Honduras: Kritische Fragen an deutschen Turbinenhersteller Voith Hydro
|Deutsche und österreichische NGO haben sich in einem heute publizierten offenen Brief an die Heidenheimer Firma Voith Hydro, ein joint venture mit Siemens, gewandt. Sie verleihen damit ihrer Sorge wegen der eskalierenden Übergriffe gegen die Gegner des Wasserkraftwerks „Agua Zarca“ im Grenzgebiet der honduranischen Provinzen Intibucá und Santa Barbara Ausdruck. Sowohl Polizei und Militär, als auch Mitglieder der honduranischen Betreiberfirma DESA und Unbekannte gingen gewaltsam gegen die seit drei Monaten friedlich mit einer Straßensperre protestierenden betroffenen Dorfbewohner und die sie unterstützende Organisation COPINH vor (sh. noticia vom 29.05.2013) und verbreiteten Angst und Schrecken in den betroffenen indigenen Lenca-Gemeinden. Diese hatten das Kraftwerk in mehreren Vollversammlungen mehrheitlich abgelehnt. Ein Kraftwerksgegner wurde Ende Juni mit Machetenhieben schwer an Händen und Gesicht verletzt. Voith Hydro liefert die Turbinen und weiteres Equipment für das umstrittene Projekt am Gualcarque-Fluss und wird offenbar auch mit technischen Koordinierungsaufgaben vor Ort betraut sein. Das Kraftwerk, an dem auch die chinesische SINOHYDRO beteiligt ist, gilt mit 22 MW als Kleinprojekt. Der Ausgang des lokalen Konfliktes ist jedoch bedeutend für die weitere Entwicklung in ganz Honduras. Der Fachpresse zufolge soll „Agua Zarca“ das Startprojekt für eine Serie weiterer Kraftwerke in bisher unerschlossenen Regionen von Honduras sein, die allerdings relativ hohe Kosten für Erschließung und Stromtransport mit sich brächten. Es wird vermutet, dass die dort erzeugte Energie hauptsächlich in transnationale Bergbauprojekte fließen wird, teils auch in Weltmarktfabriken und das im Aufbau befindliche Verbundnetz, das von den USA und Mexiko über Zentralamerika bis Kolumbien reichen soll. Der honduranische Staat befindet sich wegen seiner extrem hohen Mordrate, fehlender Rechtsstaatlichkeit und anhaltender Menschenrechtsverletzungen zwar im Fokus verschiedener supranationaler Organisationen ( z.B. des UN-Sonderberichterstatters über Söldnertruppen), zugleich gilt das an Rohstoffen und Naturgütern reiche Land aber als geostrategische Schlüsselstelle für die Interessen der USA und zunehmend auch Chinas (Bildquelle: COPINH_).
Belo Monte in Brasilien, Barro Blanco in Panama … die Liste an Staudammprojekten in Lateinamerika ist lang und fast immer wird die lokale, indigene Bevölkerung übergangen. Die Folgen für Unsere letzten unberührten Ökosysteme sind katastrophal. Für die Bevölkerung bedeuten Staudammprojekte auch Wasserknappheit, Straßen, Arbeiter, Bars, Prostitution, Holzfäller und Viehweiden. Leider beteiligen sich auch deutsche Firmen rege an diesem Raubbau. Das Barro Blanco Projekt wird von der deutschen DEG Entwicklungsbank finanziert trotz massiver Proteste und Kritik. Was hat das noch mit Entwicklungshilfe zu tun ?