Die Welt, 12.Jan. 1993, S.6: Reaktion von in Nicaragua lebenden Deutschen auf den neuen Regierungskurs:
„Die Mitglieder des deutschen Klubs, die sich jeden Freitagabend auf dem Gelände der deutschen Schule (Colegio Alemán) an der südlichen Ausfallstraße Managuas (Carretera Sur) treffen und Victoria-Bier trinken, sind enttäuscht von Frau Chamorro. ‚Sie läßt sich von den Sandinisten manipulieren‘, sagt der Vertreter eines multinationalen Konzerns aus Deutschland. Allerdings gesteht er, daß seine Geschäfte florieren. ‚Uns geht es gut, viel besser als den armen Leuten in Nicaragua.“
Frankfurter Rundschau, 16.Jan.1993, S.2 (ZB): Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa, bekannt als Befürworter einer neoliberalen Wirtschaftspolitik und einer Demokratie nach westlichem Muster, zum Amtsantritt, von Bill Clinton am 20. Jan.:
„Bill Clinton hat ausdrücklich das mangelnde energische Vorgehen der republikanischen Regierung gegen die diktatorischen Regimes in Lateinamerika kritisiert, so daß man hoffen darf, daß mit ihm im Weißen Haus die Vereinigten Staaten eine nachdrückliche Politik der Isolierung und Sanktionen gegen die De-facto-Regierungen wie die von Haiti und Peru betreiben und eine Politik der Solidarität mit den von Staatsstreichen gebeutelten Demokratien wie die Venezuelas, Hinsichtlich Kubas hat der neue Präsident erklärt, daß er dagegen sei, das Embargo aufzuheben, solange ein Demokratisierungsprozeß nicht gewährleistet sei, und er macht sich sogar stark für das sogenannte Torricelli-Gesetz (…), das das Handelsverbot mit dem Regime Fidel Castros auch auf die ausländischen Tochtergesellschaften US-amerikanischer Firmen ausweitet.,.. Doch diese Unterstützung der neuen Demokratien würde wenig nützen, wenn sie nicht seitens der Vereinigten Staaten von einer Politik der offenen Türen begleitet würde, die den nordamerikanischen Markt für die Exporte seiner Nachbarn aus dem Süden öffnet und die wirtschaftliche Integration der Hemisphäre fördert. In diesem Bereich war die Politik der Regierung Bush gut… Bill Clinton hat wissen lassen, daß er das Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada unterstützt… Der Druck auf die neue Regierung, eine protektionistische Politik zu verfolgen,… wird in den kommenden Jahren zunehmen … Gibt die Regierung Clinton diesem Druck nach, wird die nordamerikanische Wirtschaftskrise sich verschärfen. Und für Lateinamerika wäre das unausweichlich eine Katastrophe.“
Die Blätter för deutsche und internationale Politik, Heft 1/1993, S.23-25 zum selben Thema:
„Höchst unerfreulich ist der Wahlausgang in den USA für die Regierung des argentinischen Präsidenten Carlos Menem, der sich als besonders eifriger Schüler der ‚panamerikanischen‘ Klasse hervorgetan hat. Menem lernt jetzt schnell Saxophon, meint ein aktueller Witz, um sich mit dem Nachfolger seines geschätzten Tennispartners Bush besser zu verstehen. Argentinien, ein Jahrhundert lang das enfant terrible des von Washington gepredigten Panamerikanismus, wurde unter Menem das genaue Gegenteil und ging so weit, zwei Schiffe in den Golfkrieg zu schicken, aus der Blockfreien-Bewegung auszutreten und schließlich sogar den Eintritt in die NATO zu beantragen.“
Neue Züricher Zeitung, 15.Dez. 1992, S.2: Zum Treffen der zentralamerikanischen Präsidenten in Panama:
„Die Präsidenten der sechs zentralamerikanischen Staaten Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama haben an einem dreitätigen Treffen in Panama City beschlossen, daß im Februar 1993 das Zentralsekretariat des Zentralamerikanischen Integrationssystems (SICA) mit dem Sitz in San Salvador seine Arbeit aufnehmen soll. Zum Generalsekretär wurde der Honduraner Roberto Herrera bestimmt. Oberstes Organ des SICA ist die Versammlung der Präsidenten, die seit etlichen Jahren im Sechsmonatsturnus erfolgt; in Panama handelt es sich um das 13. Treffen…
Die zentralamerikanischen Integrationsbemühungen stoßen allerdings nicht in allen Staaten auf volle Unterstützung. In Costa Rica und Panama sind die SICA-Vereinbarungen noch nicht ratifiziert worden. Im Parlament von San Jose gibt es starke Vorbehalte gegen allfällige politische Souveränitätsverluste. In Panama bremsen führende Wirtschaftskreise mit dem Argument, die panamaische Dienstleistungsökonomie lasse sich schlecht mit der vorwiegend auf Landwirtschaft basierenden Wirtschaft der übrigen Länder koordinieren. Beide Staaten haben sich bisher auch dem Zentralamerikanischen Parlament nicht angeschlossen…. Als Lokomotiven der zentralamerikanischen Integration betätigen sich El Salvador, Guatemala und Honduras. Sie konstituierten im September 1991 das unvollständige Zentralamerikanische Parlament, zu dem auch die nicaraguanischen Abgeordneten gestoßen sind. Im Mai dieses Jahres vereinbarten sie unter der Bezeichnung ‚Nördliches Dreieck‘ die Schaffung einer Freihandelsund Integrationszone ab dem 1. Januar 1993… . Vor zwei Wochen regten die Präsidenten der drei Staaten die Schaffung einer Zentralamerikanischen Föderation an; das Thema wurde jedoch gar nicht auf die Traktandenliste von Panama-City aufgenommen.
DER SPIEGEL, 8. Febr. 1992, S. 144 über: Brasiliens geheime Bombe:
Symbolträchtige Gesten sollten die Welt glauben machen, Brasilien habe seine Atomwaffenpläne aufgegeben: Ex-Präsident Fernando Collor de Mello ließ 1990 am Atomtestschach von Cachimbo ein Schäuflein Kalk in die Tiefe rieseln, bei der IAEO in Wien unterschrieb er ein Kontrollabkommen mit Argentinien. Die Enthüllungsjournalistin Tania Malheiros deckt jedoch jetzt in ihrem neuen Buch „A Bomba Oculta“ auf, daß die Militärs in aller Stille weiter ihr Programm vorantreiben. Collor-Nachfolger Itamar Franco nominierte als Chef seines Sekretariats für strategische Fragen Admiral Mario Cesar Flores, einen der Köpfe des lang geheimgehaltenen Bombenprojekts.
Zum angeblich aufgelassenen Prüfschacht ist der Zutritt gesperrt; der Vertrag mit Nachbar Argentinien wird im Kongreß wohl nicht gebilligt werden. Eine mächtige Lobby will SIEMENS auch den unterbrochenen KKW-Bau nahe Rio wieder ermöglichen, von dem die Militärs früher eifrig Ingenieure abwarben.