Guatemala: Erstmals ranghoher Militär verurteilt
|Als Fortschritt im Kampf gegen die Straflosigkeit werteten Menschenrechtsorganisationen in dieser Woche das Urteil, das am 3. Dezember im Fall „El Jute“ gesprochen wurde. Ein ehemaliger Oberst, Marco Antonio Sánchez Samayoa und drei Ex-Paramilitärs wurden wegen des Verschwindenlassens von acht Personen im Jahr 1981 zu 40 Jahren und wegen des illegalen Festhaltens dieser Menschen zu 13 Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Familienangehörige der Opfer aus dem Ort El Jute, die im Prozess als Zeugen ausgesagt hatten, begrüßten das Urteil, forderten aber zugleich, dass aufgeklärt werde, wo sich die sterblichen Überreste der Verschleppten befinden, um sie in Würde begraben zu können. Das Urteil der Strafkammer von Chiquimula ist das zweite wegen gewaltsamen Verschwindenlassens in der Geschichte Guatemalas und das erste gegen einen ranghohen Militär sieht man vom Fall „Myrna Mack“ ab, in dem ein hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter verurteilt wurde. Und es eröffnet weitere Möglichkeiten der Strafverfolgung gegen einige der Verantwortlichen für den guatemaltekischen Massenmord im Zuge der sogenannten „Aufstandbekämpfung“: Das Gericht ordnete nämlich Ermittlungen gegen Ex-Verteidigungsminister Ángel Aníbal Guevara, den ehemaligen Generalstabschef Benedicto Lucas García, sowie weitere damalige Offiziere und Soldaten des Militärstützpunktes in Zacapa an. Nicht zuletzt wegen der Brisanz dieser Ermittlungen befinden sich ZeugInnen, ErmittlerInnen und UnterstützerInnen, wie z.B. die Gruppe für gegenseitige Hilfe (Grupo de Apoyo Mutuo, GAM), in erheblicher Gefahr. Die NGO Einheit zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen (UDEFEGUA), die auch selbst immer wieder Bedrohungen ausgesetzt ist, fordert deshalb bessere Schutzmaßnahmen für die Betroffenen durch den Interamerikanischen Gerichtshof und den guatemaltekischen Staat sowie erhöhte internationale Aufmerksamkeit für „El Jute“. (Bildquelle: Telesur_)