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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Das Pascua Lama Projekt

Florian Quitzsch | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten

Ein Beispiel für chilenische Nachhaltigkeit

In einem Artikel der taz vom 07. Juni 2007 wurde gemeldet, dass die Kordillerenstaaten Südamerikas aufgrund der zurückgehenden Gletscher austrocknen werden. Peru und Bolivien sind wirtschaftlich vom Wasser aus den Anden abhängig, jedoch hat die Gletscherschmelze in beiden Staaten, in denen 90 % sämtlicher tropischer Gletscher liegen, ein Rekordtempo erreicht. Von einer 2.042 Quadratkilometer großen Gletscherfläche in den Kordilleren sind seit 1989 bereits 22 Prozent verloren gegangen. Besonders für die Großstädte wie Lima oder La Paz scheint die Lage bedrohlich, da, wie Prognosen voraussagen, bereits ab 2009 die Wassernachfrage das Angebot übersteigt.

Die Brisanz des Themas, allerdings auf der Nutzungs- und Verwertungsebene, zeigte sich unter anderem anhand des so genannten Wasserkrieges in Bolivien. Im Jahr 2000 kaufte der multinationale Konzern Bechtel die gesamten Wasserrechte der Provinz Cochabamba auf, musste diese jedoch 2003 nach wochenlangen kriegsähnlichen Zuständen aufgrund des Widerstandes der Bevölkerung gegen die Kommerzialisierung und Privatisierung des Wassers in die Hände der Cochabambinos zurückgeben.

Im weiter südlich gelegenen Chile scheint die Lage jedoch noch nicht so ernst oder man ist sich der Situation einfach noch nicht bewusst. Die Regierung Bachelet hält weiterhin am wasserintensiven Agrarexport und an umweltzerstörerischen Megaprojekten im Bergbau- und Energiesektor fest, wie der geplante Bau mehrerer Wasserkraftwerke in Patagonien mit Hilfe spanischen Kapitals zeigt.

Das Thema Energiesicherheit, spielt vor allem aufgrund der momentanen Abhängigkeit vom argentinischen Erdgas eine große Rolle, jedoch scheint man in Chile immer noch nicht begriffen zu haben, dass Energiesicherheit, Umweltpolitik und Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden müssen, wenn man die katastrophalen umweltpolitischen Fehler, welche unter der Militärdiktatur Pinochets begangen wurden, nicht wiederholen will.

Die Realität sieht jedoch anders aus, wie das Projekt der Goldmine Pascua Lama der kanadischen Bergbaufirma Barrick an der Grenze zu Argentinien zeigt. Rund 17,6 Millionen Unzen Gold (knapp 500 Tonnen) sowie 30 Millionen Unzen Silber und 5.000 Tonnen konzentriertes Kupfer sollen 700 Kilometer nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago auf 5.000 Metern Höhe unter Gletschern in der Erde liegen.

Um die Bodenschätze ans Tageslicht zu bringen, will Barrick, drittgrößter Goldförderer der Welt, in einem Mammutprojekt drei Gletscher umsetzen, was sich der Konzern 1,5 Milliarden Dollar kosten lässt. 800.000 Kubikmeter Eis sollen mit riesigen Bohrmaschinen und Baggern losgelöst, in Lastwagen zwei Kilometer weiter transportiert und dort abgelagert werden.

Das grenzüberschreitende Projekt „Pascua Lama – Veladero“, das vor vier Jahren von chilenischen und argentinischen Behörden genehmigt worden war, aber erst jetzt realisiert wird, hat massive Proteste ausgelöst. Die Firma Barrick Gold, deren Leitung beste Beziehungen zu George Bush Sr. und zum saudischen Waffenhändler Adnan Khashoggi nachgesagt werden, hat bereits mit der Sprengung von Tunneln und dem Bau von Seite Straßen begonnen.

Die Mine könnte ab 2009 ihren Betrieb aufnehmen. Jährlich würden dort 15 Millionen Tonnen Mineralien gefördert und 95 Millionen Tonnen Gesteinsschutt anfallen. Die Firma hat die Schaffung von 1.600 Arbeitsplätzen sowie einen Entwicklungsfonds in Höhe von zehn Millionen Dollar für die Region versprochen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass das Vorkommen in ca. 20 Jahren erschöpft sein wird.

Umweltschützer geben zu bedenken, dass die drei Gletscher Esperanza, Toro 1 und Toro 2 an das argentinische Biosphärenreservat San Guillermo grenzen, das bereits Schaden genommen habe. Außerdem seien die Eisfelder in Chile Wasserlieferanten für das fruchtbare Huasco-Tal. In der sonst wüstenähnlichen Gegend leben dank des Gletscherwassers ca. 70.000 Menschen überwiegend von der Landwirtschaft. Zudem wird das indigene Volk der Huascoaltinos in seiner Existenz bedroht.

Dieses Vorhaben bedeutet eine ökologische Katastrophe. Sollte die Mine ihren Betrieb aufnehmen, droht die Verseuchung des Trinkwassers durch giftige Schwermetalle, die zur Lösung von Gold und Silber aus dem Gestein benötigt werden.

Weltweit sind in den vergangenen Jahren bei Goldminen immer wieder Rückhaltebecken für dieses verseuchte Wasser geborsten und haben ihre giftige Fracht in die umliegenden Flüsse ergossen. Um das Gold aus dem Gestein zu lösen sind jedoch auch große Wassermengen nötig, die den hier entspringenden Flüssen entnommen werden müssten. Von fast einem Drittel des Wassers, das die Flüsse hier oben führen, ist die Rede. Zudem würden beim Öffnen der Tagbaumine große Teile der Eisschicht zerstört.

Selbst Wirtschaftswissenschaftler sehen das Projekt skeptisch. Die einheimische Wirtschaft profitiere kaum davon, und wegen des investitionsfreundlichen Steuergesetzes wären auch die Steuereinnahmen gering. Zudem bekäme die staatliche Kupfermine Codelco so Konkurrenz, und es könne leicht zu einem Überangebot an Kupfer kommen.

Auch weil Chile sich, zumindest nach außen hin, mit der Unterzeichung des Kyoto-Protokolls einen modernen Anstrich in Sachen Klimaschutz gegeben hat, halten Kritiker und Umweltschützer das Vorhaben für ein völlig falsches Zeichen. Außerdem existiert Material, wonach Barrick letztlich nicht die Gletscher, sondern lediglich die Schneeschicht auf dem ewigen Eis versetzen wolle, was einer Zerstörung großer Teile der Eisschicht gleichkäme.

In diesem Sinne:

NO A PASCUA LAMA, SI A LA VIDA, SI AL AGUA!

Quellen:

Der Standard (1.7.2005)
Die Tageszeitung/taz (7.6.2007)
http://www.greenpeace.de/themen/chemie/nachrichten/artikel/chile_gibt_gruenes_licht_fuer_goldmine_ in_den_anden/(15.06.2006)
http://de.indymedia.org/2003/07/57586.shtml (19.07.2003)

Weitere Infos:

http://www.barrick.com/Default.aspx?SectionID=AE16ED96-78D3-4451-AB11-281B502746FB&LanguageID=1&ProjectId
=8fadb7a7-1b99-4e7b-a37d-9da4b178f0b2
http://www.lateinamerikanachrichten.de/?/artikel/686.html
http://www.olca.cl/oca/chile/pascualama.htm

1 Kommentar

  1. Armando Freyhofer sagt:

    La situación se va empeorando. El capital dispone sobre el destino del mundo. Nuestra sistemademocrático es muy debil contra el abuso de los poderosos. todas estas medidas dsfrazadas con la palabra „progreso“ son una mentira. Sus intereses no son ayudar al miserable, al humilde sino enriquecerse todavía más y sin límites. Los maagnates no piensan que su comportamiento es inhumano. ?No será necesario eliminarlos a ellos de igual forma? Armando Freyhofer

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