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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Vom „mexikanischen Wunder“ zum blutigen Alptraum

Dirk Pesara | | Artikel drucken
Lesedauer: 12 Minuten

Zwischen 1959 und 1970 verzeichnete die mexikanische Wirtschaft jährliche Zuwachsraten von bis zu 7 Prozent. Hohe Beschäftigungszahlen und steigende Löhne im Industriesektor versprachen zu Beginn der 60er Jahre ökonomische und soziale Stabilität. Nichts deutete beim Amtsantritt von Gustavo Diaz Ordaz am l. 12. 64 darauf hin, daß sich seine sechs Jahre dauernde Präsidentschaft zu einem mexikanischen Trauma entwickeln würde, dessen Bewältigung noch immer nicht abgeschlossen ist. Die große Mehrheit der vom „mexikanischen Wunder“ profitierenden Bevölkerung stützte die Politik der seit 1929 regierenden Partei der Institutionalisierten Revolution PRI. Die gewaltsame Niederwerfung des Eisenbahnerstreiks 1958/59, der mit der Verhaftung von 6.000 Aktivisten endete, schien vergessen. Nur selten kam es zu größeren Konflikten. Vielmehr handelte es sich meist um regionale Landkämpfe, die vor allem in den Bundesstaaten Guerrero, Puebla, Morelos, Tabasco, Sinaloa und Chihuahua ausbrachen, jedoch kaum nationale Bedeutung besaßen. Innenpolitisch in Frage gestellt wurde das Einparteiensystem während der 60er Jahre hauptsächlich von der rapide wachsenden und mit dem Massaker von Tlatelolco am 2. 10. 1968 zerschlagenen Studentinnenbewegung. Angetreten, demokratische Reformen zunächst nur an den Universitäten und Schulen durchzusetzen, entwickelte die Protestwelle eine Eigendynamik, in deren Verlauf Hunderttausende auf die Straßen gingen. Allerdings gelang es den Studenten nie, abgesehen von punktueller Zusammenarbeit, weitere Bevölkerungsschichten in den Widerstand zu integrieren. Weder im städtischen Proletariat noch auf dem Lande verfügten sie über nennenswerte Unterstützung. Auf sich gestellt, waren Studentinnen, Lehrerinnen und Bedienstete der Bildungseinrichtungen der Repressionswelle schutzlos ausgeliefert. Nach wie vor erscheint es surreal, daß auf die Ermordung hunderter Studenten so gut wie kein öffentlicher Aufschrei folgte. Lediglich der spätere Literaturnobelpreisträger Octavio Paz legte aus Protest gegen das Massaker von Tlatelolco seinen Posten als Botschafter in Indien nieder und blieb freiwillig im Exil.

„Mexiko, Austragungsort der Olympischen Spiele! Was für ein Triumph, koste er, was er wolle! (Wichtig ist, dabeizusein, nicht, zu gewinnen); die Olympischen Spiele in Mexiko wären das Tüpfelchen auf dem i, die Krönung aller Anstrengungen der mexikanischen Politiker und einer aufsteigenden wirtschaftlichen Entwicklung, eingeleitet und durchgeführt von der Partei der Institutionalisierten Revolution, die alles verschlingt.“ (Elena Poniatowska, 1980)

Nur zehn Tage nach dem Blutbad wurden in Mexiko-Stadt feierlich die XIX. Olympischen Spiele 1968 eröffnet. Als wäre nichts geschehen.

Die Bewegung in der Provinz

Die studentische Bewegung der 60er Jahre entwickelte sich zunächst als vereinzeltes Aufbegehren gegen undemokratische Strukturen in verschiedenen Bundesstaaten. Als erster großer Konflikt gelten die Auseinandersetzungen, die seit 1961 an der Universidad Nicolaita in Morelia, der Hauptstadt Michoacáns, geführt wurden. Diese hatten ihre Ursache in Reformen, die vom Rektor Eli de Gortari, unterstützt von der Kommunistischen Partei, der Volkspartei (Partido Popular – PP) und weiteren linksgerichteten Organisationen, durchgesetzt wurden. Sie zielten auf die Schaffung neuer Studienzweige, die Errichtung neuer Gebäude, die Integration von Lehrern und Bediensteten in die Sozialversicherung sowie studentische Mitbestimmung ab. Diese Vorhaben wurden von konservativen Kräften angegriffen, teils mittels physischer Gewalt, und führten schließlich zum erzwungenen Rücktritt des Rektors. Eine von oben eingesetzte Junta nahm alle Verfügungen Eli de Gortaris zurück, ohne jedoch den Widerstand der Studenten brechen zu können. Dies gelang erst mit Hilfe der Armee, die am 8.10.1966 die Universität besetzte und mehr als 600 Personen verhaftete. Zwar konnte so der studentischen Bewegung in Morelia selbst die Schlagkraft genommen werden, der Grundstein für eine umfassende Organisation nationalen Charakters war jedoch schon 1964 mit der 1. Nationalkonferenz Demokratischer Studenten (Conferencia Nacional de Estudiantes Democráticos) gelegt worden. Die auf diesem Treffen gefaßten Beschlüsse führten am 29.4.1966 zur Gründung der Nationalen Koordination Demokratischer Studenten (Coordinación Nacional de Estudiantes Democráticos – (CNED), die jedoch erst im September 1967 in Culiacán, der Hauptstadt Sinaloas, ihren ersten Kongreß abhalten sollte. Die CNED, zunächst sehr stark von der Kommunistischen Partei beeinflußt, hatte nach der nun einsetzenden Verschärfung der Repression immense Bedeutung für die späteren Guerillabewegungen der 70er Jahre.

1967 nahmen die Konflikte an den Universitäten landesweit sowohl an Zahl als auch an Intensität zu. Dabei wurden immer häufiger Polizei und Armee zur Unterdrückung der Proteste eingesetzt, wie z.B. am 17.5.1967, als Fallschirmjägereinheiten die Universität in Hermosillo, Sonora, besetzten. Provokationen durch staatlich finanzierte Schlägertrupps, die sogenannten „Halcones“ (Falken), Einschüchterungen und Verhaftungen waren an zahlreichen Universitäten an der Tagesordnung. Doch schon wenig später deutete die Regierung Diaz Ordaz an, zu welchen Grausamkeiten sie in der Lage und bereit war. Am 29. 6. 1968 wurden im Bundesstaat Tabasco Dutzende Studenten, die auf der Flucht vor der Polizei nahe Grijalva einen Fluß überqueren wollten, erschossen.

Die Bewegung in der Hauptstadt

Unerfüllte Forderungen, das Ausbleiben jeglicher Demokratisierung des starren Systems und wachsende Repression hatten auch in Mexiko-Stadt ein Protestpotential entstehen lassen, das unübersehbar wurde. Allerdings fanden die Unmutsäußerungen an den Fakultäten und Schulen zunächst unabhängig voneinander, ohne Bezugnahme oder gemeinsame Planung statt. Nachrichten über Auseinandersetzungen in anderen Bundesstaaten kamen kaum oder sehr viel später an die Öffentlichkeit. Dennoch hatten die Kämpfe an den Universitäten von Pueblo, Morelos, Nuevo León etc. für die Entwicklung der Studentenbewegung in der Hauptstadt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Schließlich hatte es neben vielen Niederlagen auch Erfolge gegeben. So mußten sowohl in Sonora als auch in Guerrero die Gouverneure aufgrund anhaltender Proteste und Streiks – die allerdings nicht nur von Studenten getragen wurden – zurücktreten.

Gleichzeitig entstanden auch in der mexikanischen Metropole Gruppen, die sich mit dem Freiheitskampf des vietnamesischen Volkes gegen die USA und der Kubanischen Revolution solidarisierten. Über Möglichkeiten und Perspektiven des bewaffneten Kampfs und die Fokus-Theorie Ché Guevaras wurde diskutiert. Schließlich gab es seit 1967 im Bundesstaat Guerrero unter Führung von Lucio Cabañas und Genaro Vázquez Rojas zwei Guerillagruppen.

Die Studentenbewegung in Mexiko-Stadt entwickelte sich als koordinierter Zusammenhang erst im Laufe des Jahres 1968, bildete aber schon rasch einen nationalen Charakter aus, zumal sich landesweit die große Mehrheit der Universitäten und Schulen, aber auch einzelne Gewerkschaften und Volksorganisationen, ihren Forderungen anschlössen. Hingegen kam eine enge Zusammenarbeit mit politischen Parteien, trotz anfänglicher Einflußnahme insbesondere der Kommunistischen Partei, nie zustande. Versuche, die Studenten zu instrumentalisieren, diskreditierten die Kommunistische Partei und die Sozialistische Volkspartei (Partido Popular Socialista – PPS) und führte später zum offenen Bruch. Die autoritären und verkrusteten Strukturen von KP und PPS widersprachen der demokratischen Grundidee der Protestierenden. Später jedoch wurden einige der Organisatoren der Streikbewegung aus den Parteien ausgeschlossen.

Angeführt wurde die Bewegung vom Nationalen Streikrat (Consejo Nacional de Huelga -CNH), der aus jeweils drei Delegierten der streikenden Schulen und Universitäten gebildet wurde. Die Repräsentanten waren frei gewählt und jederzeit absetzbar. Auf lokaler Ebene galten die Kampfkomitees (Comités de Lucha) als oberste Autoritäten. Sie waren keine Neuschöpfung, sondern basierten auf den Erfahrungen des Eisenbahnerstreiks 1958/59, des Ärztestreiks 1964 und der Bürgerbewegung „Civicos“ in Guerrero. Den Kampfkomitees an jeder Bildungseinrichtung oblag die Bildung von Kommissionen und Brigaden. Letztere bestanden aus 5 bis 10 Personen, die vor allem Propagandaaktionen, Spenden-Sammlungen, Blitzvollversammlungen etc. durchführten. Die Brigaden waren sichtbarster Ausdruck der Protestbewegung und spiegelten sowohl Entschlossenheit als auch Organisationsgrad der Studenten wider. Sie waren höchst mobil und bei Repressionsmaßnahmen leicht aufzulösen. Aus diesem Grund wurde diese Organisationsform von den späteren Stadtguerillas übernommen.

Die 68 Tage der Rebellion

Mitte 1968 hatten sich die Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Diktatur dermaßen verschärft, daß ein Funke genügte, um die angestauten Spannungen explodieren zu lassen. Kurz bevor sowjetische Panzer den Ruf nach Demokratie in Prag erstickten, rollten in Mexiko-Stadt die Tanks. Mit brachialer Gewalt wurden friedliche Demonstrationen zusammengeknüppelt. Verhaftungen waren an der Tagesordnung, Jugendliche wurden beim Parolenmalen erschossen, in den Kerkern der politischen Polizei gequält oder „verschwanden“ für immer. In den Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele (l2.-27.Oktober) floß in den Straßen der Metropole Blut.

Die Entwicklung bis zum Massaker von Tlaltelolco war durch die Ausweitung und Radikalisierung der Proteste charakterisiert, die von Anfang an dem brutalen Terror der Sicherheitskräfte ausgesetzt war, wie die folgende Chronologie zeigt:

26. Juli: In der Innenstadt finden am Nachmittag zwei genehmigte Demonstrationen statt. Der von Studierenden organisierte Protestmarsch richtet sich gegen einen brutalen Polizeiüberfall vom 23. Juli, bei dem mehrere Gebäude des Polytechnikums (IPN) von Uniformierten gestürmt und zahlreiche Menschen verletzt worden waren. Dieser Protestzug trifft auf eine Solidaritätsdemonstration für die Kubanische Revolution, die aus Anlaß des 9. Jahrestages des Sturms auf die Moncada-Kaserne durch Fidel Castro und seine Kampfgefährten von der Kommunistischen Partei durchgeführt wird. Beide Züge vereinigen sich und werden wenig später von Polizeistaffeln angegriffen. Nach heftigen Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Menschen von Polizisten getötet werden, ziehen sich die Demonstranten zurück.

27. Juli: Aus Protest gegen die Repression werden mehrere Gebäude der Autonomen Nationaluniversität von Mexiko (Universidad Nacional Autonoma de Mexico – UNAM) von Studenten besetzt und ein unbefristeter Streik wird ausgerufen.

28. Juli: An einigen Fakultäten gründen sich Streikkomitees, die einen Forderungskatalog, der u.a. die Auflösung der polizeilichen Schlägertrupps, die Freilassung der Verhafteten und ein Ende der undemokratischen Zustände an den Hochschulen vorsah, verabschiedet.

29. Juli: Eine studentische Demonstration wird in der Innenstadt eingekreist und sechs Teilnehmer werden von Polizisten ermordet.

30. Juli: Einrichtungen der UNAM und des IPN werden von Polizei und Militär umstellt. Panzer und Jeeps patrouillieren in der Innenstadt. Im Stadttteil San Ildefonso wird das Portal des Kollegs von Soldaten mittels einer „Bazooka“-Rakete gesprengt. 400 Personen werden verletzt, l .066 festgenommen.

2. August: Im Polytechnikum wird der Nationale Streikrat (CNH) gegründet.

6. August: Gegen den Polizeiterror demonstrieren im Norden der Stadt 150.000 Menschen

8. August: Universitäten in den Bundesstaaten Sinaloa, Baja California, Tabasco und Veracruz schließen sich dem Streik an.

10. August: Der CNH ruft zum landesweiten Generalstreik auf

13. August: 150.000 Menschen demonstrieren vor dem Präsidentenpalast gegen die Regierung

14.-26. August: Immer mehr Gewerkschaften und Interessenverbände aus dem Bildungssektor schließen sich den Forderungen des CNH an, der direkte und öffentliche Verhandlungen mit der Regierung anstrebt.

27. August: 400.000 Menschen demonstrieren vor dem Präsidentenpalast. Der CNH wiederholt seine Gesprächsbereitschaft.

28. August: Panzereinheiten und Soldaten eröffnen vor dem Präsidentenpalast das Feuer auf Kundgebungsteilnehmer, mehrere Menschen werden erschossen. Fidel Velázquez, Führer der Einheitsgewerkschaft CTM, erklärt: „Jedes Mittel, das von seilen der Regierung zur Unterdrückung der aktuellen Situation ergriffen wird, ist völlig gerechtfertigt und wird vom Volk gestützt.“ 30. August: Der CNH sagt aus Anlaß einer geplanten öffentlichen Ansprache des Präsidenten am l. September alle Demonstrationen für diesen Tag ab und bekräftigt, daß die Studentenbewegung den Ablauf der Olympischen Spiele im Oktober nicht zu stören beabsichtige.

1. September: In einer 70minütigen Rede attackiert Präsident Diaz Ordaz in scharfer Form die Studenten und wirft ihnen vor, die Olympischen Spiele torpedieren zu wollen. Gleichzeitig kündigt er an, daß zur „Vermeidung weiterer Prestigeverluste“ die Unruhen beendet werden.

2.-12. September: Die Gesprächsangebote des CNH werden ignoriert, der Streik weitergeführt, täglich mehr Leute verhaftet.

13. September: 100.000 Menschen demonstrieren mit einem Schweigemarsch gegen die Repression.

18. September: 10.000 Soldaten dringen mit Panzern auf den Campus der UNAM ein.

21. September: Im Stadtteil Tlatelolco kommt es nahe des Polytechnikums zu erbitterten Straßenschlachten und Schießereien zwischen Polizei und Studenten.

22. September: Nach Straßenschlachten nahe des Polytechnikums werden 900 Personen festgenommen.

24. September: Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei verlieren mehrere Studenten ihr Leben.

1. Oktober: Der CNH beschließt, den Streik weiterzuführen und ruft für den nächsten Tag zu einer Kundgebung auf dem Platz der Drei Kulturen auf.

Das Massaker von Tlatelolco

Das Nationale Polytechnische Institut (IPN) im innerstädtischen Viertel Tlatelolco war den Politikern seit Beginn der Studentenbewegung ein Dorn im Auge. Hier war der Streikrat (CNH) gegründet worden. Von hier aus zogen die Studenten demonstrierend und agitierend durch das Zentrum Mexiko-Stadts. Von hier aus hatte der CNH am 1. Oktober zu neuerlichen Protesten auf dem nahegelegenen Platz der Drei Kulturen aufgerufen. Und genau hier sollte das Schicksal der mexikanischen Studentenbewegung besiegelt werden.

Um 17.30 Uhr haben sich etwa 5.000 Protestierende auf dem Platz der Drei Kulturen versammelt. Als von einem Hubschrauber aus eine Leuchtrakete abgeschossen wird, beginnt die militärisch präzis geplante Operation. Mitglieder des Bataillons „Olimpia“, die sich in Zivil unter die Demonstranten gemischt hatten, riegeln die Universitätsgebäude ab und eröffnen mit Gewehren und Maschinenpistolen das Feuer auf die Menschenmenge. Fluchtversuche scheitern an Straßensperren, die rund um das Viertel von 5.000 Soldaten errichtet worden waren. Auch sie schießen auf diejenigen, gegen die sich der unerbittliche Haß des PRI-Regimes richtet. Männer, Frauen und Kinder fallen im Kugelhagel der Militärs. Erst um l .00 Uhr morgens enden die Schießereien. Die Gebäude des Polytechnikums sind von Soldaten durchkämmt, etwa 2.000 Personen festgenommen worden. Auf dem Platz der Drei Kulturen türmen sich Leichenberge.

Am nächsten Tag tritt Verteidigungsminister Marcelino Garcí Barragón an die Öffentlichkeit: „Der verantwortliche Kommandant bin ich. Der Ausnahmezustand wird nicht verhängt. Mexiko ist ein Land, wo die Freiheit herrscht und herrschen wird. Es gibt tote und verletzte Soldaten. Wenn es zu neuen Unruheherden kommt, werden wir in gleicher Weise handeln.“

Währenddessen packten unzählige Bewohner des Viertels ihre Koffer, um für eine bestimmte Zeit oder für immer wegzuziehen.

Nach offizieller Darstellung hat es am 2. Oktober 1968 nur zwei Opfer gegeben. Nur für die Soldaten Constantino Canales Rojas und Pedro Gustavo López Hernández wurden Sterbeurkunden ausgestellt. Angehörige, die die sterblichen Überreste ihrer ermordeten Familienmitglieder aus den Hospitälern und Kasernen holten, mußten Erklärungen unterschreiben, auf denen als Todesursache „Unfall“ angegeben wird. Genaue Angaben über die Zahl der Opfer gibt es nicht. Die Zahl der Ermordeten wird auf über 350 geschätzt.

In der Folgezeit wurden führende Aktivisten aufgrund erzwungener „Geständnisse“ zu Haftstrafen bis zu 16 Jahren verurteilt. Einige begingen Selbstmord, viele gingen ins Exil, unzählige sind nach wie vor „verschwunden“.

Ein Versuch, die Verantwortlichen für das Massaker juristisch zu belangen, ist gescheitert. Am 20.11.1971 wurde von mehreren Rechtsanwälten Anzeige gegen Präsident Diaz Ordaz wegen Körperverletzung und Mord erstattet. Der Anklage wurden Beweise beigefügt, Namenslisten von Opfern und Zeugenaussagen. Generalstaatsanwalt Pedro Ojeda Paullada nahm die Unterlagen entgegen, legte sie in seine Schublade und sagte lächelnd den Anwälten: „Da wird es bleiben!“ Und dort ist es auch geblieben. Bis heute.

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* Freier Journalist Co-Autor des Buches: Die Rebellion der Habenichtse -Der Kampf für Land und Freiheit gegen deutsche Kaffeebarone in Chiapas. Edition ID-Archiv, Berlin 1997

Literaturliste:

Bellinghausen, Hermann (Hrsg.): Pensar el 68, Ed. Cal y Arena, Mexiko 1988

Cazes, Daniel: Crónica 1968, Plaza y Valdes Editores, Mexiko 1993

González de Alba, Luis: Los dias y los anos, Ediciones Era, Mexiko 1971

Poniatowska, Elena: La noche de Tlatelolco, Ediciones Era, Mexiko 1971
Stark ist das Schweigen, Suhrkamp, Frankfurt/Main 1987

Zermeno, Sergio: Mexico -una democrácia utópica, Siglo XXI, Mexiko 1978

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