tzonatl, teotzunatl genannt werden und die in den Dörfern aufwachsen. Die Federn des Schwanzes heißen quezolli und sind sehr grün und glänzend. Sie sind sehr breit und wie einige Blätter der Wasserschwertlilie wiegen sie sich mit dem Wind.

Dieser Vogel hat im Schwanz einige schwarze Federn, womit er die schönen Federn bedeckt, die sich inmitten dieser schwarzen befinden. (…)

Der Putz, den dieser Vogel auf dem Kopf trägt ist sehr hübsch und glänzend, diese Federn werden tzinitzcon genannt. Hals und Brust diese Vogels sind rot und glänzend; dieses Gefieder ist prächtig und wird tzinitzcon genannt; der Nacken und der gesamte Rücken haben grüne, sehr glänzende Federn. Unter dem Schwanz und zwischen den Beinen ist das Gefieder fein, hellgrün, glänzend und weich. An den (Gelenken der) Flügel besitzt er grüne Federn, und darunter schwarze, und die untersten Federn der Flügel haben die Farbe von Horn, sind ein bisschen gekrümmt breit und spitz, und sie befinden sich über den Kielen der schlanken Federn der Flügel, die quetzolaitztli heißen. Sie sind grün, lang, gerade, an der Spitze scharf und sie glänzen grün.

Diese Vögel leben in der Provinz namens Teco/ot/an, das ist in Richtung Honduras oder in der Nähe. Sie leben in Wäldern und bauen ihre Nester in den Bäumen, um ihre Jungen aufzuziehen.

Historia General de las Cosas de Nuera España
, Libro XI, capitulo II.

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