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Nicaragua: Des Katholiken Ortega erbarmungslose Abrechnung mit der katholischen Kirche

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Lesedauer: 3 Minuten

Zum jüngsten Osterfest hat die nicaraguanische Regierung unter Präsident Daniel Ortega, der einmal selbst von sich behauptet hatte, gläubiger Katholik zu sein, die Karfreitagsprozessionen verboten, insoweit sie außerhalb von Kirchen stattfinden sollten. Diese Prozessionen stellen den Leidensweg, die Kreuzigung und das Sterben, von Jesus Christus dar und sind für die Katholiken in Lateinamerika wie auch in Spanien und Portugal – gerade auf den öffentlichen Straßen – essenziell. Die Regierung begründete das Verbot mit einem „Problem der öffentlichen Sicherheit“. In Nikaragua sind heute noch knapp 60 % der Bevölkerung katholische Christen. Vonseiten der Kirche wurde kalkuliert, dass es sich landesweit um 3.176 Prozessionen gehandelt haben dürfte, die am letzten Karfreitag unterbunden wurden. Mit diesem Verbot wurde ein weiteres Mal Artikel 29 der Verfassung Nicaraguas verletzt, der freie Religionsausübung garantiert. Doch schon davor hatte die Regierung privaten Unternehmen untersagt, der katholischen Kirche ihre Dienste, z.B. die Bereitstellung von Bussen, anzubieten. Sie hatte in den Kommunen Register mit den Namen „gefährlicher Katholiken“ aufstellen lassen, katholische Radiostationen und Fernsehkanäle geschlossen und den katholischen Klerus als eine „vom Vatikan organisierte Mafia“ bezeichnet. Katholische Schulen und Universitäten sahen sich zur Schließung genötigt, weil ihre Vermögenswerte beschlagnahmt worden waren. Seit 2018 ist in Nicaragua fast 2.000 kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Nichtregierungsorganisationen die rechtliche Grundlage für die Fortsetzung ihrer Arbeit entzogen worden. Ihren Höhepunkt hatte die Eskalation im Verhältnis zwischen Regierung und katholischer Kirche am 19. August 2022 in der Verurteilung von Mons. Rolando José Álvarez Lagos, seines Zeichens Bischof von Matagalpa seit 2011. Ihm wurde zur Last gelegt, bei den Protesten vom April 2018, in denen von staatlichen Sicherheitskräften 355 Menschen außergerichtlich exekutiert worden waren, Drahtzieher eines „Putschversuches“ gewesen zu sein. (Ortega hatte die katholische Kirche in diesem Kontext als „satanische Sekte“ tituliert.) Dabei war doch der Bischof gerade da Mitglied jener Bischofskonferenz gewesen, die zwischen der Opposition und der Regierung Ortega vermittelte. Doch auch schon davor, in den 1980er Jahren, als es Álvarez als Christ abgelehnt hatte, in der sandinistischen Armee zu dienen, war er mehrere Male verhaftet worden. Er floh dann nach Guatemala, wo er in ein katholisches Seminar eintrat, um später wieder nach Nicaragua zurückzukehren. Mehr als dreißig Jahre danach, an besagtem 19. August 2022, wurde Álvarez, der sich zuvor geweigert hatte, das Land zu verlassen (er sollte mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA abgeschoben werden), zu 26 Jahren und vier Monaten Haft verurteilt, schon einen (!) Tag nach der Verhaftung, also ohne rechtsstaatlichen Prozess. Die Begründung lautete: „Vaterlandsverrat“ bzw. „Verschwörung und Falschinformation in den sozialen Medien“. Dabei wurde ihm die nicaraguanische Staatsbürgerschaft entzogen. Auch Geistliche, die in ihren Predigten seinen Namen erwähnten, wurden festgenommen. Bischof Álvarez sitzt seitdem in der Haftanstalt „Jorge Navarro de Tipitapa“ ein. Diese wird auch „La Modelo“ oder, wegen der in ihr extrem hohen Temperaturen, „infiernillo“ genannt. Genau dort verbrachte Bischof Álvarez auch das jüngste Osterfest. Papst Franziskus hatte im österlichen Vorfeld, am 10. März 2023, das nicaraguanische Regime als „grobe Diktatur“ benannt und mit der Hitler-Diktatur bzw. den „Kommunistischen Diktaturen“ verglichen. Nicaraguas Regierung nahm das wiederum zum Anlass, den Vatikanischen Nuntius Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag auszuweisen und die diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan zu suspendieren. (Bildquelle: pixabay, cc_cgonzalezsosa)

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