Lateinamerika: Wachsende Rolle als Rohstofflieferant
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Mit dem Ende der unipolaren Weltordnung und den damit verbundenen tektonische Verschiebungen in den globalen Machtverhältnissen wachsen die Begehrlichkeiten nach Rohstoffen und Agrarprodukten. Im weltweiten Kampf um diese Ressourcen kommt Lateinamerika eine zentrale Bedeutung zu. In der Region, die im unmittelbaren Machtbereich der USA liegt, versucht China schon seit über einer Dekade, sich gezielt Zugang zu Rohstoffen zu sichern, während die Europäische Union an Boden verliert. So kommt von den 30 wichtigsten Bergbauprojekten (ohne Lithium), die sich in Lateinamerikas in Vorbereitung befinden, kein einziges aus der EU. Bei vielen Bergbauprodukten nehmen lateinamerikanische Länder eine Spitzenposition ein. Bei der weltweiten Förderung von Eisenerz lag Brasilien 2023 mit einem Anteil von 17,6 Prozent nach Australien auf dem zweiten Platz. Bei Kupfer (Anteil von 22,7) führt Chile mit großem Abstand. Bei der Graphitförderung hat Brasilien zwar nur einen Anteil von 4,6 Prozent, verfügt dafür über 26,4 Prozent der Reserven. Mehr als die Hälfte – nämlich 56 Prozent – der weltweiten Lithiumvorkommen liegt in den Anden (Bolivien, Argentinien und Chile). Peru, Mexiko und Brasilien verfügen zusammen über 3,5 Prozent. Der Beitrag Lateinamerikas zur Welternährung ist ebenso beeindruckend. Die Region produziert Lebensmittel für etwa 1,3 Milliarden Menschen – etwa das Doppelte seiner eigenen Bevölkerung. Zu den global führenden Agrarexporteuren zählen allen voran Brasilien sowie Argentinien, Mexiko, Chile, Ecuador, Peru und Kolumbien. Das größte Land Lateinamerikas lag 2023 im weltweiten Export bei vier Agrarprodukten vorn: bei Soja mit 57 Prozent, bei Mais mit 28,1 Prozent (vor dem vormaligen Spitzenreiter USA), bei Zucker mit 65,8 Prozent und bei Rindfleisch mit 17,5 Prozent (vor Australien und den USA). Brasilien führt außerdem im weltweiten Export von Kaffee und Orangensaft. Über 31 Prozent der weltweiten Süßwasserressourcen befinden sich in Südamerika. Doch nur 64 Prozent der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ein anschauliches Fallbeispiel ist auch hier Brasilien. Mit 8.233 km³/Jahr verfügt das Land weltweit über das meiste erneuerbare Süßwasser, das entspricht zwölf Prozent der globalen Frischwasserreserven. Allerdings hat etwa ein Drittel der Landbevölkerung, das sind 20 Mio. Menschen, keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und zur sanitären Grundversorgung. (Bild: Quetzal-Redaktion, soleb)