Peru: Das Camisea-Projekt und die indigenen Völker
|Wieder einmal tobt in Peru ein politischer Konflikt über die Ausbeutung natürlicher Ressourcen im Amazonas und die Gefährdung der indigenen Bevölkerung. Hintergrund ist die geplante Ausweitung des Camisea-Gasprojektes im Block 88 durch den Betreiber Pluspetrol. Dadurch werden erneut die Grund- und Schutzrechte der unkontaktierten indigenen Völker der Kugapakori, Nuhua und Nanti hinter die Verheißungen des Fortschritts gestellt – und hinter finanzielle Interessen. Schließlich spülte das Camisea-Projekt allein von Januar bis Juni 2013 676 Millionen US-Dollar an Bergregalen (Royalties) in die Kassen der peruanischen Regierung; seit 2004 häuften sich etwa 5,5 Milliarden US-Dollar an. Der Kulturminister und sein Stellvertreter, zuständig für den Schutz der abgeschieden lebenden Völker, traten aufgrund der neuerlichen Ausbaupläne zurück. Auch die Vereinten Nationen hatten bereits im März die Einstellung der Aktivitäten erbeten. Erfolglos. Schließlich gebe es eine Umweltverträglichkeitsprüfung, versicherte der Minister für Energie und Bergbau, Jorge Merino. Außerdem wären seiner Meinung nach seit 11 Jahren keine sozioökologischen Probleme in der Region aufgetreten. Die Realität sieht anders aus. Demnach verringerte sich die Bevölkerungszahl des Nahua-Stammes auf die Hälfte, seitdem im Jahre 1980 das Camisea-Projekt auf ihrem Gebiet begonnen wurde. Vor allem die Übertragung von für sie unbekannten Krankheitskeimen führte vielfach zum Tod, weil sie keine Abwehrkräfte gegen herkömmliche Zivilisationskrankheiten besitzen. Ein Mitspracherecht über das 480-Millionen-Dollarvorhaben besitzen die Nuhua und Nanti nicht, weil etwa die Vorherige Konsultation (Consulta Previa) nicht möglich ist, da die beiden indigenen Völker noch als unkontaktiert gelten. Und auch wenn die neuerlichen Explorationen nicht weiter in ihr Gebiet dringen werden, wie der Bergbauminister versicherte, zeigen doch die Extraktionsaktivitäten, dass die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen bereits an die Grenze des letzten Flecken unberührter Natur vorgestoßen ist (Karte: Instituto del Bien Común Perú).