Argentinien: Denkmal zur Erinnerung an Osvaldo Bayer in Patagonien zerstört
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Im Rahmen einer Hommage an den verstorbenen argentinischen Historiker, Schriftsteller, Journalisten und Dozenten Osvaldo Bayer (1927-2018) an der Universität von Buenos Aires wurde eine Gedenktafel eingeweiht. Das Werk ist eine Nachbildung des ursprünglichen Denkmals, das 2023 in der Stadt Río Gallegos errichtet und am vergangenen 25. März auf Anordnung der nationalen Regierung vom Verkehrsamt abgerissen wurde. Das von dem Künstler Miguel Jerónimo Villalba entworfene Denkmal war einerseits eine Würdigung Bayers, der die blutige Repression gegen die Landarbeiter Anfangs der 1920er Jahren untersucht hatte, als die Armee etwa 1500 Streikende erschoss, die ihre Forderungen gegenüber den Landbesitzern erhoben. Andererseits machte sie auf die Kontinuität der repressiven Rolle des Militärs zu Beginn des Jahrhunderts bis hin zum grausamen Verschwindenlassen von Menschen durch die 1976 errichtete Diktatur aufmerksam. Bayers Recherchen, die in dem Buch Aufstand in Patagonien zusammengefasst sind, trugen dazu bei, die Fakten sichtbar zu machen und den vergessenen Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen – und zwangen ihn letztlich zum Exil in Deutschland. Das offizielle Argument, das Denkmal sei entfernt worden, weil es die Sicht der Autofahrenden behindere, konnte nicht überzeugen, zumal es völlig zerstört und nicht versetzt wurde. Die Tatsache, dass die Ereignisse nur wenige Stunden nach dem „Nationalen Tag des Gedenkens und der Gerechtigkeit“ stattfanden, der an den Staatsstreich von 1976 erinnert, wurde von Menschenrechts- und sozialen Organisationen als Provokation seitens der nationalen Regierung aufgefasst. Mitglieder der Straßenarbeitergewerkschaft gaben ein Kommuniqué heraus, in dem sie die Beamt:innen des Verkehrsamtes verurteilten, die Bevölkerung von Santa Cruz und im Gedenken an die Opfer der Repression und an Bayer um Vergebung baten. Nach offiziellen Angaben solle das Denkmal restauriert werden, damit es an einem neuen Standort aufgestellt werden kann. (Bild: argentinahumana, CC)