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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Lateinamerika: Indigene Völker und COVID-19

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

noticia_Indigena_Corona_Foto_Anderson_Riedel_PRDie „Bewegung der indigenen Völker, Gemeinschaften und Organisationen“ in Mexiko teilte mit, dass die Letalität von mit dem Corona-Virus infizierten indigenen Personen um etwa 70 Prozent höher liegt als im Landesdurchschnitt. Das verwundert insofern nicht, als die originäre Bevölkerung zu den ärmsten des Landes gehört. Der Gesundheitszustand Indigener ist schlechter, sie leiden häufiger an chronischen Krankheiten und verfügen über einen deutlich geringeren Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung; ganz gleich, ob sie in traditionellen Gemeinschaften oder in Städten leben. Dieses Schicksal teilen sie mit allen originären Völkern Lateinamerikas. Trotz der besonders gefährdeten Situation der Indigenen haben es die Regierungen des Kontinents bisher weitgehend versäumt, Maßnahmen gegen COVID-19 zu ergreifen, die spezifisch für diese Völker sind. In einigen Ländern scheint es der Fall zu sein, Brasilien ist nur ein Beispiel, dass die Coronakrise genutzt wird, die Schutzmaßnahmen für indigene Völker zu vernachlässigen und Landraub und Vertreibung ungehemmter durchzusetzen. Nach wie vor dringen Landbesetzer oder Holzfäller weitgehend ungehindert in Siedlungsgebiete de Indigenen ein – und schleppen nicht selten das Virus ein, auch die Morde an indigenen Aktivisten gehen weiter. Aufgrund des Landraubs und der Nutzung des Wassers für den Bergbau fehlt es oft an Wasser, und dort, wo noch ein Zugang besteht, ist dieses oft kontaminiert. Schon aus diesem Grunde ist die Einhaltung von Hygienemaßnahmen oft nicht möglich. In vielen Regionen des Kontinents haben die indigenen Gemeinschaften daher eigene Maßnahmen ergriffen, um sich zu schützen. Diese reichen von Einreisebeschränkungen über die verstärkte Nutzung traditioneller Heilpflanzen bis hin zu Informationskampagnen über das Virus in ihren eigenen Sprachen. Darüber hinaus aktivieren sie Solidaritätsnetzwerke zwischen verschiedenen Völkern, die sich bereits bei früheren Epidemien bewährt hatten. Diese Maßnahmen werden nicht selten von den Behörden behindert; so etwa in Chile, wo Vertreter der Mapuche verhaftet wurden, als sie versuchten, zum Schutz ihrer Gemeinschaften die Einreise Fremder in Mapuche-Territorium zu verhindern. Die jetzt von vielen Regierungen aufgelegten Programme zur Unterstützung der angeschlagenen Wirtschaft lassen eine weitere Verschlechterung der Situation der indigenen Völker befürchten. Verfolgen diese Maßnahmen doch in expliziter Form eine Politik des Extraktivismus, die in besonderer Weise die Territorien der indigenen Gemeinschaften und damit deren Überleben bedroht (Bildquelle: Anderson-Riedel_PR).

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