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Von Aguacate und Alligator-Birne

GabrieleTöpferwein | | Artikel drucken
Lesedauer: 4 Minuten

Man vermutet, daß sie aus Mexikos Süden stammt. Sicher ist man sich aber, daß sie schon sehr lange von Mexiko bis Peru kultiviert wurde. Heute wird die Avocado in vielen Teilen der Welt angebaut, solange es dort warm genug ist, und sie gedeiht sogar im mitteleuropäischen Blumentopf. Jeder Hobby-Grüne-Daumen mit Hang zu exotischen Früchten ist stolz, wenn sich ein Avocadobäumchen im ganzen Zimmer breit macht, was ihn die Abwesenheit von Früchten verschmerzen läßt.

Ganz gleich, wo die Avocado nun tatsächlich ihren Ursprung hat, in unsere Breiten kam sie mit jenen Spaniern, die von ihren Eroberungszügen in Amerika zurückkehrten. Im südlichen Mexiko sollen sie auf die Früchte gestoßen sein.

Allgemein geht man davon aus, daß der Name sich von dem mexikanischen Ort Ahuacatlan herleitet, was ja nun sehr aztekisch klingt. Die Spanier machten daraus aguacate und blieben schließlich dabei: Sie nennen die Frucht bis heute so. Wie das bei derlei Namen nun einmal ist, so hat sich auch dieser im Laufe der Jahrhunderte quasi abgeschliffen, was dann zu Bezeichnungen führte wie Avocado und Alligator oder Advocat pear, Schon möglich, daß vorzeiten Krokodile und Anwälte besonders gerne Avocados verspeisten, eine gewisse Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Gruppen ist ja dem Vernehmen nach nicht immer auszuschließen…

Es wird vermutet, daß die Mittelamerikaner die Avocado bereits vor 10.000 Jahren kannten. Bei wissenschaftlichen Grabungen in der Siedlung Cuello in Belize konnte eine solche Nutzung jedenfalls nachgewiesen werden. Ob die Bewohner von Cuello die Frucht nun von wildwachsenden Bäumen im Wald sammelten oder ob diese Bäume bereits in Obstgärten standen, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Aber ebenso wie Mais, Maniok, Kürbis oder Guave wurde die Avocado in jener Zeit bereits genutzt – mit anderen Worten: gegessen. Und es ist mittlerweile mehr als drei Jahrtausende her, daß sich nachweisbar die ersten Siedler anschickten, sich in der Gegend von Cuello häuslich niederzulassen.

Die Avocado, die mit bürgerlichem Namen Persea species heißt und aus der Familie Lauracae stammt (sie ist also mit Lorbeer, Zimt und Kampfer verwandt), ist ein immergrüner Baum, der im Duchschnitt bis zu 15 m hoch wird. So richtig alte Bäume schaffen es allerdings auch bis zu mehr als 20.

Die Bäume haben offensichtlich die Fähigkeit, ihr Geschlecht zu wechseln. Na ja, meine Biologiekenntnisse sind auch nicht mehr das, was sie eventuell mal waren: Je nach Art der Blüte (man unterscheidet zwei) öffnen sich die Blüten zu verschiedenen Tageszeiten und können bestäubt werden bzw. produzieren Pollen. Weil jede Pflanze nur jeweils einen der beiden Blütentypen entwickelt, empfiehlt es sich also, bei der Zucht immer Pflanzen beider Typen zu kombinieren. Aber für die Zucht im mitteleuropäischen Wohnzimmer ist das wohl eher unwichtig. Dafür reicht es mehr oder weniger aus, einen frischen Avocadokern zu etwa zwei Dritteln in Blumenerde zu versenken und abzuwarten.

Die Früchte selbst, und um die geht es ja letztendlich, sind birnen- bis apfelförmig und haben eine glatte oder gerunzelte Schale, deren Farbe sowohl hell- als auch dunkelgrün bis schwarz sein kann. Das Fruchtfleisch ist weißlich grün bis gelblich. Da der Geschmack eher neutral (wenn auch leicht nußartig) ist, erweist sich die Avocado als vielseitig in der Küche einsetzbar. Man kann sie wie Butter aufs Brot schmieren, Saucen daraus zubereiten (Guacamole!) oder sie zu Getränken und Eis verwandeln. Salate mit Avocado gibt es natürlich in unzähligen Variationen, von scharf bis süß. Der Phantasie des Kochs sind also fast keine Grenzen gesetzt.

Zudem ist die Avocado geradezu unanständig gesund. Sie ist reich an den Vitaminen B und E, Kalium und einfach ungesättigten Fettsäuren (das gute Fett, gell!). Eine solche Zusammensetzung macht sie hilfreich z.B. gegen Streß, sagen die Experten. In Deutschland hat sich das allerdings noch nicht so herumgesprochen, der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt hierzulande bei 0,15 kg (1992). Die Franzosen bringen es auf immerhin 1,1 kg. Es gibt hier also noch Reserven. Drum: Wenn es wieder einmal Streß geben sollte – einfach eine Avocado essen.

Oder selbige dem Verursacher an den Kopf werfen…

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