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Guatemala: Siebentausend Jahre Haft für Massaker

Quetzal-Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

capilla_plan_de_sanchez_mimundo_0Wegen ihrer Beteiligung an einem Massaker an 268 Dorfbewohnern, fast alle Angehörige der Sprachgruppe der Maya-Achí, im Juli 1982 in dem Weiler Plan de Sánchez bei Rabinal (Baja Verapaz) wurden in der vergangenen Woche vier Ex-Mitglieder der paramilitärischen Zivilpatrouillen (PAC) und ein ehemaliger ziviler Militärbeauftragter zu jeweils über 7.700 Jahren Gefängnis verurteilt. Das hohe Strafmaß resultiert aus symbolischen 30 Jahren Haft pro Opfer; de facto ist die Haft in Guatemala auf 50 Jahre begrenzt. Die Verurteilten sind heute zwischen Mitte 50 und 70 Jahre alt. Nach dem historischen Urteil im Prozess von Las Dos Erres (siehe noticia vom 4.8.2011), das kürzlich um die Verurteilung eines weiteren Mitglieds der Eliteeinheit Kaibiles ergänzt wurde, und der bevorstehenden Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten und Ex-General Rios Montt (siehe noticia vom 30.1.2012) ist damit ein weiterer Baustein einer juristischen Aufarbeitung des guatemaltekischen Genozids der achtziger Jahre gesetzt. Die Überlebenden aus Plan de Sánchez und Nachbarorten haben lange für dieses Urteil gekämpft: 1992 erstatteten sie trotz massiver Drohungen die erste Anzeige, wiesen auf Folter und Vergewaltigungen hin, die dem Massaker in Plan de Sánchez vorausgingen – und auf die geheimen Massengräber, die sie damals ausheben mussten. Es folgten Exhumierungen durch eine NGO und die schrittweise Aufklärung von insgesamt über 20 Massakern, die gezielt in mehreren Wellen rund um die Provinzstadt Rabinal ausgeführt wurden. Nachdem ein Prozess in Guatemala nicht durchsetzbar war, wandten sich die Opfer 1996 an die internationale Justiz. Doch auch deren Mühlen mahlten langsam: Erst 2004 verpflichtete der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte den guatemaltekischen Staat zu ernsthaften Ermittlungen, die dann im August 2011 mit der Verhaftung von fünf der materiellen Täter in eine entscheidende Phase traten. Die Strafverfolgung entlang der Befehlskette nach oben steht weiterhin aus (siehe auch: „Eine Reise durch die Geschichte und durch den Schmerz – Teil II“. (Bildquelle: Jaime Rodríguez, MiMundo.org)

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