Guatemala: Historisches Urteil gegen Militärs
|Am Dienstagabend (02.08.2011) verkündete Richterin Patricia Bustamante in Guatemala-Stadt ein Urteil, das von historischer Tragweite ist: Vier ehemalige Angehörige der „Kaibiles“, einer berüchtigten Spezialeinheit der Armee, wurden wegen Mordes und Verbrechen gegen die Menschheit zu je 6060 Jahren Gefängnis verurteilt. Am 6. Dezember 1982 hatten die Militärs, von denen inzwischen 18 identifiziert werden konnten, das Dorf Las Dos Erres im Departement Petén überfallen und mindestens 201 Einwohner – Männer, Frauen und Kinder – auf bestialische Weise ermordet. Oberstleutnant Antonio Carías, damals als Leutnant maßgeblich an der Untat beteiligt, erhielt weitere sechs Jahre Haft für die Entführung und spätere Adoption eines der beiden Kinder, die als einzige das dreitägige Blutbad überlebten. Dos Erres ist nur eines von bislang 626 bekannt gewordenen Massakern, die die Armee während des Bürgerkrieges 1960 bis 1996 begangen hatte. Erst 2000 wurde mit der juristischen Aufarbeitung begonnen, und es dauerte noch einmal neun Jahre, ehe ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofes den Boden für den Prozess gegen die vier Täter ebnete. Mit dem Urteil wurden erstmals in Guatemala Militärangehörige wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Weitere Verfahren gegen Militärs und hohe Polizeibeamte, darunter gegen weitere vier Soldaten, die am Massaker von Dos Erres beteiligt waren, sind in Vorbereitung. Während Angehörige, Opferverbände und Menschenrechtsorganisationen die Verurteilung als ersten Schritt bei der juristischen Ahndung von Kriegsverbrechen der Armee begrüßten, wandte sich deren Veteranenverband in scharfer Form gegen derartige Schritte. (Bildquelle: Jonathan Moller_)