Argentinien: Nach dem Default in der Klemme
|Argentinien hat den neuerlichen Verzug bei der Schuldentilgung nicht abwenden können. Kritiker gehen sogar so weit zu behaupten, es stand nie in Aussicht, dass sich das Land mit den Hedgefonds auf eine Lösung einigt. Doch egal, wie verwerflich man das Geschäftsgebahren von NML Capital auch finden mag: Sie bekamen vor Gericht Recht – obwohl sie Argentinien nie einen Kredit gewährt hatten, obwohl sie mit 80 bis 85 Prozent Abschlag argentinische Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt aufkauften, obwohl sie damit aus 48 Millionen US-Dollar 832 Millionen US-Dollar gemacht haben. Das Gericht entschied, dass Argentinien den vollen Nennwert der Anleihen – inklusive Zins und Zinseszins – an NML Capital (und andere) zurückzahlen müsse. Die sogenannte Hold-out-Strategie der Hedgefonds ging also auf. Denn die basiert auf US-Recht und -Rechtsprechung. Argentinien befindet sich daher in einer Klemme: Zahlt sie NML Capital aus, folgen bald weitere Forderungen, schließlich hält NML nur knapp 15 Prozent der Hold-Out-Bonds mit einem Nennwert von 11 Milliarden US-Dollar. Außerdem könnten all diejenigen klagen, die zum Teil auf 75 Prozent ihrer Forderungen bei den vorangegangenen Umschuldungen seit 2002 (unfreiwillig) verzichten mussten. Es läge gegenüber NML Capital eine Ungleichbehandlung vor. Sollten entsprechende Gerichtsprozesse geführt und gegen Argentinien entschieden werden, ergäben sich weitere Forderungen in Höhe von etwa 20 Milliarden US-Dollar. Das Geld fehlt dann natürlich für nationale Entwicklungs- und Sozialprogramme, was den Unmut der Bevölkerung wecken wird. Zahlt hingegen Argentinien die Hedgefonds nicht aus, träte der „Zahlungsausfall“ ein. Das Land wäre wieder einmal pleite. Die katastrophale Folge bestünde dann vor allem darin, dass die Rückkehr an die internationalen Finanzmärkte versperrt bliebe. Noch vor kurzem sah es so aus, als würde Argentinien nach knapp zwölf Jahren über Schuldenschnitte und Rückzahlung von Altschulden diesen Schritt bald schaffen. Jetzt hingegen ist die Lage düsterer denn je (Bildquelle: Quetzal-Redaktion, ecm).