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Kolumbien: Sicherheitskräfte verhaften Anführer des kriminellen Bloque Capital

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Wer zu viel wolle, erreiche am Ende fast nichts, kommentierte die kolumbianische Schriftstellerin Piedad Bonnett die bisherigen Ergebnisse des von Präsident Petro in Angriff genommenen „totalen Friedens“. Bonnetts Meinungsäußerung ist nur eine von vielen, in den letzten Wochen häufen sich die kritischen Stimmen im Land. Tatsächlich hat das ehrgeizige Projekt der Regierung in verschiedenen Landesteilen eher das Gegenteil bewirkt: Die Zahl der Gewalttaten steigt, bewaffnete Auseinandersetzungen, Entführungen, Morde an sozialen AktivistInnen gehen ebenso weiter wie die Produktion von Drogen. Inzwischen kündigte der Präsident die Zurückhaltung gegenüber bestimmten Paramilitärs wie dem ultrarechten Clan de Golfo auf und wies die Sicherheitskräfte an, entschieden gegen die kriminellen Strukturen vorzugehen. In Bogotá verhafteten Sicherheitskräfte gestern Luis Alfonso Salamanca, genannt El Tío (Der Onkel). Salamanca gilt als der Anführer des Bloque Capital, der vor mehr als 20 Jahren vor den Toren der Hauptstadt ein Gewaltregime errichtet hatte. Der Bloque Capital, eine Fraktion der sogenannten Autodefensas Unidas de Colombia (AUC – Vereinigte Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens) führte in der südlich von Bogotá gelegenen Gemeinde Soacha eine sogenannte soziale Säuberung gegen Prostituierte,Drogenkonsumenten, Obdachlose und Jugendliche durchführte. Der Terror traf vor allem junge Menschen, gegen die eine nächtliche Ausgangssperre verhängt wurde, illegale Hinrichtungen waren an der Tagesordnung. Salamanca hatte sich nach der Demobilisierung der AUC unbehelligt als Geschäftsmann etabliert. Die Staatsanwaltschaft wurde erst auf ihn aufmerksam, nachdem Paramilitärs in ihren Aussagen im Zusammenhang mit dem Ley de Justicia y Paz (Gesetz für Gerechtigkeit und Frieden) auf ihn hinwiesen. Ihm wird vorgeworfen, 34 Morde persönlich angewiesen zu haben. Auch in Soacha wirkt das Regime der Paramilitärs nach; die Gewalt ist mittlerweile zum Alltag geworden, Andersdenkende werden in der Gemeinde nach wie vor einfach getötet: 2023 gab es mindestens 132 Morde, in diesem Jahr bereits 29. Die Verhaftung von El Tío gibt der Justiz nicht nur die Möglichkeit die Strukturen des Bloque Capital aufzudecken, die Soacha vor mehr als 20 Jahre terrorisierte, sondern sie kann darüber hinaus auch einen Weg eröffnen, die aktuelle Gewaltspirale einzudämmen, die die Verwirklichung eines „totalen Friedens“ verhindert. (Bildquelle: flickr – natalia pinto, cc)

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