Guatemala: Prozessbeginn wegen des Massakers von „Las Dos Erres“ im Juli
|Der Prozess gegen drei der direkten Täter des Massakers in Las Dos Erres (Provinz Petén) soll am 25. Juli dieses Jahres in Guatemala-Stadt beginnen. Dos Erres gilt als emblematisch für die Strategie der Verbrannten Erde, die von der guatemaltekischen Armee in den achtziger Jahren als Mittel der Aufstandsbekämpfung eingesetzt wurde. Am 6. Dezember 1982 waren Mitglieder der Spezialeinheit Kaibiles in die Siedlung eingedrungen, hatten Männer, Frauen und Kinder getrennt, die Männer gefoltert, Frauen vergewaltigt und in einem dreitägigen Blutbad nahezu alle der über 250 Einwohner, inklusive der Kinder und Babys, getötet. Die Vereinigung der Verhafteten und Verschwundenen (FAMDEGUA) hatte 1994 mit der Exhumierung eines Massengrabes in Las Dos Erres begonnen und in den folgenden Jahren zahlreiche Beweismittel zusammengetragen, ein Prozess wurde jedoch immer wieder torpediert. 2009 verurteilte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte den guatemaltekischen Staat deswegen. 17 beteiligte mutmaßliche Täter konnten von FAMDEGUA identifiziert werden, drei von ihnen wurden inzwischen in Guatemala verhaftet und sollen sich nun vor Gericht verantworten. Ein vierter Beschuldiger, der befehlshabende Offizier der Truppe, Jorge Vinicio Sosa Orantes (52) wurde am 18. Januar dieses Jahres im kanadischen Lethbridge (Alberta) verhaftet. Er hatte jahrelang unbehelligt in Kalifornien als Kampfsporttrainer gearbeitet und sich dann nach Mexiko abgesetzt. Sosa Orantes, der auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt, steht zunächst ein, möglicherweise langwieriges, Auslieferungsverfahren an die USA bevor, die ihm die Angabe falscher Tatsachen bei der Beantragung der US-Staatsbürgerschaft zur Last legen. Ein weiterer Beschuldigter, Gilberto Jordan, der als Koch in Florida gearbeitet und seine Beteiligung am Massaker von Dos Erres zugegeben hatte (siehe Noticia vom 14. Mai 2010) war im September 2010 in den USA in einem Staatsbürgerschafts-Prozess zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. In Guatemala hegt man wenig Hoffnung, die im Ausland Verhafteten eines Tages wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor ein eigenes Gericht zu stellen zu können – und noch weniger, dass dies mit den obersten Befehlshabern, wie im Fall von Dos Erres dem damaligen Staatspräsidenten General Efraín Rios Montt und seinem Verteidigungsminister Oscar Mejia Victores, passieren könnte. Der Fall Dos Erres ist aber immerhin nicht der einzige, in den zumindest wieder Bewegung kommen soll: Der guatemaltekische Anwalt Edgar Pérez, der die Nebenklage in vielen Fällen von Menschenrechtsverbrechen vertritt, gab kürzlich bekannt, dass 2011 auch die jahrelang paralysierten Fälle der Massaker von Los Josefinos (Petén) und Panzós (Alta Verapaz) sowie eines der multiplen Massaker von Rabinal (Baja Verapaz) und die Verschleppung, Folter und Ermordung des Guerillakämpfers Efraín Bámaca neu aufgerollt werden sollen. (Bildquelle: teleSUR_)