El Salvador: Ex-Vizeminister und Ex-Oberst Inocente Orlando Montano Morales für Jesuitenmord verurteilt
|Der Strafgerichtshof in Madrid hat am 11. September 2020 das Schuldurteil gegenüber Inocente Orlando Montano wegen Mordes an fünf spanischen Jesuitenpatres und -professoren der UCA (Zentralamerikanische Universität) auf dem UCA-Campus in San Salvador am 16. November 1989 gesprochen: 26 Jahre und acht Monate Haft für den Mord an jedem dieser Patres, insgesamt also mehr als 133 Jahre Strafvollzug, lautete der Richterspruch. Wenn Montano so lange lebte, müsste er 30 Jahre davon „absitzen“. Die Verteidigung kann noch Berufung einlegen. Für die Ermordung des salvadorianischen Padre sowie der Haushälterin und deren Tochter erklärte das Gericht Montano zwar für „verantwortlich“ – verurteilen durfte es ihn dafür aber nicht, weil die USA ihn 2017 nicht wegen dieser Taten an Spanien ausgeliefert hatten. Montano war einer von denen, die den Befehl zu den Morden gegeben haben. Bisher ist für sie nur Ex-Oberst Guillermo Benavides und Gründer einer Todesschwadron, der den Mordbefehl an die Mörder weitergab, praktisch verurteilt worden. Der im Bericht der Wahrheitskommission als (anderer) Befehlsgeber benannte und formal ebenso von einem spanischen Gericht verurteilte Ex-Oberst René Emilio Ponce ist bereits verstorben. Bei den Ermordeten handelte es sich um Ignacio Ellacuría (Rektor der UCA), Ignacio Martín-Baró (Vize-Rektor), die Lehrkräfte der UCA Segundo Montes Mozo, Armando López Quitano, Juan Ramón Moreno Pardo und Joaquín López y López sowie die Bedienstete Elba Ramos und ihre Tochter Celina. Alle wurden wegen „Kollaboration mit der Guerilla“ am 16. November 1989 durch das Batallón Atlacatl ermordet. Dies war die Revanche für die Novemberoffensive der FMLN vom 11. November 1989. Damit wollten sich jene Kräfte in Armee und Regierung profilieren, die gegen eine Friedensverhandlung waren. Die Tat weckte, wie schon zuvor der Mord an Erzbischof Romero, die öffentliche Empörung, zumal es sich bei den Opfern um unbewaffnete, der Religion sowie der Friedenssuche verpflichtete Jesuiten und Wissenschaftler mit einem hohen Prestige handelte. Insbesondere der Jesuitenpater Ellacuría konnte, da er die Verhandlungsbestrebungen beider Kriegsparteien unterstützt hatte, als Brücke zwischen FMLN und Präsident Cristiani gelten. Selbst rechtsstehende Militärs bezeichneten damals die Tat als „schlimmsten Verrat“. Denn die FMLN, zuvor in ihrem militärischen Anspruch geschlagen und international geächtet, wurde durch die Mordtaten indirekt aufgewertet. Hatte die Ermordung von Erzbischof Romero 1980 die endgültige Wende der Volksbewegung hin zu einer Unterstützung oder zumindest Akzeptanz des bewaffneten Kampfes hervorgerufen, so besaß die der Jesuiten einen gegenteiligen Effekt, jedoch mit ähnlicher Dimension – eine Friedenslösung konnte in den Augen der Öffentlichkeit nun nicht mehr aufgeschoben werden. Montano, zum Zeitpunkt des Urteils 77 jährig, erklärte sich im Gerichtssaal für „nicht schuldig“. Mehr als 30 Jahre nach der Tat erging damit den Opfern dieses, wie es im Urteil heißt, „terroristischen Mordes“ endlich Recht und Gerechtigkeit. Und der Mörder heißt doch mit Vornamen tatsächlich Inocente! (Bildquelle: Quetzal-Redaktion_hz).