Puerto Rico: Immobilien statt Nahrung
|Gegen die in vielen Teilen der Welt zu beobachtende Tendenz der Flächenversiegelung und dem Wegfall von Flächen für den Nahrungsanbau regt sich nach dem Bekanntwerden einer neuen Initiative des puertoricensischen Gouverneurs Fortuño Widerstand. Er brachte einen Entwurf hervor, nach dem 20 Hektar Land, die gegenwärtig von der biologischen Forschungsstation „Estación Experimental Agrícola de Gurabo“ für die Erprobung des ökologischen Anbaus genutzt werden, an die Gemeinde überschrieben und für die Errichtung von Häusern freigegeben werden sollen. Der Wegfall dieser Flächen würde Puerto Ricos Ernährungssicherheit weiter gefährden, denn bereits schon jetzt werden 85% der Lebensmittel importiert (größter Importpartner: USA). Dass die Bevölkerung beim Wegfall der Importe nur 10 Tage mit frischen und maximal 4 Wochen mit haltbar gemachten Lebensmitteln versorgt werden könnte, ist bisher ein fernes Schreckensszenario. Dass die Versorgung mit Lebensmitteln nicht mehr sicher ist, ist bereits in Form von Preissteigerungen bei und dem Unerschwinglichwerden von bestimmten Lebensmitteln zu beobachten. Die Forschungsstation leistet hier Pionierarbeit und versucht über gezielte Zucht, Sorten für den lokalen Öko-Anbau zu entwickeln und zu erhalten. Davon abgesehen sind Lebensmittel nicht gleich Lebensmittel: Der Großteil, der Puerto Rico als Import erreicht, ist stark verarbeitet, besteht hauptsächlich Mais und hellem Getreide (hoher Energiewert, kleiner Nährwert), ist mit Zusatzstoffen versetzt, die in Europa bereits verboten sind und beinhaltet auch genetisch veränderte Lebensmittel, die in den Vereinigten Staaten im Verkauf sind und von großen Biotech-Konzernen entwickelt wurden. Neben einem Angriff auf die nationale Ernährungssouveränität und auf gentechnikfreie Anbaumethoden, handelt es sich bei dieser Umwidmung von Flächen auch um ein rechtliches Problem: Die Flächen, die der Universidad de Puerto Rico gehören, dürfen laut Statut nur für die landwirtschaftliche Forschung genutzt werden. Eine andere Nutzung, die nicht dem Wohl aller Bürger dient, ist eigentlich untersagt. Wenn dieser Präzedenzfall Schule macht, wäre das fatal: Dem „Ausverkauf“ öffentlicher und Uni-Besitztümer würde Tür und Tor geöffnet. Denn verkaufen, so sehen die Statuten weiter vor, darf die Uni gar nicht. So gingen die wertvollen Flächen im Falle einer positiven Entscheidung für lau an den neuen Besitzer. Der verdient damit gutes Geld – alle anderen müssen weiter zu steigenden Preisen Importe kaufen.