Lateinamerika: Wasser – Menschenrecht und knappes Gut
|Wenn heute der Weltwassertag begangen wird, dann kommt Lateinamerika in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Platz zu. So verfügt der Kontinent über etwa ein Drittel der weltweiten Süßwasserressourcen. Bei einem Anteil an der Weltbevölkerung von acht Prozent steht die Region in Hinblick auf dieses lebensnotwendige Gut deutlich besser da als Asien, wo 60 Prozent der Weltbevölkerung nur über 28 Prozent desselben verfügen können. Die Kehrseite der Medaille zeigt sich darin, dass ca. 15 Prozent aller Lateinamerikaner keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Die herausragende Bedeutung Lateinamerikas besteht zweitens darin, dass von dort aus eine erfolgreiche Gegenoffensive gegen die Privatisierung und Vermarktung des Wassers gestartet wurde. Den Anfang machte Bolivien im April 2000 mit dem „Wasserkrieg“ von Cochabamba, und es war auch Bolivien, welches im Juli 2010 in der UNO die Mehrheit der Mitgliedsstaaten davon überzeugen konnte, den freien Zugang zu Wasser zum Menschenrecht zu erklären. Dies ist auch deshalb eine eminent wichtige Weichenstellung, weil für die Zukunft zunehmend Wasserkonflikte prognostiziert werden. 2025 werden voraussichtlich 64 Länder unter Wasserknappheit zu leiden haben, darunter 14 lateinamerikanische Länder (zum Vergleich: in Afrika sind 31 und in Asien 19 Länder betroffen). Zum Gesamtbild gehört ebenfalls, dass das meiste Wasser in den westlichen Industriestaaten verbraucht wird. So liegt der tägliche Trinkwasserverbrauch je Einwohner in den USA bei 295 und in Deutschland immerhin noch bei 123 Litern, während auf Haiti nur 19 Liter entfallen. Wenn man sich zudem vor Augen hält, dass der globale Wassermarkt nach Rohöl und Elektrizität den drittgrößten Wirtschaftsektor darstellt, dann sind angesichts von Klimawandel, Nahrungsmittelkrise und beschleunigter Urbanisierung weitere Konflikte zwischen Markt und Menschenrecht zu befürchten. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, gt)