Lateinamerika: Nach dem Amerika-Gipfel
|Am 10. Juni wurde in Los Angeles der IX. Amerika-Gipfel mit der Unterzeichnung einer Deklaration zum Thema Migration beendet. Das Treffen bot bereits im Vorfeld ein Bild der Zerrissenheit. So wurde der Ausschluss von Kuba, Nicaragua und Venezuela, der auf Druck der USA erfolgt war, von zahlreichen Vertretern lateinamerikanischer und karibischer Staaten hart kritisiert. 23 von 31 Staaten wurden durch ihre Staats- und Regierungschefs vertreten, die übrigen – darunter Mexiko, Bolivien und Honduras – hatten lediglich ihre Außenminister oder die Inhaber anderer Ressorts entsandt. Auch die Erklärung zur Migration, die US-Präsident Joe Biden wegen der bevorstehenden Zwischenwahlen zum Kongress besonders am Herzen lag, wurde nur von 20 Staaten unterzeichnet. Neben Bolivien hatten zehn karibische Länder, darunter Guyana, Surinam und die Dominikanische Republik, die Unterschrift verweigert. Besonders makaber mutet der Umstand an, dass ein großer Teil der Migranten aus den drei ausgeschlossenen Länder kommt. Während im Falle Venezuelas von einer Zahl von ca. sechs Millionen ausgegangen wird, entfallen allein mehr als 1,7 Millionen auf Kuba und ca. 700.000 auf Nicaragua (Stand von 2020). Von den mehr als 58 Millionen Migranten, die 2020 in den Nordamerika (USA und Kanada) lebten, kamen etwa 25 Millionen aus Lateinamerika und Karibik, was etwa 43 Prozent der migrantischen Bevölkerung entspricht. Davon kommen etwa 10,9 Millionen aus Mexiko, 4,5 Millionen aus Zentralamerika und etwa 6 Millionen aus der Karibik . Nach Angaben vom April diesen Jahres versuchen täglich 7.500 Menschen, die US-Grenze illegal zu überqueren, wobei neben den bereits genannten drei Ländern vor allem Flüchtlinge aus dem nördlichen Dreieck Zentralamerikas (Honduras, Guatemala und El Salvador) und Haiti ins Gewicht fallen. Auf dem Weg von Südamerika und der Karibik in die USA bildet der Darién, das unwegsame Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Panama, die einzige Landverbindung. Allein im Zeitraum von Januar bis September 2021 durchquerten mehr als 91.000 Flüchtlinge illegal die gefährliche Landenge, davon etwa 62 Prozent aus Haiti. Dort hatten bis 2020 insgesamt 1,8 Millionen Menschen ihr Heimatland verlassen. Im medialen Rückblick wird der Amerika-Gipfel mehrheitlich als schwere Schlappe für Joe Biden und als Zeichen des schwindenden Einflusses der USA in der Region gewertet. (Bildquelle: Quetzal-Redaktion_gc)