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Chile: Nahezu einen Monat nach Verhängung des Ausnahmezustands im Süden des Landes aufgrund von Forderungen der Mapuche

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Lesedauer: 2 Minuten

Noticias_Chile_Bild_Quetzal-Redaktion_solebDer vom chilenischen Präsident Sebastián Piñera verhängte und bereits verlängerte Ausnahmezustand im Süden des Landes läuft am kommenden Donnerstag, dem 11. November, ab. Diese Maßnahme, die am 12. Oktober, dem „Tag der Begegnung zwischen zwei Welten“ eingeleitet wurde, folgte Demonstrationen, die zwei Tage zuvor von Mitgliedern indigener Gemeinschaften in der Hauptstadt Santiago de Chile veranstaltet worden waren. Die Proteste, die unter dem Motto „Marsch für den Widerstand der Mapuche und die Autonomie der Völker“ standen, zielten darauf ab, dass die neue Verfassung Chiles die historischen Forderungen des Mapuche-Volkes nach Land und Selbstbestimmung erfüllt. Die Reaktion der Regierung zeigte sich im Form einer massiven Unterdrückung der Demonstrierende, die in zahlreichen Verhaftungen und Verletzungen sowie den Tod einer bekannten Menschenrechtsanwältin gipfelten. Proteste im Süden des Landes, den Regionen Bío-Bío und Araucanía, wo der Ausnahmezustand seitdem gilt, wurden vom Präsident Piñera als „schwere Störung der öffentlichen Ordnung“ verurteilt. Trotz der nachdrücklichen Erklärung Piñeras, die Maßnahme richte sich nicht gegen ein bestimmtes Volk, eine bestimmte Ethnie oder eine bestimmte Gruppe, haben die Demonstrationen einen historischen Hintergrund, der bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht, als sich der damals neu gegründete chilenische Staat diese Gebiete gewaltsam unterwarf. Seitdem gibt es in beiden Regionen einen Konflikt zwischen dem Mapuche-Volk und dem Staat über den Besitz von Ländereien, die die Mapuche als ihr angestammtes Recht betrachtet und die an Privatpersonen, vor allem Forstunternehmen und Landbesitzer, vom Staat übergeben wurden. In einer Pressekonferenz diskreditierte der Staatschef ausdrücklich die Protestaktionen und betonte die Bedeutung des Dekrets aufgrund der „schweren und wiederholten Gewalttaten im Zusammenhang mit Drogenhandel, Terrorismus und organisierter Kriminalität“. Die Militarisierung der Regionen Bío-Bío und Araucanía, die durch die Anwesenheit und das repressive Vorgehen von etwa 2.000 Angehörigen der chilenischen Sicherheitskraft auf den Straßen zum Ausdruck kommt, hat bislang nicht nur zu Festnahmen, sondern auch zum Tod von AktivistInnen geführt. Auch wenn das Volk der Mapuche fast 10% der Gesamtbevölkerung Chiles ausmacht, ist dies weiterhin Opfer der Unsichtbarmachung durch den Nationalstaat. Eine weitere Verlängerung des Ausnahmezustands bedarf der Zustimmung des Parlaments (Bildquelle: Quetzal-Redaktion_soleb).

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