Haiti: Stichwahl um das Präsidentenamt in den Medien nicht präsent
|Bomben auf Libyen, Neues von den Katastrophenreaktoren in Fukushima, Schätzungen der Schadenssumme für das Erdbeben sowie den Tsunami in Japan und natürlich die Bundesliga, schon mit Abstand die Ergebnisse der Wahl in Sachsen-Anhalt, Kolumnen über das Wochenendabendprogramm und die Buchmesse Leipzig, ach ja, und Knut: Das sind die Themen der deutschen Medien – aller deutscher Medien am Montag. Als würde in der Welt sonst nichts weiter geschehen. Die Karawane der Journalisten zieht immer weiter. Von Haiti, dass am 12.01.2010 kurz im Zentrum des Interesses stand, als dort die Erde bebte, über 300.000 Menschen den Tod fanden und die Hauptstadt Port-au-Prince in Schutt und Asche verwandelt wurde, berichtet heute kaum noch jemand. Dabei fand gestern die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. 4,7 Millionen Haitianer waren aufgerufen, zwischen Mirlande Manigat und Michel Martelly als neuen Staatschef zu entscheiden. Die ersten Ergebnisse werden erst für den 31.03.2011 erwartet, angesichts der nach wie vor katastrophalen infrastrukturellen Lage im Land kein Wunder. Dass die Frau des ehemaligen Präsidenten Leslie Manigat und Professorin für Verfassungsrecht, Mirlande Manigat, oder ihr Herausforderer, der Musiker Michel Joseph Martelly („Sweet Micky“), die schwerwiegenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme Haitis lösen können, scheint ihnen nur ein kleiner Teil der Bevölkerung zuzutrauen. Beim ersten, auf den 28.11.2010 verschobenen Wahlgang beteiligten sich gerade einmal 23 Prozent der registrierten Wähler. Obwohl dabei Manigat mit 31,37% als Siegerin gegenüber Jude Célestin (22,48%) – er verzichtete nach Manipulationsvorwürfen auf die Stichwahl – und Martelly (21,84%) hervorging, ist der Ausgang der Stichwahl vollkommen offen. Im Vorfeld der Wahl sorgte die Rückkehr von Jean-Bertrand Aristide, dem beide Kandidaten sehr kritisch gegenüber stehen, für Aufregung. Und bereits im Januar 2011 war auch der frühere Diktator Jean-Claude Duvalier („Baby Doc“) nach knapp 25 Jahren Exil nach Haiti zurückgekehrt (Bildquelle: United Nations Development Programme).