Lateinamerika: Kurie eleison
|Etwas seit Jahrhunderten nicht Dagewesenes ist geschehen: Der amtierende Papst hat seinen Rücktritt erklärt. Und am besten gedeihen die Spekulationen über seine Nachfolge. Sehr beliebt ist dabei das Inspielbringen von Kardinälen als Papstaspiranten, die nicht aus Europa stammen. Auch Lateinamerikaner sind dabei. Das erscheint logisch, da ja ca. 50 Prozent aller Katholiken in beiden Amerikas wohnen. Aber: Ihr Anteil an Priestern liegt bei 30 Prozent. Und nur ungefähr 26 Prozent der Kardinäle stammen von dort. Unter diesen 30 Herren sind sicher auch Kandidaten, die das Zeug zum obersten katholischen Netzwerker haben. Auch in Lateinamerika gerät die katholische Kirche unter Druck, man denke an die offensive Missionierung durch evangelikale Kirchen in Brasilien. Andererseits wächst der katholische Anteil an der Weltbevölkerung, und Lateinamerika ist daran nicht unbeteiligt. Ob das das Kardinalskollegium, dessen Mitglieder zu fast 50 Prozent aus Europa stammen und dort ihre Erfahrungen und Prägungen erhielten, im Blick haben? Welche Rolle spielen Realitäten bei der Wahl des neuen Papstes? (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, am)