Der Wertverlust des Pfund Sterlings durch den Brexit beeinflusste die Verhandlungen um die Megafusion zwischen Anheuser-Busch InBev und SAB Miller. Es gab Proteste, weil Altria und die Familie Santo Domingo bevorzugt und die Minderheitsaktionäre benachteiligt wurden. Nach einer Angleichung der Übernahmebedingungen konnten die Verhandlungen zum Zusammenschluss weitergeführt werden.
Als Anheuser-Busch InBev ankündigte, SAB Miller, das Mutterunternehmen von Bavaria, für 108.000 Millionen Dollar aufkaufen zu wollen, schuf man zwei verschiedene Zahlungsformen. Diejenigen, die Bargeld forderten, sollten 44 Pfund Sterling pro Aktie erhalten, und die, die Mitglieder des neuentstehenden Brauereiriesen sein wollten, sollten ein Alternativangebot erhalten, dessen Grundlage Aktien im Wert von 39 Pfund Sterling wären. Die Letzteren hätten durch das niedrigere Angebot den Vorteil, keine Steuern zahlen zu müssen, was der Fall beim Barverkauf wäre. Beide Gruppen machten einen guten Profit im Vergleich zum Preis der Aktie vor dem Verkauf, der sich bei 30 Pfund pro Wertpapier befand.
Wer als Aktionär an der neuen Firma teilhaben wollte, sollte außerbörsliche Aktien erhalten, die man innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht verkaufen dürfte. Da der Großteil der Investmentfonds Flexibilität und Liquidität fordert, konnten lediglich die beiden größten Partner, die multinationale Altria, das Mutterunternehmen von Philip Morris, und die Familie Santo Domingo diese Option annehmen. Diese Unternehmen haben zusammen 41 Prozent von SAB Miller, 27 beziehungsweise 14 Prozent.
Unerwartet änderte sich die Situation jedoch durch den Brexit. Das Pfund erlitt einen Wertverlust von etwa zehn Prozent, und der Euro wurde nahezu um acht Prozent aufgewertet. Anheuser-Busch InBev, die aufkaufende Brauerei, notiert ihre Aktien in Euro in Brüssel. Daher hatten Altria und die Familie Santo Domingo, die Aktionäre von Anheuser-Busch InBev waren, eine merkliche Aufwertung nicht nur durch die Veränderung der Währungen, sondern auch durch den Preisanstieg der Aktien. Die 39 Pfund, die ursprünglich ausgemacht worden waren, wurden zu 51,54 Pfund aufgewertet und stiegen somit um ca. 30 Prozent.
Die Minderheitsaktionäre, die Barzahlung von 44 Pfund angenommen hatten, protestierten mit dem Argument, dass zum Zeitpunkt der Vereinbarung mit der Annahme von Bargeld mehr Gewinn gemacht wurde als beim Aktienkauf. Nach dem Brexit jedoch veränderte sich die Situation und die beiden Mehrheitsaktionäre erhielten 13 Prozent mehr als die Minderheitsaktionäre.
Durch den Protest der Minderheitsaktionäre wegen der Geldeinbuße kam es dazu, dass das Geschäft einige Tage in der Schwebe hing. Obwohl die Konditionen des Geschäfts bereits unterschrieben waren, wurde eine Anpassung gefordert. Auf subtile Weise drohte man, sich dem Verkauf zu entziehen, wenn dieser nicht zufriedenstellend sein würde.
Anheuser-Busch InBev war sich der neuen Situation bewusst, und um die Gemüter zu beruhigen, wurde das Angebot von 44 auf 45 Pfund pro Aktie angehoben. Die unwesentliche Erhöhung glich die Abwertung durch den Brexit jedoch nicht aus. Trotzdem erreichte man mit dieser Quote, dass das, was man für SAB Miller zahlte, mit fast dem zwanzigfachen des EBITDA gleichzusetzen war, eine Quote die es so zuvor im Biergeschäft noch nicht gegeben hatte. Ein Betrag über diesem Angebot würde die Rentabilität des Geschäftes gefährden.
Die Minderheitsaktionäre sind zwar nicht zufrieden, wissen aber auch, dass ein Rückzug vom Verkauf für die Aktien der SAB Miller einen Verlust von 45 Pfund auf knapp über 30 bedeuten würde. Schließlich war es das Angebot, das die Firma aufwertete. Wenn man die Situation zu sehr ausreizte, könnte man diesen Gewinn wieder verlieren. Anheuser-Busch InBev selbst hatte bereits angekündigt, dass dies das letzte Angebot sei und, dass man nicht bereit sei, es zu erhöhen.
Nach dieser Bearbeitung des Angebotes empfahl der Verwaltungsrat von SAB Miller widerwillig, das Angebot anzunehmen. Schließlich sei der Spatz in der Hand besser, als die Taube auf dem Dach. Immer noch gibt es Minderheitsaktionäre die protestieren, jedoch ist es an diesem Punkt kaum noch möglich, das Geschäft zu beeinflussen. Nicht nur haben die verschiedenen Seiten viel Kraft und Mühe, sondern auch Millionen von Dollar investiert. Außerdem hat man bereits die Zustimmung von allen Regulierungsbehörden erhalten, und lediglich China bleibt anhängig. Und nicht zuletzt enthält der Vertrag auch eine Klausel, die festlegt, dass Anheuser-Busch InBev im Falle einer ausbleibenden Konkretisierung des Geschäftes, SAB Miller eine Entschädigung in Höhe von 3.000 Millionen Dollar zahlen muss. Somit ist das drittgrößte Geschäft der Geschichte, durch das ein Brauerei-Riese mit 30 Prozent des Marktes entstehen wird, in trockenen Tüchern.
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[N.d.Übers.] Oktober 2016 wurde die Fusion abgeschlossen. Damit entstand ein Unternehmen, das weltweit mehr als jedes dritte Bier produziert, und das vor allem in Afrika und Lateinamerika weitere Wachstumsoptionen sieht. In Deutschland gehören dem Brauereiriesen zahlreiche Marken, z.B. Beck’s, Jever, Radeberger, Hasseröder und Köstritzer.
Original-Beitrag aus La Semana vom 30.07.2016 (Ausgabe 1787). Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift.
Übersetzung aus dem Spanischen: Ina Verhülsdonk
Bildquelle: Quetzal-Redaktion, gc