Lateinamerika: Stürmische Zeiten
|Seit dem 6. November tagt im ägyptischen Scharm El-Scheich die Weltklimakonferenz COP27. Dort sehen sich die westlichen Industrieländer in einem bislang nicht gekannten Maße mit den Forderungen des globalen Südens nach Klimagerechtigkeit konfrontiert. Die Situation in Lateinamerika verdeutlicht, wie ungerecht die Lasten des globalen Klimanotstands verteilt sind. Obwohl die Region nur für acht Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich ist, bestimmen Hitzewellen, die Abnahme landwirtschaftlicher Erträge, Waldbrände, das Absterben der Korallenriffe und extreme Ereignisse, wie Wirbelstürme und Überflutungen das Leben der dort beheimateten Menschen. Schwere Schäden für die Gesundheit, die Ernährung, die Versorgung mit Wasser und Energie behindern die sozial-ökonomische Entwicklung in der Region. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) kosteten die mit dem Klima verbundenen Ereignisse in Lateinamerika und der Karibik zwischen 1998 und 2020 mehr als 312.000 Menschenleben. Über 277 Millionen Personen waren von den Auswirkungen betroffen. In besonderem Maße sind die kleinen Inselstaaten der Karibik von dieser katstrophenhaften Entwicklung betroffen. Mit 16 von insgesamt 39 Mitgliedern bilden sie die größte Gruppe der 1990 gegründeten AOSIS (Alliance of Small Island States). Daneben gehören 15 Inselstaaten und -gebiete im Pazifischen (15), Indischen (4) und Atlantischen Ozean (3) sowie Singapur im Südchinesischen Meer der Allianz an. Alle diese Länder sind durch den Anstieg des Meeresspiegels und die Erosion überproportional gefährdet – machen droht gar der Untergang im wortwörtlichen Sinne. Letztes Jahr hat Antigua und Barbuda, das derzeitig die AOSIS-Präsidentschaft innehat, gemeinsam mit Tuvalu eine Kommission kleiner Inselstaaten für Klimawandel und Völkerrecht gegründet. Deren Ziel ist es, Schadenersatzansprüche vor internationalen Gerichten geltend zu machen. In ihrer Stellungnahme auf der COP27 vom 6. November forderte die AOSIS –wie auch andere Zusammenschlüsse von Ländern des globalen Südens – mit besonderem Nachdruck ein verbindliches Abkommen über die Finanzierung der Verluste und Schäden, die ihre Ursache in der Klimakrise haben. Ein solches hatten die westlichen Industrieländer auf dem Vorgängergipfel COP26 in Glasgow noch verhindern können. Diesmal aber stehen die Zeichen auf Sturm! (Bildquelle: wiki, cc)