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Politik und Kultur in Lateinamerika

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TECHO – “Gemeinsam für eine Welt ohne Armut”

TECHO | | Artikel drucken
Lesedauer: 8 Minuten

TECHO in Lateinamerika

TECHO Lateinamerika ist eine gemeinnützige Nichtregierungsorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine Welt ohne Armut zu schaffen und sich gegen soziale Ungleichheit in Lateinamerika engagiert. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt TECHO auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Menschen in von Armut betroffenen Gemeinden in Lateinamerika und jungen, lokalen Freiwilligen. Dabei versucht die Organisation, auf die jeweiligen Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden einzugehen. Die 1997 in Chile von Studierenden gegründete NGO ist mittlerweile in ganz Lateinamerika und in der Karibik aktiv. TECHO verfolgt eine alternative Form von Entwicklungszusammenarbeit, die auf Solidarität beruht und sich nicht an eurozentristischen Entwicklungsstrategien orientiert, sondern einen Ansatz von Latinos für Latinos und den gemeinsamen Kampf gegen soziale Ungleichheit verfolgt.

Der Prozess der Zusammenarbeit beginnt damit, dass TECHO auf Landesebene informelle Siedlungen ermittelt und Kontakt aufbaut. In Diskussionsrunden mit Gemeindevertreter*innen und anderen Organisationen wird die Zusammenarbeit konsolidiert. Die genauen Prozesse können sich je nach regionalen Umständen und Ländern hinsichtlich der Akteure und genauen Prozessabläufe unterscheiden.

Als erster Schritt erfolgt durch den Austausch und Zusammenkünfte mit der Gemeinde in Arbeitskreisen eine Analyse der Situation der Gemeinde. Die so gewonnenen Informationen werden ausgewertet und TECHO erarbeitet gemeinsam mit der Gemeinde Vorschläge für Projekte, welche gemeinsam priorisiert werden.

Gemeinsam planen alle Beteiligten die konkreten Projektabläufe, TECHO wirbt Freiwillige und organisiert einen Teil der Finanzierung. Danach erfolgt die Durchführung des Projekts, wobei TECHO die engagierten Bewohner*innen bei der Durchführung unterstützt. Die Projekte dienen der Bildung von Identität und Organisation der Gemeinden sowie der Übernahme von Eigenverantwortung und Schaffung von Netzwerken. Nach Beendigung des Projekts evaluiert und diskutiert TECHO die Ergebnisse mit Gemeindevertreter*innen und entscheidet, ob die Zusammenarbeit fortgesetzt werden soll.

Bekannt ist TECHO vor allem für die Durchführung von Construcciones. In diesen Construcciones bauen Freiwillige mit den Bewohner*innen der Siedlungen sogenannte Notbehausungen für einzelne Familien in den informellen Siedlungen. Diese sind normalerweise 18m² groß. Dabei übernimmt TECHO die Hauptkosten, aber auch die Familien übernehmen typischerweise 10% der Kosten. Die Construcción ermöglicht den Freiwilligen außerdem einen Einblick in das Leben in den Gemeinden. Ziel ist, junge Freiwillige nachhaltig für ehrenamtliches Engagement zu begeistern.

Der Fokus von TECHO liegt jedoch nicht allein auf dem Bau von Notunterkünften, sondern auch auf dem Ausbau von Infrastruktur, der Entwicklung und Durchführung von Gemeinde- und Bildungsprojekten, dem Ausbau der Wasser- und Stromversorgung, nachhaltigen Gartenprojekten, Tagesbetreuung und Hausaufgabenhilfe sowie dem Bau von Sanitäranlagen, Schulen oder Gemeindehäusern. Im Fokus stehen dabei vor allem Familien und Kinder. Durch die Organisation regelmäßiger Koordinationstreffen und Gemeindeversammlungen werden Strukturen gestärkt. Eine Evaluation des Projekts schließt den Prozess ab.

Insgesamt zielt die Zusammenarbeit darauf ab, eine dauerhafte Verbesserung der Situation in der Gemeinde und die Inklusion in die Gesellschaft zu erreichen. TECHO Lateinamerika leistet auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung in Lateinamerika und gibt den betroffenen Gemeinden Perspektiven für eine bessere Zukunft.

TECHO Deutschland

Der Gemeinsam TECHO e.V. wurde 2014 von ehemaligen Freiwilligen, die TECHO in Lateinamerika kennengelernt haben, gegründet. Der Verein identifiziert sich mit denselben Idealen wie TECHO in Lateinamerika. Der Fokus von TECHO Deutschland liegt auf drei Zielen: Das Schaffen von Bewusstsein und die Sensibilisierung von Menschen in Deutschland für Entwicklung, Armut und soziale Ungleichheit – speziell in Lateinamerika. Vor allem möchte der Verein dabei junge Menschen ansprechen. Durch das Sammeln von Spenden verfolgt der Verein sein zweites Ziel, die Armutsbekämpfung. Die gesammelten Spenden werden von TECHO in Lateinamerika für Projekte, die Hand in Hand mit den informellen Siedlungen durchgeführt werden, verwendet. Außerdem möchte TECHO Deutschland Partnerschaften formen und sich mit anderen Organisationen und Menschen vernetzen, die die TECHO-Werte teilen.

Genauso wie das Fördern von ehrenamtlichem Engagement einen wichtigen Bestandteil der Arbeit von TECHO Lateinamerika darstellt, ist dies auch ein zentraler Punkt für die Arbeit von TECHO Deutschland. Dadurch, dass Lateinamerika und dortige soziale Probleme in Deutschland wenig thematisiert werden, möchte TECHO Deutschland genau dort ansetzen und fehlende Aufklärung betreiben.

Der Verein besteht ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern in ganz Deutschland. Teils kennen die Mitglieder TECHO aus Lateinamerika, wo sie freiwillig bei TECHO dabei waren. Aber auch andere persönliche oder familiäre Bezüge oder die Freude an einem Ehrenamt für eine gerechtere Welt sind Gründe für das Engagement der Mitglieder.

Die Vereinsarbeit charakterisiert sich durch aktive Bereiche mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Bereichsarbeit ist sehr vielfältig. So gibt es unter anderem die Bereiche Bildung, Öffentliche Kommunikation, Kooperationen, Finanzen und internationale Kommunikation. Außerdem hat der Verein aktive Regionalgruppen, derzeit in Süddeutschland, Nordrhein-Westfalen und Frankfurt am Main. Mindestens einmal im Jahr treffen sich alle TECHO Mitglieder, die Zeit und Lust haben zur Jahreshauptversammlung. Aber auch andere Treffen stehen über das Jahr verteilt an.

Das sagen drei TECHO Freiwillige aus Deutschland über ihr Engagement im Verein:

Tobias, ist 29 Jahre alt und seit 2019 Mitglied bei TECHO Deutschland. Er hat TECHO 2013 in Ecuador kennengelernt und war 2018/2019 in Uruguay bei TECHO aktiv.

Gerechtigkeit und soziales Engagement sind mir sehr wichtig. Ich bin bei TECHO, weil ich den Eindruck habe, dass die Organisation wirklich auf Augenhöhe mit Menschen in den informellen Siedlungen Lateinamerikas zusammenarbeitet. TECHO ist Gemeinsamkeit. Es gibt nicht ‘die Helfenden’ und die ‘Hilfsbedürftigen’. TECHO ist für mich, wenn Freiwillige einer Person an einem Wochenende beim Bau einer Notunterkunft helfen und dieselbe Person beim nächsten Baueinsatz für andere Menschen dabei ist. Solche Beispiele begeistern mich jedes Mal aufs Neue.”

Carla, 22 Jahre alt und seit 2020 Mitglied bei TECHO Deutschland und im Bereich Öffentliche Kommunikation aktiv.

Ich habe TECHO nach der Schule bei einem Freiwilligendienst in Chile kennengelernt. Durch den Verein durfte ich sehr viele tolle Erfahrungen mit Menschen machen und ganz viel Neues lernen: Vom Bauen eines Gemeindehauses bis zur Öffentlichkeitsarbeit. Das Konzept von TECHO ist ein ganz besonderes: Der Verein wurde von Latinos für Latinos gegründet. Durch Arbeit auf Augenhöhe zwischen den Bewohner*innen der informellen Siedlungen und den Freiwilligen können Vorurteile abgebaut werden und jede noch so kleine Aktion kann Hoffnung, Kampfgeist und Zusammenhalt bewirken. Kein Mensch sollte heute noch in Armut leben müssen. Deshalb ist es mir eine Herzensangelegenheit, weiterhin von Deutschland aus die Arbeit von TECHO zu unterstützen und hier über die Verhältnisse in Lateinamerika aufzuklären.”

Stefan, 24 Jahre alt, ist in mehreren Bereichen aktiv und seit 2021 im Vorstand und hat TECHO in Argentinien kennengelernt.

Ich bin seit 2020 Freiwilliger bei Gemeinsam TECHO e.V. Zum einen bereitet mir die Zusammenarbeit für eine gemeinsame Sache mit anderen jungen Menschen große Freude. Zum anderen habe ich ein großes inhaltliches Interesse an Lateinamerika und informellen Siedlungen, auch durch persönliche Erfahrungen und Verbindungen.”

Genauso wie die Arbeit von TECHO in Lateinamerika sind auch die Arbeit und Aktivitäten von TECHO Deutschland sehr vielfältig, so hat der Verein unterschiedliche Projekte und Kampagnen durchgeführt.

Unsere letzten Kampagnen waren für ein Regenwasseraufbereitungssystem in Kolumbien, Sanitäranlagen in Bolivien und Projekte zu Recycling, Grünflächen und nachhaltiger Ernährungsversorgung in Chile. Dafür arbeitet TECHO Deutschland in direkter Zusammenarbeit mit den jeweiligen TECHO Büros der Länder.

Falls Du Interesse an ehrenamtlichem Engagement hast, an TECHO interessiert bist oder Fragen hast, schreib uns gerne an edu.de@techo.org. Mehr Infos findest du auch auf Instagram @techo_de.

Wir danken dem Quetzal Leipzig Magazin für die Möglichkeit, dass wir uns hier vorstellen dürfen und freuen uns auf die kommende Zusammenarbeit.

 


 

Bildquellen: [1-9] TECHO

[1-3]: Construcción eines Gemeindehauses in Panama und Spendensammelaktion in Kolumbien

[4-6]: Construcciones in Brasilien, Kolumbien und Peru

[7-9]: Jahreshauptversammlung im Mai 2023 in Frankfurt am Main

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