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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Das kubanische Paradox
Drei Beiträge zu einem immer noch aktuellen Thema

Peter Gärtner | | Artikel drucken
Lesedauer: 13 Minuten

Kuba: Havanna Che - Foto: Quetzal-Redaktion, pgKuba ist seit Barack Obamas Kurskorrektur Ende 2014 und Fidel Castros Tod im November 2016 mehr denn je Gegenstand polarisierter Aufmerksamkeit. Die jüngst von US-Präsident Trump in Miami verkündete Rücknahme der Reiseerleichterungen für US-Bürger zeigt einmal mehr, wie wechselhaft und fragil das Verhältnis zwischen der westlichen Hegemonialmacht und der sozialistischen Inselrepublik nach wie vor ist. Fest steht, dass diese sich in einem tief greifenden Wandel befindet. Angesichts dessen stellt sich die Frage, ob und wie Kuba seine Einzigartigkeit wahren kann. Oder wird der Cuban Exceptionalism von der neoliberalen Realität des globalen Kapitalismus absorbiert? Bis jetzt hatte das kubanische Paradox ungeachtet aller jähen Wendungen der Geschichte Bestand: Das karibische Land bestätigt immer wieder seinen Status als Ausnahme von der Regel, den es ungeachtet seiner geringen Größe gegen den Zugriff mächtiger äußerer Kräfte durchsetzen und dann auch bis heute durchhalten konnte. Diesem Thema widmet QUETZAL drei Beiträge. Im ersten Teil werden verschiedene Versionen des Cuban Exceptionalism vorgestellt und diskutiert. Im zweiten Beitrag wird Kuba mit seinen karibischen Nachbarn verglichen, wobei neben der Wirtschaftsstruktur auch die Haltung bestimmter ethnischer Gruppen sowie des Exils einbezogen werden. Als drittes werden einige Schlussfolgerungen für künftige Entwicklungen skizziert.

I. Was macht Kuba einzigartig? Alte und neue Kontroversen um den Cuban Exceptionalism

Viele Touristen, die millionenfach Kuba besuchen, fasziniert an der Inselrepublik nicht nur der karibische Charme von Land und Leuten, sondern auch der spezielle Reiz einer Zeitreise: Noch einmal eine andere Welt erleben, die es morgen vielleicht schon nicht mehr gibt. Nicht nur den Touristen stellt sich die Frage, wie lange Kuba sein Alleinstellungsmerkmal – das Festhalten an den sozialistischen Idealen unmittelbar vor der Haustür der USA und 25 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gegen die anhaltende Sogkraft des globalen Kapitalismus – noch bewahren kann.

Sowohl die hardliner der Exil-Kubaner in Miami als auch die verschiedenen US-Regierungen setzen ihre Hoffnung seit 1960 darauf, dass endlich der lang ersehnte konterrevolutionäre Regimewechsel stattfinden möge. Angesichts der Offerten Obamas, die nun von seinem Nachfolger Trump wieder zurückgenommen werden, schwanken die Kubaner auf der Insel zwischen Hoffnung und Skepsis. Die Regierung unter Raúl Castro verfolgt seit 2008 einen Kurs der „Aktualisierung“ des Wirtschaftsmodells, der auch von der Mehrheit der Kubaner unterstützt wird.

Der Tod von Revolutionsführer Fidel Castro symbolisiert den Zeiten- und Generationswechsel, dem sich der kubanische Weg zum Sozialismus nunmehr stellen muss. Angesichts dieser raschen und tiefgreifenden Veränderungen gewinnt auch das Problem des Cuban Exceptionalism an politischer und wissenschaftlicher Brisanz. Will man Antworten auf die Frage finden, ob die Einzigartigkeit kubanischer Entwicklung bestehen bleibt oder durch die Übermacht des globalen Kapitalismus nivelliert zu werden droht, müssen zunächst einmal die verschiedenen Facetten und Grundlagen kubanischer Einmaligkeit genauer benannt werden.

Unabhängigkeit, Revolution und Nicht-Transition – drei Meilensteine des Cuban Exceptionalism

Kuba: Havanna Garcia-Statue - Foto: Quetzal-Redaktion, pgDie Anhänger des Cuban Exceptionalism beziehen sich vor allem auf drei Großereignisse der kubanischen Geschichte und Gegenwart. Die erste historische Abweichung hat ihren Dreh- und Angelpunkt im Zeitpunkt der Unabhängigkeit Kubas von Spanien. Während sich Spanisch-Amerika mehrheitlich zwischen 1810 und 1825 vom Kolonialjoch befreien konnte, verblieben Kuba und Puerto Rico bis 1898 unter spanischer Herrschaft. Mehr noch: Auf der Grundlage der Erneuerung des Kolonialpaktes mit dem Mutterland erlebte die kubanische Wirtschaft einen Modernisierungsschub, von dem nicht zuletzt die kreolische Oberschicht profitierte. Bis 1886 bildete die massenhafte Ausbeutung afrikanischer Sklaven das Fundament der „Zuckerrevolution“. Die kubanischen Sklavenhalter bedurften des spanischen Schutzes vor allem, um ein zweites Haiti zu verhindern. Wie brüchig diese Allianz war, zeigte sich im zehnjährigen Unabhängigkeitskrieg (1868-1878). Obwohl Spanien noch einmal den militärischen Sieg davontrug, setzten die Kubaner unter Führung von José Martí und Máximo Gómez 1895 im kubanischen Oriente den Kampf um ihre Unabhängigkeit fort. Kurz vor der sich abzeichnenden Kapitulation der iberischen Kolonialmacht nutzten die USA ihre Chance: Indem sie Spanien 1898 den Krieg erklärten, sicherten sie sich Kuba als Halb-Kolonie, während Puerto Rico in Form eines assoziierten Freistaates zur Kolonie des „Koloss im Norden“ wurde. „Exceptional“ am kubanischen Fall waren nicht nur der erneuerte Kolonialpakt mit Spanien und der späte Zeitpunkt der Unabhängigkeit, sondern auch die damit verbundenen Umstände und Begleiterscheinungen. Beide Ereignisse vollzogen sich im Spannungsfeld von inneren Konflikten und äußeren Begehrlichkeiten. Zwar erlangte Kuba von allen Territorien, die Spanien 1898 aufgeben musste, als einziges die formale Unabhängigkeit, die Insel war für Washington jedoch zu wichtig, um dem kubanischen Volk die volle Souveränität zuzugestehen. Während Guam, Puerto Rico und die Philippinen zu Kolonien der USA wurden, geriet die 1902 gegründete Republik Kuba bis 1959 unter das Protektorat Washingtons. Mit dem Platt-Admendment, das bis zur Revolution von 1933 Teil der republikanischen Verfassung blieb, konnten die USA jederzeit auf der Karibikinsel intervenieren, wovon sie in der Folge (1906-1909, 1912) auch reichlich Gebrauch machten. In Reaktion auf den US-amerikanischen Neokolonialismus formierte sich in Kuba ein prononciert anti-imperialistischer Nationalismus mit ausgeprägt sozialrevolutionären und internationalistischen Zügen.

Unter Führung von Fidel Castro stürzten die Kubaner 1959 die 25jährige Herrschaft Batistas und eröffneten sich damit einen eigenen Weg zum Sozialismus. Die kubanische Revolution ist schon deshalb einzigartig, weil es der kleinen Gruppe von 17 Guerilleros, die im Dezember 1956 die Landung der „Granma“ überlebt hatte, gelang, die hochgerüstete und von den USA unterstützte Diktatur zu Fall zu bringen. Trotz zahlreicher Versuche, das kubanische Beispiel zu „lateinamerikanisieren“, blieb Kuba aber bis zum Ende des Kalten Krieges das einzige Land der westlichen Hemisphäre, das am Sozialismus festhielt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, dass auch Kuba das „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama) akzeptieren würde. In der „Sonderperiode in Friedenszeiten“ kämpften 11 Millionen Kubaner unter härtesten Bedingungen ums Überleben, ohne dabei ihre Ideale preiszugeben. Bis 2000 erholte sich die Insel von den schwersten Traumata der Sonderperiode und fand im weiteren die Unterstützung von Hugo Chávez. Damit verbunden war Kubas „Rückkehr nach Lateinamerika“, das in Gestalt der Regierungen in Argentinien, Brasilien, Bolivien und Ecuador selbst einen Linksschwenk vollzogen hatte. Manche interpretierten diese Normalisierung als das bevorstehende Ende des Cuban Exceptionalism (Ceteno 2004), während andere (Hoffmann/ Whitehead 2006 und 2007) dem widersprachen. Zuletzt gab die Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba durch Barack Obama Ende 2014 Anlass zu Spekulationen, dass sich damit auch der kubanische Sonderfall eher früher als später erledigen würde (Pérez-Stable 2015).

Geopolitik, Nationalismus und revolutionärer Überraschungseffekt – der spezielle Mix des Cuban Exceptionalism

Kuba: Havanna Leuchtturm - Foto: Quetzal-Redaktion, pgFragt man nach den Grundlagen des Cuban Exceptionalism, so fällt zunächst auf, dass dessen drei Ausprägungen aufs engste mit dem Aufstieg und Niedergang von imperialen Mächten verbunden sind, die Kuba fast 500 Jahre lang geprägt und kontrolliert haben: Spanien von 1510 bis 1898, die USA von 1898 bis 1959 und die Sowjetunion von 1960 bis 1991. Für alle drei Mächte besaß die Insel aufgrund ihrer Lage eine herausgehobene geopolitische Bedeutung. Diese unterlag zwar Schwankungen, bildete aber dennoch eine Struktur von langer Dauer (Braudel), die Kuba und seine Eliten immer wieder zum eigenen Vorteil zu nutzen wussten. Der Verlust Kubas hatte vor allem für Spanien und die USA eine herausragende Symbolkraft. Die USA haben in den letzten 57 Jahren immer wieder in obsessiver Manier versucht, die erlittene Schmach zu tilgen. Alle drei anti-kubanischen Strategien, die die USA von Eisenhower über Kennedy und Carter bis Reagan und Bush anwendeten, scheiterten jedoch. Weder durch offene Invasion und Embargo (Eisenhower und Kennedy) noch mit der Intensivierung der psychologischen Kriegsführung (Reagan) konnte die Revolution rückgängig gemacht werden. Auch subtileren Strategien, wie sie von Ford und Carter versucht wurden, blieb der Erfolg versagt. In der damals weit verbreiteten Annahme, dass die Tage der Castros gezählt seien, verschärften George Bush (sen.) und Bill Clinton mit dem Cuban Democracy Act 1992 (auch: Torricelli Act) und dem Cuban Liberty and Democratic Solidarity Act 1996 (auch: Helms-Burton Act) das Embargo gegen Kuba weiter. Als Barack Obama am 17. Dezember 2014 zeitgleich mit Raúl Castro die Normalisierung der Beziehungen zwischen ihren beiden Ländern ankündigten, begründete ersterer dies mit der Einsicht, dass die bisherige Kuba-Politik der USA gescheitert sei.

In Hinblick auf den Cuban Exceptionalism der Revolution von 1959 sind zwei Fragen von besonderer Relevanz: Wieso war sie – gegen die Geopolitik – erfolgreich? Und warum blieb sie in Lateinamerika – wegen der Geopolitik (?) – die Ausnahme? In einem Artikel, den Ernesto Ché Guevara am 9. April 1961 in der Zeitschrift „Verde Olivo“ veröffentlichte, finden sich diesbezüglich eine Reihe überzeugender Argumente. Als zwei besondere und in der Konsequenz nicht wiederholbare subjektive Faktoren für den Sieg der kubanischen Revolution nennt er zum einen die überragenden Führungsqualitäten von Fidel Castro. Zum anderen verweist er darauf, dass sowohl die USA als auch der nationalen Bourgeoisie von dem Vorgehen und dem Sieg der Rebellenarmee überrascht gewesen seien. Seine Hoffnungen auf eine Ausweitung der Revolution auf ganz Lateinamerika begründet er sowohl mit allgemeinen objektiven Faktoren (revolutionäre Rolle der Bauernschaft und ihr notwendiges Bündnis mit dem Proletariat) als auch mit der Bereitschaft und Fähigkeit der ausgebeuteten Massen, den Kampf gegen den Imperialismus und dessen Verbündete aufzunehmen. Der Wille zum Sieg bildet für ihn die entscheidende Garantie, diesen Sieg auch tatsächlich erringen zu können. Zugleich hebt er die besondere Rolle des kubanischen Oriente für den Sieg der Rebellen hervor. Ohne die Unterstützung und Teilnahme der dort lebenden Bauern am Guerillakampf wären die militärisch erkämpfte Zerschlagung der Batista-Armee und die Eroberung der großen Städte nicht möglich gewesen. Nicht die weitgehend proletarisierte Landbevölkerung der großen Zuckerplantagen, sondern die kleinen, um ihr Überleben ringenden Bauern an der östlichen Agrarfront bildeten die soziale Basis der Rebellenarmee, die im Januar 1959 schließlich die Niederlage der Batista-Diktatur besiegelte.

Nach dem Verlust ihrer „karibischen Perle“ lernten die USA zwar in Sachen Revolutionsverhinderung (Counterinsurgency) schneller als gedacht ihre „kubanische Lektion“. Jedoch versagten sie beim roll back eben dieses Ausnahmefalls – und das bis heute. Das Überleben der kubanischen Revolution in der unmittelbaren Sicherheitszone der übrig gebliebenen Supermacht, die sich Anfang der 1990er Jahre im „unipolar moment“, später sogar in einer „unipolar era“ (Charles Krauthammer) wähnte, bedarf einer Erklärung, die die Besonderheiten des kubanischen Nationalismus einbezieht. Es war gerade die Geopolitik – oder besser: die geopolitische Reaktion der USA, die die kubanische Führung zwang, mit der Deklaration des sozialistischen Charakters der Revolution und der damit verbundenen bündnispolitischen Offerte an die Sowjetunion auf den zunehmenden Druck aus Washington zu reagieren. Die ursprünglichen Ziele der Revolution waren sozial und national: Agrarreform, Industrialisierung, volle Souveränität.

Die Verwirklichung dieser Agenda geriet jedoch – worüber sich beiden Seiten klar waren – in Konflikt mit den geopolitischen und ökonomischen Interessen der USA. An der Haltung der USA schieden sich dann ab 1960 in Kuba auch die Geister: Die Oberschicht und große Teile der Mittelschichten schlugen sich auf die Seite der übermächtig scheinenden Supermacht und gingen ins Exil in Miami, während die Volksmassen mehrheitlich bereit waren, die neuen sozialen Errungenschaften gegen den interventionistischen Zugriff Washingtons mit ihrem Leben zu verteidigen. Seitdem sind die nationalen Interessen Kubas und das Festhalten an den sozialistischen Zielen der Revolution zwei Seiten einer Medaille. Beide Seiten dieser Medaille besitzen einen gegen-hegemonialen Charakter. Das heißt: In ihrer gegenseitigen Verstärkung (Synergie) fordern sie die Dominanz der USA in Permanenz heraus. Die daraus entstehende Kraft ist bisher stark genug, um den kubanischen Ausnahmefall sowohl gegen die Sogwirkung der Geopolitik (geographische Nähe zur USA) als auch der Geoökonomie (neoliberale Globalisierung) zu verteidigen.

Der Chávez-Faktor: Für oder wider den Cuban Exceptionalism?

Auf der Basis des besonderen kubanischen Nationalismus konnte Fidel Castro die plötzlich isolierte Insel und ihre ökonomisch hart getroffene Bevölkerung wider (fast) alle Erwartungen gegen die Begehrlichkeiten Washingtons und Miamis verteidigen. Ab 2000 gewann ein Faktor an Gewicht, der den geopolitischen Charakter des Cuban Exceptionalism zu bestätigen schien: Mit Hugo Chávez und seiner Bolivarischen Revolution kam es zur Bildung der Achse Havanna-Caracas. Das an Erdöl reiche Venezuela verfügte angesichts des bis 2014 anhaltenden Öl-Booms über genügend ökonomisches und politisches Gewicht, um Kuba aus der ökonomischen Krise und der politischen Isolierung zu helfen. Zusätzliche Faktoren waren der Aufstieg Chinas und der Linksschwenk in Südamerika. 2004 bildete sich ALBA als regionale Alternative zu den kontinentalen Freihandelsplänen der USA. Neben dem Kernbündnis zwischen Kuba und Venezuela sowie einigen karibischen Inselstaaten und Nicaragua gehören ihm noch Bolivien und Ecuador an. Offenbar nahm damit Venezuela jene Rolle ein, die früher Spanien, die USA und die Sowjetunion innehatten (Hoffmann/ Whitehead 2006:12ff).

Ungeachtet einiger Ähnlichkeiten gibt es jedoch signifikante Unterschiede zwischen Venezuela einerseits und den drei genannten Mächten andererseits. Erstens ist Venezuela weder Kolonial- (wie Spanien) noch Hegemonial- oder Supermacht (wie die USA und die UdSSR). Vielmehr handelt es sich bei Kuba und dem chavistischen Venezuela um ein gegen-hegemoniales Bündnis zwischen zwei Nachbarländern mit ähnlichem politischen Gewicht auf der Basis gemeinsamer Interessen und gegenseitigen Respekts. Ungeachtet seines Ölreichtums kann Venezuela in keinster Weise mit der Wirtschaftskraft der USA oder der Sowjetunion mithalten. Auch dem imperialen Spanien vermag der karibische Ölstaat in Hinblick auf den geopolitischen Status nicht das Wasser zu reichen.

Inzwischen befindet sich Venezuela nach dem Tod von Hugo Chávez am 5. März 2013 in einer schweren politischen und ökonomischen Krise. Damit ist auch der Versuch gescheitert, den Cuban Exceptionalism durch ein – bildlich gesprochen – „zweites Kuba“ aufzubrechen. Derartige Versuche hatten die USA bereits während des Kalten Krieges – 1965  in der Dominikanischen Republik, 1973 in  Chile und 1990 in Nicaragua – entweder im Keime erstickt oder im ökonomischen bzw. militärischen Abnutzungskrieg aufgerieben. Ungeachtet aller Unterschiede besitzen alle drei genannten Fälle eine Gemeinsamkeit: Washington witterte in ihnen die Gefahr, dass sich ihr kubanisches Desaster wiederholen könnte. Am Ende wirkte hier der Faktor Geopolitik (US-Hegemonie in der westlichen Hemisphäre) gegen eine solche Wiederholung und für die Bestätigung des Cuban Exceptionalism.

In Bezug auf Venezuela sieht es anders aus. Bisher konnten sich Chávez und sein Nachfolger Maduro allen Versuchen eines von den USA gesteuerten Regimewechsels widersetzen. Die entscheidenden Gründe für die Krise Venezuelas sind vor allem hausgemacht. Bis zum Tod von Chávez war es nicht gelungen, mit der Rentenlogik des Erdölextraktivismus zu brechen. Statt die vermeintlichen Vorteile eines „Petroleum-Sozialismus“ genießen zu können, sitzt Venezuela nun tiefer denn je in der Extraktivismusfalle. Auf dieser strukturellen Grundlage kann der Cuban Exceptionalism im Sinne eines „zweiten Kubas“ nicht überwunden werden. Wie es um die strukturellen und geopolitischen Möglichkeiten Kubas bestellt ist, unter den gegenwärtigen Bedingungen seine „sozialistische Sonderstellung“ auch nach dem Tod von Fidel Castro und dem angekündigten Rückzug seines Bruder Raúl zu verteidigen, soll in den folgenden beiden Beiträgen diskutiert werden.

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Literatur

Ceteno, Miguel Angel: The Return of Cuba to Latin America: The End of Cuban Exceptionalism. Society for Latin American Studies 2004 Plenary Lecture, in: Bulletin of Latin American Research, vol. 23 (Oct. 2004) 4, S. 403-413

Guevara, Ernesto Ché: Cuba: ¿Excepción histórica o vanguardia en la lucha contra el colonialismo?, in: derselbe, Escritos y discursos, tomo 9, La Habana 1985, S. 21-39 (Original in: Verde Olivo vom 9. April 1961)

Hoffmann, Bert/ Whitehead, Laurence: Cuban Exceptionalism revisited. GIGA-WP-28/2006, Hamburg 2006

Hoffmann, Bert/ Whitehead, Laurence: Debating Cuban Exceptionalism. New York/ Basibgstoke 2007

Pérez-Stable, Marifeli: Cuban Exceptionalism. American University Washington D.C., Center for Latin American & Latino Studies, April 2015

Whitehead, Laurence: On Cuban Political Exceptionalism. Nuffield College Politics Working Paper 2003-W1, University of Oxford

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Bildquellen: [1]; [2]; [3] Quetzal-Redaktion, pg

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