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Kolumbien: Unzufriedenheit zwischen den Wahlen

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Lesedauer: 3 Minuten

noticia_Kolumbien_drogerie_medellin_agencia_prensa_rural_ccDie Kolumbianer*Innen sind unzufrieden – mit der Demokratie, der wirtschaftlichen Situation im Land, den Zukunftsaussichten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Unternehmens 40dB. im Auftrag von El País América. Lediglich jeder Sechste äußert sich zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie, die Mehrzahl hat kein Vertrauen in politische Institutionen. Einer der Hauptgründe dafür ist die allgegenwärtige Korruption, die von vier Fünfteln als das größte Problem im Land angesehen wird. So erlebte knapp die Hälfte selbst oder in seiner Umgebung Bestechungsversuche mit dem Ziel, Wählerstimmen zu kaufen. Die eigene ökonomische Situation schätzt jede/r Zehnte als schlecht und sehr schlecht ein, bezogen auf das Land kommt fast die Hälfte zu diesem Urteil. Und 60 Prozent der Kolumbianer*Innen sind der Meinung, dass die jungen Leute schlechter leben werden als ihre Eltern. Diese Urteile erscheinen paradox, hatte der Internationale Währungsfonds doch kürzlich ein überraschendes Wachstum der kolumbianischen Wirtschaft um ca. zehn Prozent im Jahr 2021 konstatiert und auch für dieses Jahr und 2023 einen weiteren Anstieg prognostiziert. Ein genauer Blick auf die Entwicklung des Landes macht jedoch deutlich, dass die Bevölkerungsmeinung trotzdem keine Einbildung ist: Die Weltbank vermeldete für 2021 einen Anstieg der Armut in Kolumbien um gut fünf Prozent, zwei Fünftel der Kolumbianer*Innen sind heute von Armut betroffen. Sechs von zehn Menschen arbeiten im informellen Sektor und die Arbeitslosigkeit beträgt 12 Prozent. Zudem ist Kolumbien das OECD-Land mit der größten Ungleichheit, in Lateinamerika belegt es Platz zwei hinter Brasilien. Die Befragung von 40dB. zeigt, dass den Kolumbianer*Innen diese Tatsache sehr bewusst ist. Die überwiegende Mehrzahl der Befragten weist auf die große Ungleichheit im Lande hin: zwischen Arm und Reich, Stadt und Land, ethnischen Gruppen oder auch zwischen Männern und Frauen. Corona, so meinen drei Viertel, hat diese Ungleichheit noch verstärkt. Die große Unzufriedenheit, so wird vermutet, könnte die Ursache für den Wahlsieg des linken Bündnisses Pacto Histórico unter Gustavo Petro bei den Parlamentswahlen im März und ebenso für die Stimmung vor den Präsidentschaftswahlen am 29. Mai sein. Zurzeit sieht es ganz so aus, als würde Gustavo Petro in seinem dritten Anlauf auf das Präsidentenamt erfolgreich sein – Wahlprognosen zufolge liegt der Ex-Guerillero mehr als 15 Prozent vor seinem wichtigsten Konkurrenten Federico Gutiérrez. Und es sind vor allem die Jungen, die auf einen politischen Wandel im Land hoffen: 52 Prozent der 18-25-Jährigen und 41 Prozent der 26-40-Jährigen unterstützen den Kandidaten des Linksbündnisses. (Bildquelle: agencia_prensa_rural_cc)

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