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Lateinamerika: Was kommt nach dem Wirtschaftsboom 2010?

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Derzeit macht Lateinamerika Schlagzeilen als boomender Kontinent: Auf dem Weltwirtschaftsforum Ende Januar in Davos wurden seine aufstrebenden Märkte als „neuer Motor der Weltwirtschaft“ gefeiert und die kommenden Jahre kurzerhand zur „Dekade Lateinamerikas“ erklärt. Mit einer Steigerungsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von durchschnittlich 6 Prozent im Jahr 2010 verzeichnen die Länder südlich des Rio Grande einen unerwarteten Höhenflug. Für 2011 wird eine weitere Erhöhung um 4,3 Prozent prognostiziert. Erstmals habe damit Lateinamerika eine globale Wirtschaftskrise aus eigener Kraft gemeistert. In Hinblick auf soziale Entwicklung konstatiert die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) zugleich sinkende Armutsraten. So betonte die Exekutivsekretärin der Organisation, Alicia Bárcena, am 10. März in El País, dass dieser wichtige Sozialindikator im vergangenen Jahr mit 32,1 Prozent den tiefsten Stand seit 30 Jahren erreicht hat. Die Ursache für diesen positiven Trend sieht die CEPAL in der Kombination von Wirtschaftswachstum und staatlicher Sozialpolitik. Während 1990/91 der Anteil der Sozialausgaben lediglich bei 12,2 Prozent des BIP gelegen habe, betrug er 2007/08 immerhin 18 Prozent. Zuvor hatte die UN-Organisation in einem Bericht allerdings vor einem „Rückfall in die Primärgüterproduktion“ gewarnt. Auch die wachsende Inflationsgefahr und der damit verbundene Aufwertungsdruck auf die nationalen Währungen sind nicht zu übersehende Signale dafür, dass durch den Boom die strukturellen Defizite und Abhängigkeiten Lateinamerikas eher vertieft als gemildert werden. Immer mehr Regierungen wollen durch Kapitalverkehrskontrollen und neue Steuern den Zufluss ausländischen Kapitals mindern, um damit einer künftigen Krise besser begegnen zu können. Ungeachtet dessen bleiben die anhaltend niedrige Arbeitsproduktivität der nationalen Ökonomien und die strukturell bedingte Verwundbarkeit gegenüber den Schwankungen des Weltmarktes die entscheidenden Schwachstellen. Die stark gestiegenen Rohstofflieferungen vor allem nach Asien, wichtigste Quelle des jüngsten Booms, dürften deshalb als Basis für eine nachhaltige Entwicklung Lateinamerikas wenig geeignet sein.

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